Sollen Bewohner verdrängt werden? / Bürgergesellschaft fordert Milieuschutz
Furcht vor einer Luxussanierungswelle
Karlsruhe. In der Südstadt geht die Sorge um, dass finanzstarke Investoren Häuser aufkaufen, diese luxussanieren, so dass die Wohnungen unerschwinglich für die lokalen Einwohner würden.
Den „Anfang“ machte das Lokal „Walhalla“. Nach Jahren schloss die griechische Gaststätte in der Augartenstraße, die lange beliebter Treffpunkt der Karlsruher war: Ein Investor kaufte das Gebäude.
„Wir sehen die Gefahr einer Luxussanierungswelle und Umwandlung bisheriger Miet- in Eigentumswohnungen in größerem Ausmaß und befürchten eine Entwicklung, die dem Charakter der Südstadt elementar widersprechen würde“, so Martina Hillesheimer, Vorsitzender der Bürger-Gesellschaft Südstadt (BGS).
Neben dem Gebäude der „Walhalla“ habe derselbe Investor weitere Wohnblöcke in der Augartenstraße erworben, aber es dringe nur wenig an die Öffentlichkeit. Aber offensichtlich finde ein reger Aufkauf statt.
Die Südstadt mit einer eher einkommensschwachen Bevölkerung, hohem Migrationsanteil, alter Bausubstanz und „Problemklientel“ am Werderplatz scheint auf den ersten Blick nicht sonderlich attraktiv für Investoren. Doch weit gefehlt, denn gerade hier läge aus Investorensicht brach liegendes Kapital. „Für Investoren ist die Lage der Südstadt sehr attraktiv“, so Hillesheimer: „Der Stadtteil ist nicht weit von der City und dem Hauptbahnhof entfernt.“ Wenn nun Gebäude luxussaniert würden, wäre das für die Bewohner fatal. „Dann werden die Mieten zu teuer für die Menschen, die hier schon jahrzehntelang leben. Oder die Wohnungen werden in Eigentumswohnungen umgewandelt, die sich die bisherigen Mieter erst recht nicht leisten können“, so Hillesheimer.
Die Bewohner, die den Charakter des Multi-Kulti-Stadtteils letztlich ausmachen, würden durch einkommensstärkere Schichten verdrängt, Stichwort Gentrifizierung. Damit es soweit nicht kommt, fordert die „BGS“ eine Erhaltungssatzung respektive Milieuschutz für die Südstadt. Darin soll unter anderem verankert werden, dass bisherige Mietwohnungen nicht durch Luxussanierungen für die Wohnbevölkerung unbezahlbar werden, Mietwohnungen nur in Ausnahmefällen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden, Mietshäuser nicht durch Investorengesellschaften aufgekauft werden dürfen sowie bei Verkauf von Mietshäusern ein Vorverkaufsrecht für die Stadt oder die Mietergemeinschaften besteht.
Mit dem Anliegen hat sich die „BGS“ an OB Dr. Frank Mentrup und Bau-Bürgermeister Daniel Fluhrer gewandt. Hillesheimer ist aber optimistisch, dass sie damit Gehör findet, zudem hätten etliche Partien ihre Unterstützung bereits zugesagt. Zumal es bereits Vorbilder für derartige Satzungen in Freiburg und Konstanz gibt. „Man muss genau überlegen, wie man so eine Satzung formuliert. Ein Nachteil wäre ja, wenn gar nichts mehr in der Südstadt passiert. Aber wir möchten hier einen ersten Schritt machen, dass funktionierende Strukturen erhalten bleiben“, betont Hillesheimer auf „Wochenblatt“-Nachfrage. voko
Infos: www.bg-suedstadt.de
Autor:Jo Wagner |
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