Sechstes "Atoll-Festival" erfolgreich in Karlsruhe beendet
Signal der Hoffnung für Zirkus und Kultur
Karlsruhe. Mit mehr als 7.200 Besucherinnen und Besuchern ging am Sonntag das "Atoll-Festival" für zeitgenössischen Zirkus in Karlsruhe zu Ende. "Es ist kein Zweifel, dass die sechste Ausgabe unseres Festivals im Bezug auf Vielseitigkeit, Internationalität und Qualität des Programms hervorragend war und uns nach der Corona-Krise ein ganzes Stück der Normalität in der Kultur wieder näher gebracht hat", sagt Britta Velhagen eine der Geschäftsführerinnen des Karlsruher Kulturzentrum TOLLHAUS, das das Festival 2016 gründete. Von der multimedialen Großshow der kanadischen Compagnie 7 Fingers über die skandinavische Zeltproduktion "Circus I Love You" bis zum atemberaubenden Trampolinsolo "O'dd" der finnischen Race Horse Company waren vom 15. bis 26. September nicht nur prominente Vertreter des jungen Genres des zeitgenössischen Zirkus nach Karlsruhe gereist. Auch noch unbekanntere Formationen wie das Hippana Maleta Theater aus Deutschland und Irland mit seinem auf Laufbändern vollführten Jonglagestück "Runners" spielten vor ausverkauften Auditorien und wussten restlos zu begeistern.
Sechs deutsche Erstaufführungen so wie drei Uraufführungen verzeichnete die ATOLL-Ausgabe, die auch durch ihr Ambiente im Tollhaus, auf dem Alten Schlachthof und im angrenzenden Otto-Dullenkopf-Park punkten konnte. "Ich bin sehr froh, dass wir, abgesehen davon, dass eine der Abschlussvorstellungen wegen eines Schauers um eine Stunde verschoben werden musste, unser sehr aufwändiges Programm verwirklichen konnten", so TOLLHAUS-Vorstand Bernd Belschner: "Wir hatten eine wunderbare Atmosphäre, was Künstler und Publikum immer wieder betonten, haben uns beim nationalen und lokalen Publikum noch stärker etabliert und konnten damit ein deutliches Signal der Hoffnung für den Zirkus und die Kultur im Allgemeinen setzen. Daher hat sich die große Mühe sicherlich gelohnt."
Auch wenn die zeitgenössische Zirkusszene in jüngster Zeit auch in Deutschland einen spürbaren Aufschwung verzeichnet, ist das ATOLL Festival noch immer eines der wenigen ausschließlich diesem Genre gewidmeten Veranstaltungen. Neben konventionelleren Bühnen- und Manegenstücken gab es in diesem Jahr eine Reihe ungewöhnlicher Formate zu entdecken, wie etwa die mit einer riesigen Kiste aus den Niederlanden anreisende Produktion PIT. Dabei konnte man drei Artistinnen und Artisten aus ungewöhnlicher Perspektive von oben zuschauen. Ein Rundgang über das Gelände des Alten Schlachthof zeigte artistische Miniaturen mit Künstlerinnen und Künstlern aus Baden-Württemberg an ungewöhnlichen Orten. Für die Fleischmarkthalle konzipierte der Schweizer Artist Julian Vogel eine bezaubernde Ausstellung mit bewegten Objekten und interaktiven Installationen seiner Werkserie "China Series". In der Ausstellung zeigte der sich mit Variationen des Diabolos beschäftigende Künstler wiederholt auch eine hochkonzentrierte Performance.
Außergewöhnlich war auch die Open-Air-Aufführung des von der EU geförderten Zirkusprojekts "WeLand", das alleine rund 1200 Menschen auf den Karlsruher Messplatz zog. Die italienische Truppe MagdaClan veranschaulichte in einem von rockmusikalischen Klängen unterlegten Zirkusspektakel den Zusammenhang von Klimawandel und Migration. "Es ist gerade die künstlerische Vielfalt dieser jungen Kunstform, die sie für so viele Menschen unterschiedlicher Herkunft und jeden Alters attraktiv und außergewöhnlich macht", so der Zirkusregisseur Stefan Schönfeld, der gemeinsam mit dem TOLLHAUS-Team das Festivalprogramm verantwortet. Zu den weiteren herausragenden Höhepunkten des ATOLL Festivals 2021 zählten unter anderem auch die Gastspiele der katalanischen Compañia de circo "EIA" und der ebenfalls aus Spanien angereisten Produktion "Random".
Autor:Jo Wagner |
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