Gaststätte in KSC-Nähe weicht Trainingsplätzen / Gastronom (70) zieht es ins Ausland
Germania schließt 2022 seine Pforten
Karlsruhe. Ein Stück Gastronomie-Geschichte, die auch eng mit dem KSC verwoben ist, endet im März 2022: Dann dreht Dieter Schwander, Gastronom in der Gaststätte „Germania“, den Schlüssel das letzte Mal um. Am Restaurant mit Biergarten an der Fasanengartenmauer beim Schlossgarten sind Generationen von KSC-Fans auf dem Weg zum Wildpark vorbeigepilgert.
Verein mit großer Geschichte
Doch Anfang 2022 ist Schluss, im 135-jährigen Bestehen des Vereins Karlsruher Sportvereinigung Germania, einen Nachfolger wird es nicht geben. Das Gebäude wird abgerissen, auf dem (ehemaligen) Germania-Areal entstehen weitere Trainingsplätze für alle Mannschaften des KSC im Zuge des Projekts „Vision Wildpark“; unter anderem ein Naturrasenplatz, ein Nebenplatz für das Torwarttraining, ein Soccer-Court und zwei Fußballtennis-Plätze - und auch ein Funktionsgebäude des Nachwuchsleistungszentrums. Denn der KSC wurde im März 2019 neuer Pächter des Areals in seiner direkten Nachbarschaft. Die Vereinsabteilungen der Germania sollen weiterbestehen, erhalten Trainings- und Spielrechte auf dem Vereinsgelände des KSC.
Immerhin ist die Germania eine traditionsreiche Größe, besonders im Rasenkraftsport, errang zahlreiche Europameister-Titel und Deutsche Meisterschaften. Dazu gibt's im Verein auch einen doppelten Olympiasieger: Verner J. Weckmann gewann die Goldmedaille bei den Olympischen Zwischenspielen in Athen (1906) und bei den Olympischen Spielen in London (1908) im Ringen. Dazu halten etliche Germanen noch immer Rekorde, zum Beispiel im Nordbadischen Rasenkraftsport- und Tauziehverband, unter anderem Christine Lerner und Jana Müller-Schmidt seit den 1990er Jahren im Steinstoßen, Gunther Witt im Dreikampf und Steinstoßen seit den 1980er Jahren, dazu auch Martin See, Michael Reinmuth, Karl Porep und Waldemar Villhauer.
Eine Träne im Knopfloch bleibt bei Wirt Schwander, aber nostalgische Gefühle hat er nicht. „Ich habe 55 Jahre gekocht. Ich habe ein Alter erreicht, da ist es genug. Nach dem Abriss geht es in den Urlaub. Ich gehe mit meiner Frau nach Thailand und da bleiben wir dann auch“, sagt der 70-Jährige, der vielen besser unter seinem Spitznamen „Kochlöffel“ bekannt ist.
Ein Stück Geschichte kann man sich sichern
Zwar seien immer wieder KSC-Fans zum Essen gekommen, besonders an den Spieltagen, doch mit Fußball hat der Gastronom selbst jedoch nichts am Hut. Auch KSC-Spieler als Gäste hätte man mit der Lupe suchen müssen. Bevor die Küche im März final kalt wird, gibt’s einen Basar, auf dem Teller, Besteck, Gläser oder Teile der Einrichtung veräußert werden.
Corona sei aber kein Grund für die Aufgabe, man habe staatliche Hilfe erhalten und sei halbwegs gut durch die Pandemie gekommen. „Nein, das war alles so geplant. Für die Stammgäste ist es schade, aber alles hat ein Ende“, meint der gebürtige Durlacher ohne allzu großen Wehmut. (bom)
Autor:Jo Wagner |
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