Intelektueller Tiefpunkt zum Saisonstart
Die Frau ohne Schatten in Stuttgart

Opernhaus in Flammen | Foto: Marko Cirkovic
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In der verschwenderisch schattigen Weite des Opernhauses Stuttgart entfaltete sich eine Aufführung von Richard Strauss' „Die Frau ohne Schatten“, die den Zuschauerraum in einen Bann aus magischer Musikalität und dramatischer Intensität zog. Der Komponist, bekannt für seine opulenten Klanglandschaften und tiefgreifenden psychologischen Einsichten, fand in diesem Werk zu einer fast überwältigenden Synthese aus symphonischer Dichte und lyrischer Expressivität.

Die Handlung der Oper, ein Gewebe aus Traum und Wirklichkeit, entfaltete sich in dieser Inszenierung wie ein mystisches Märchen, durchtränkt mit Symbolismus und emotionaler Resonanz. Der Schatten, als Metapher für Fruchtbarkeit und Menschlichkeit, wurde hier zum Leitmotiv einer Erzählung über Liebe, Opfer und Transformation.

OK genug Bullshit... so war es leider nicht.

Die Inszenierung an der Staatsoper Stuttgart mutierte Richard Strauss' "Die Frau ohne Schatten" in ein derart abstoßendes und absurdes Nonsens-Spektakel, dass man sich fragte, ob der Regisseur David Hermann seine Inspiration wirklich aus der Musik zog oder eher aus der modernen Popkultur. Die kühne Neuinterpretation entpuppte sich als ein groteskes Fiasko, das die Essenz der Oper in den Dreck zog.

Die Entscheidung, die Oper in eine dystopische Science-Fiction-Welt zu verlegen, die Anklänge an „Die Tribute von Panem“ und „DUNE“ zeigte, war nicht nur befremdlich, sondern wirkte wie ein kultureller Vandalismus. Die Welten der Färberin und der Kaiserin vermengten sich in einem Durcheinander, das weder Sinn noch Verständnis für die feinsinnigen Nuancen des Originals zeigte. Es war, als hätte der Regisseur in einem Anfall von kreativer Verwirrung die klaren Welten von Strauss' Werk in den Wind geschlagen.

Die Verwendung von plumper und billig wirkender Symbolik glich einem schlechten Witz. Jede Szene schien darauf ausgelegt, das Publikum zu schockieren und zu provozieren, anstatt eine tiefere Verbindung zum Werk herzustellen. Anstatt Strauss' komplexe musikalische und dramatische Strukturen zu erforschen, verlor sich die Produktion in einem Strudel der Geschmacklosigkeit und Oberflächlichkeit.

Das Ende der Oper war nicht nur ein Tiefpunkt der Inszenierung, sondern ein Frontalangriff auf den guten Geschmack. Die Szenen, in denen Charaktere von einer schwebenden Lichtgestalt befruchtet wurden, gefolgt von der Geburt einer grotesker Kreatur, überschritten nicht nur die Grenzen des Anstands, sondern verhöhnten auch das Werk von Strauss. Diese Darbietung erinnerte eher an schlechte B-Horrorfilme als an eine ernstzunehmende Operninszenierung.

Wenn man dieses absurde Durcheinander auf der Bühne als Regiekonzept bezeichnen wollte, könnte man nur zu dem Schluss kommen, dass David Hermann sich in einem Zustand künstlerischen Deliriums befunden haben musste. Es schien, als hätte er Strauss' Musik in den dunkelsten und schmutzigsten Ecken einer Kinotoilette erfahren und diese verzerrte Wahrnehmung auf die Bühne übertragen.

Die Aufführung war nicht nur eine bittere Enttäuschung, sondern ein Alptraum für jeden, der die Kunst der Oper und das Erbe von Richard Strauss schätzt. Es war eine Vorstellung, die in Erinnerung bleiben wird, allerdings aus den falschen Gründen. Ein bedauernswerter Tiefpunkt in der Geschichte der Operninszenierung, der deutlich machte, dass Provokation und Experimentierfreude ohne tiefes Verständnis und Respekt für das Ausgangsmaterial in eine sinnlose und zerstörerische Farce abdriften können.

Die Inszenierung war eine Beleidigung für die Sinne, eine Schande für die Oper Stuttgart, der intelektuelle Tiefpunkt zum Saisonstart. Eine Produktion, die bewies, dass es möglich ist, ein Meisterwerk der Musik in den Dreck zu ziehen, indem man es durch die Linse einer verkommenen, schmutzigen Fantasie betrachtet. Es war, als hätte der Regisseur das feine, volle und tiefe Gewebe von Strauss' Musik genommen und es in der trostlosen, widerlichen Atmosphäre einer versifften Kinotoilette zerfetzt und zertreten. Ein trauriges Beispiel dafür, wie eine respektlose und gedankenlose Herangehensweise ein musikalisches Juwel entweihen kann. Es war eine Exekutierung dieser traumhaften Oper.

Opernhaus in Flammen | Foto: Marko Cirkovic
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Nach der zutiefst enttäuschenden Inszenierung, erstrahlt nun endlich ein Licht der Hoffnung, und das kommt aus dem Orchestergraben. Unter der musikalischen Leitung von Cornelius Meister offenbart sich eine Welt, in der Strauss' musikalische Genialität in vollem Glanz erstrahlt. Meister hat nicht nur Sinn für Strauss, er scheint dessen Musik im tiefsten Inneren verstanden zu haben und fängt jede Nuance, jeden Farbton dieser komplexen Partitur mit Präzision und Leidenschaft ein. Zusammen mit dem Staatsorchester Stuttgart gelingt es ihm, den Abend trotz aller szenischen Entgleisungen zu retten und die Essenz von Strauss' Musik lebendig werden zu lassen.

Auf der sängerischen Ebene begegnet man wahrhaftigen Sternstunden. Benjamin Bruns als Kaiser verkörpert eine brillante Darbietung. Seine Stimme ist nicht nur großartig in ihrer technischen Vollkommenheit, sondern auch reich an emotionaler Tiefe. Er fügt sich nahtlos in die opulenten musikalischen Strukturen ein und verleiht seiner Rolle eine faszinierende Präsenz.

Simone Schneider als Kaiserin liefert eine superbe Leistung ab. Ihre Stimme schwebt mit einer solchen Leichtigkeit und Reinheit, dass sie die Zuhörer in eine Welt der Majestät und des Geheimnisvollen entführt. Sie bringt eine Verletzlichkeit und Stärke in ihre Interpretation, die das Publikum fesselt und bewegt.

Evelyn Herlitzius in der Rolle der Amme ist ein weiteres Highlight. Obwohl der Wechsel vom Sopran zum Mezzosopran für sie eine Herausforderung darstellt und es an Tiefen manchmal fehlt, gestaltet sie ihre Rolle mit einer beeindruckenden Intensität und Ausdruckskraft. Ihre Darstellung ist lebendig, farbenreich und absolut überzeugend.

Der Geisterbote, gesungen von Michael Nagl, wird schön ausgestaltet. Nagl bringt eine Klarheit und Präsenz in seine Performance, die eine wunderbare Ergänzung zu den anderen Charakteren bildet.

Martin Gantner als Barak, der Färber, liefert eine wahnsinnig gute Vorstellung. Seine Stimme hat eine solche Kraft und Wärme, dass sie die Herzen der Zuhörer berührt und ergreift. Seine Interpretation ist tiefgründig und authentisch, ein wahres Erlebnis.

Iréne Theorin als sein Weib ist schlichtweg wunderschön berührend. Ihre Stimme fließt mit einer natürlichen Anmut und Emotionalität, die direkt ins Herz trifft. Sie vermag es, jede Facette ihrer Rolle zum Leuchten zu bringen und lässt das Publikum in ihren Bann ziehen.

Insgesamt ist es das musikalische Ensemble, das diesen Abend trotz der desaströsen Inszenierung zu einem Ereignis macht, das in Erinnerung bleiben wird. Die Leistungen des Dirigenten, des Orchesters und der Sänger sind ein Triumph der Musik über die visuellen Entgleisungen auf der Bühne und ein leuchtendes Beispiel dafür, wie die wahre Kunst der Oper in der Fähigkeit liegt, die Zuhörer mit nichts anderem als der reinen Schönheit der Musik zu berühren und zu bewegen.

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Autor:

Marko Cirkovic aus Durlach

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