Attraktivität steigt weiter / hohe Nachfrage
Karlsruher Tollhaus blickt auf Rekordjahr zurück
Karlsruhe. Auf die heilende und stärkende Kraft von Kultur auch in Zeiten des Virus verwies Bernd Belschner beim Tollhaus-Jahresempfang. Zufrieden blickte der geschäftsführende Vorstand des Karlsruher Kulturzentrums auf ein Jahr der Rekorde zurück. Mehr als 141.000 Besucherinnen und Besuchern hatten 2019 die Veranstaltungen des 1982 gegründeten Kulturvereins besucht, das waren mehr Menschen als je zuvor. Auch das Sommerfestival ZELTIVAL, das im vergangenen Jahr sein 25-Jähriges feierte, trug mit seinem eigenen Rekord zum guten Gesamtergebnis bei, das das Tollhaus mit seinem vielseitigen Programm erzielte. „Wir hatten über 320 Veranstaltungen“, so Belschner, „mehr denn je, und dies, obwohl wir es gar nicht auf immer mehr und immer größer anlegen.“ Das gute Ergebnis unterstreiche, dass das Tollhaus auf dem Alten Schlachthof ein „sehr attraktiver Anlaufpunkt“ sei.
Mit der Stiftung der Sparda-Bank fand das Tollhaus im vergangenen Jahr einen bedeutenden Unterstützer für seine Festivals, und es wird demnächst erstmals Drehort eines Fernseh-Tatorts sein. Dieser sei für die Zuschauer allerdings in Ludwigshafen angesiedelt, wie Belschner bedauernd vor dem bestens gefüllten Tollhaus-Saal verriet. Besonders stolz sei man, 2021 gemeinsam mit dem SWR die Verleihung des deutschsprachigen Kabarettpreises Salzburger Stier auszurichten, so Belschner.
Dennoch präge die Geschichte des Tollhaus auch weiterhin ein Auf und Ab, was sich im vergangenen Jahr für den laufenden Betrieb des Kulturzentrum besonders in Herausforderungen durch personelle Wechsel gezeigt habe. „Auch in unserem Bereich müssen wir von einem Fachkräftemangel sprechen“, so Belschner. Als ungünstig erweise sich auf dem Gelände des Kreativparks Alter Schlachthof weiterhin die Parkplatzsituation, die angesichts zunehmender Neubauten und Baustellen von steigendem Bedarf bei schwindendem Angebot geprägt sei. Belschner empfahl soweit möglich die Anreise mit dem Fahrrad. Starken Beifall erhielt seine Ankündigung, dass das Tollhaus mit der KVV darüber in Verhandlungen (oder im Gespräch) sei, die Veranstaltungstickets auch als Fahrkarten gelten zu lassen. Zunehmend gebe es Probleme mit Ticketbörsen, die teilweise unter falschen Behauptungen Eintrittskarten überteuert anbieten. Belschner verwies nachdrücklich auf die offiziellen Kanäle, über die man die Tickets zum reellen Preis beziehen kann.
„Je älter man wird, desto mehr Jubiläen gilt es wohl zu feiern“, sagte der Tollhaus-Geschäftsführer in seiner launigen Ansprache, der in der Jahresvorausschau gleich drei hervorhebenswerte Geburtstage ausmachte. So findet das populäre Straßentheaterfestival „Platzda!“ am 7. und 8. Mai zum 15 Mal statt. Im Juni jährt sich zum zehnten Mal die Eröffnung des großen Saals, mit dem sich das Karlsruher Kulturzentrum 2010 eine zweite Spielstätte geschaffen hat. „Wir nennen ihn immer noch Neubau. Auch wenn die historische Halle unter dem denkmalgeschützten Dach des Viehhofs unser Herzstück bleiben wird, hat uns der große Saal noch viel mehr gebracht, als wir uns damals erhofft hatten“, so Belschner.
Attraktivität steigt weiter
Etwa die Hälfte der jährlichen Veranstaltungen finden mittlerweile im „Neubau“ statt, der sich als überaus flexibel bewährt. Hier finden aufwändige Tanz- und Zirkusproduktionen beste Bedingungen, ebenso kann der Raum für kleinere Veranstaltungen angepasst werden. Das jüngste Tollhaus-Kind ist das aus dem Stand europaweit vernetzte und beachtete ATOLL Festival für zeitgenössischen Zirkus, das vom 17. bis 27. September seine fünfte Auflage haben wird. Zu den weiteren Jahreshöhepunkten zählen die Tollhaus-Verantwortlichen den Vortrag des Mahatma-Ghandi-Enkels Arun Ghandi und sozialpolitischen Aktivisten am 17. März, die Kulturnacht auf dem Alten Schlachthof „Schwein gehabt!“ am 16. Mai sowie das Sommerfestival ZELTIVAL, für dessen erste Veranstaltungen der Vorverkauf begonnen hat. Die Hamburger Liedermacherin Anna Depenbusch und die seit Jahren in Deutschland lebende Gitarristin und Sängerin Zélia Fonseca umrahmten den Jahresempfang musikalisch. jof
Autor:Jo Wagner |
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