Kreatives auf der "documenta fifteen"
"BeeCoin", "Cheesecoin", "Dayra" und "Jalar"
Kreativ. Das Experimentieren mit Wirtschaftsmodellen steht mit im Zentrum der "documenta fifteen". Dazu wurden zahlreiche Working Groups ins Leben gerufen, die konkrete Praktiken zum Aufbau kollektiver Kunstökonomien entwickeln – basierend auf den lumbung-Werten wie lokale Verankerung, Humor, Großzügigkeit, Unabhängigkeit, Transparenz, Genügsamkeit und Regeneration.
Zur Begrifflichkeit: "lumbung" ist das indonesische Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird.
Ihr Ziel ist es, eine Lebensweise neu zu definieren, die vom Wohlergehen der Gemeinschaft und ihrer langfristigen Nachhaltigkeit ausgeht. Im Sinne des nachhaltigen lumbung-Prozesses zielen die Bestrebungen auf den Aufbau eines nachhaltigen lumbung – eines Speichers kollektiver Ressourcen – um das Überleben von Künstler-Kollektiven auf der ganzen Welt zu sichern.
Um zu diskutieren, wie solch eine langfristig angelegte lumbung-Wirtschaft aussehen könnte, treffen sich die 14 lumbung member und das Künstlerische Team seit Oktober 2020 regelmäßig in der Working Group lumbung Economy. Hieraus gingen weitere Working Groups hervor: lumbung Kios, lumbung Gallery, lumbung Land und lumbung Currency.
Diese Working Groups bieten konkrete Mechanismen zur Bereitstellung von Ressourcen für den langfristigen Aufbau einer kollektiven Reisscheune. Im Sinne des „Transvestment” werden Mittel horizontal umverteilt, um von der klassischen Ausstellungsökonomie zu einer gemeinwohlorientierten lumbung-Wirtschaft zu gelangen.
lumbung Currency Working Group
Die Working Group lumbung Currency zielt auf die Stärkung und Verbindung der Gemeinschaftswährungen, welche vier der lumbung member entwickelt haben: BeeCoin von lumbung member ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, Cheesecoin von INLAND, Dayra von The Question of Funding und Jalar von Gudskul.
Diese Währungen ermöglichen die Entwicklung eigener Tauschsysteme. Dabei entscheidet die Gemeinschaft über den Wert der Waren. Der Tausch derselbigen basiert auf konkreten Bedürfnissen statt auf abstrakten Werten. In den Jahren vor der documenta fifteen wurden dazu mehrere Workshops mit Akteuren organisiert, die bereits erfolgreich Gemeinschaftswährungen entwickelt haben, etwa Grassroots Economics in Kenia sowie mit Paul Seidler und Steph Holl-Trieu, die die Digitale Autonome Organisation (DAO) für den BeeCoin der lumbung member (ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik) mitentwickelt haben.
Aus diesen Arbeitstreffen gingen die nun existierenden Währungen der lumbung member hervor, deren Entwicklungsprozesse teilweise in der Ausstellung nachvollzogen werden können. Nach dem Ende der Ausstellungslaufzeit der documenta fifteen sollen die zu diesem Zeitpunkt hoffentlich bereits stärker florierenden Währungen miteinander zusammengeführt werden. So wird ein Tauschsystem zwischen lokalen Communities außerhalb der Bürokratie bestehender Bankensysteme ermöglicht.
Autor:Jo Wagner |
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