Tulla-Realschule Karlsruhe vorbildlich im Kampf gegen Mobbing
Für Prävention ausgezeichnet
Schubsen, demütigen, ausgrenzen: Mobbing ist an Schulen ein weit verbreitetes Problem. Das Olweus Mobbing-Präventionsprogramm gilt als das einzige evidenzbasierte Programm, das nachweisbare Effekte erzielt und von unabhängigen Experten empfohlen wird. Als eine der ersten Schulen in Baden-Württemberg hat die Tulla-Realschule Karlsruhe im September 2015 die Arbeit mit dem Olweus-Programm begonnen und nun auch die erforderliche sechsmonatige Zertifizierungsphase erfolgreich abgeschlossen. Sie ist damit die zweite Schule bundesweit sowie die erste Schule im Stadtgebiet Karlsruhe, die sich offiziell als „Olweus-Schule“ bezeichnen darf.
Tulla-Realschule Karlsruhe ist erste Olweus-Schule im Stadtgebiet Karlsruhe
Die Tulla-Realschule Karlsruhe hat die 18-monatige Implementierung des Olweus-Programms erfolgreich durchlaufen und das Konzept auch nachhaltig im Schulalltag implementiert – dies musste sie innerhalb der sechsmonatigen Zertifizierungsphase nachweisen. Die Tulla-Realschule wird auch weiterhin mit dem Olweus-Programm arbeiten und wird dabei von den engagierten Lehrkräften, den Schülerinnen und Schülern unterstützt. Die Zertifizierung muss alle zwei Jahre erneuert werden.
Das Olweus Programm verläuft auf Schul-, Klassen- und Schülerebene und wird von Olweus-Coaches begleitet, die direkt durch das skandinavische Team von Olweus International in Heidelberg ausgebildet wurden. Ziel ist es, dass die Schulen das Programm nach Abschluss des Trainings selbstständig und langfristig weiterführen können. Finanziert wird das Programm mit rund 610.000 Euro von der Baden-Württemberg Stiftung, die das Thema Mobbing als Teil ihres Aktionsprogramms „Psychische Gesundheit von Jugendlichen“ unterstützt. „Für die psychische Gesundheit ist es fundamental wichtig, in einem funktionierenden Umfeld aufzuwachsen. Das wirkt sich nicht nur unmittelbar positiv auf Leistung und Gemütszustand der Jugendlichen aus, sondern sorgt auch im Erwachsenenalter für mehr persönlichen Erfolg“, erklärt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung.
„Jedes dritte Mobbing-Opfer leidet unter Folgeerkrankungen“
Jeder vierte Schüler an deutschen Schulen ist oder war bereits Opfer von Mobbing. Ob verbale oder physische Attacken, online oder direkt im Klassenzimmer: Mobbing hat viele Gesichter. Das von dem schwedisch-norwegischen Professor für Entwicklungspsychologie Dan Olweus entwickelte „Olweus Bullying Prevention Program“ gilt in Norwegen und Amerika als bewährtes Konzept im Kampf gegen Gewalt und Ausgrenzung. Die Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg haben das Programm nach Deutschland geholt und die Baden-Württemberg Stiftung als Partner gewonnen. „Jedes dritte Mobbing-Opfer leidet als Folge der Attacken an psychischen Folgeerkrankungen wie beispielsweise Depressionen, Ängsten oder selbstverletzendem Verhalten“, fasst Prof. Franz Resch, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg zusammen. „Das Olweus-Programm bietet eine wissenschaftlich nachgewiesene Chance, Mobbing durch Prävention zu vermeiden und Kinder und Jugendliche vor behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen zu schützen.“
Gegen Mobbing aktiv etwas tun
Azita Keschtkar, Schulleiterin der Tulla-Realschule, weiß aus der Schulpraxis, wie wichtig ein frühzeitiges Eingreifen ist: „Eine frühzeitige strukturierte Prävention und Intervention beugen der Gefahr vor, dass sich Konfliktstrukturen verfestigen und erleichtern die Einbeziehung der Beteiligten in den Prozess einer aktiven, eigenverantwortlichen Klärung.“ Das Olweus Mobbing-Präventionsprogramm wird schrittweise eingeführt. Basis – und damit für die Forschenden des Universitätsklinikums Heidelberg auch wissenschaftlich interessant – ist eine jährliche Schülerbefragung zum Thema Mobbing. Damit kann die Effektivität des Programms im Sinne eines Vorher-Nachher-Vergleichs geprüft werden. „Die bislang erhobenen Daten von knapp 6.000 Schülern zeigen eine deutliche Reduktion von Mobbing durch das Programm sowohl auf Opfer- als auch auf Täterseite nach zwölf bzw. 24 Monaten. Betroffene Schüler berichten, dass sie sich häufiger anvertraut haben, auch der Anteil der Langzeitfälle, in denen das Mobbing seit mindestens einem Jahr andauert, geht zurück“, fasst Prof. Dr. Franz Resch zusammen. Zudem werden im Rahmen der Forschungsarbeiten Daten über das psychische Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen erhoben, um festzustellen, ob durch eine Reduktion von Mobbing tatsächlich auch die Ausbildung von psychischen Folgestörungen verhindert werden kann.
www.tulla-realschule.de - übrigens können unter dem Link www.bwstiftung.de/olweus interessierte Schulen Informationsmaterialien herunterladen.
Autor:Jo Wagner |
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