Noch vor Monatswechsel mit 29 Bewerbern rekordverdächtig
Bad Herrenalb: Von den Spaßkandidaten erschien kaum ein Dutzend
Bad Herrenalb. Im Fernsehen kam der Bundessprecher der Satiretruppe zu Wort, der Hauptamtsleiter lachte laut auf: zu einem möglichen Eintrag ins „Guinness Buch“ der Rekorde.
Die Kurstadt hat bei der Wahl eines neuen Bürgermeisters am Sonntag, 20. Oktober, nun zwar möglicherweise den bislang längsten Wahlzettel, doch von den 29 Bewerbern aus dem gesamten Bundesgebiet, die sich anschickten Bürgermeister zu werden, erschien dann doch kaum ein Dutzend vor Ort.
War also alles nur Showeffekt? Viel Lärm um Nichts? An der letzten von vier offiziellen Vorstellungsrunden, die Stadtrat und Wahlausschuss beschlossen hatten, waren noch einmal vier der so genannten „Spaßkandidaten“ angekündigt – von insgesamt 24. Erschienen ist am Ende auch nur noch einer, der aus Hessen angereiste 38-jährige Falko Görres. Er sorgt zum Ende seiner kurz gehaltenen Rede für Gelächter: Das Amt, das er anstrebe, wolle er „im Frankfurter Home-Office“ ausführen.
Für Aufmerksamkeit im Bad Herrenalber Bürgermeisterwahlkampf sorgte nicht nur Görres. Bei dem ersten Vorstellungstermin, im Kurhaus in der Kernstadt, beschrieb der Karlsruher Kandidat Jörg Lesser (60), der als Berufsangabe „Privatier“ angab, die Parallelen zwischen ihm und Bad Herrenalb: „Beide überaltert und völlig verschuldet“.
Ein anderer Kandidat sprach zehn Minuten nur darüber, dass er sich kurz halten wolle. Auch der Student Max Braun (25), seit 2014 in Karlsruhe Stadtrat, kam eher als Ulknudel rüber: sein Programm, von dem er „gewiss nichts umsetzen wolle“, umfasse Sonderfahrspuren für „Tuk Tuks“ und Flugtaxis, dazu wolle er „ein Abbiegeverbot für Lastwagen“.
Rund 500 Zuhörer kamen Ende September ins Kurhaus. Die Stadt hatte sich im Vorfeld arg in Bedrängnis gefühlt, angesichts der Vielzahl der Bewerber aus dem gesamten Bundesgebiet. Hauptamtsleiter Ralph Götzmann schrieb schon früh die Kandidaten an, bat um Mitteilung, wer tatsächlich vor Ort auftreten wolle – mit einer strikten Fristsetzung. 15 Minuten hatte zuvor der Wahlausschuss zur Präsentation jedes einzelnen festgesetzt: während im Kurhaus die Vorstellungsrunde immerhin rund zwei Stunden dauerte, war sie beim vierten Termin, im Ortsteil Neusatz, bereits nach 50 Minuten durch. Der bisherige Amtsinhaber Norbert Mai (parteilos), der alle vier Vorstellungsrunden moderierte, wirkte dabei dann doch auch eher gelassen.
Was bleibt von dem kurzzeitigen Medienhype für Bad Herrenalb? Die übergroße Aufmerksamkeit schlug sich wohl auch nieder in den überfüllten Sälen der vier Vorstellungsrunden. Rund 1.000 Bürger – bei etwa 6.300 Wahlberechtigten – wollten die Bewerber zu Gesicht bekommen, auf Herz und Nieren prüfen.
Am Ende wird die Wahl vermutlich unter drei der Kandidaten entschieden, die sich schon vor Wochen in den Wahlkampf stürzten: dem 59-jährigen Karlsruher Tourismus-Experten Klaus Hoffmann, Kämmerin Sabine Zenker (36) und dem Ettlinger Rechtsanwalt Marc-Yaron Popper (43). Zumindest einen Achtungserfolg traut man dem Berufsfeuerwehrmann Egon Nagel (59) zu. stj
Infos: www.badherrenalb.de
Autor:Jo Wagner |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.