"Kunst im Untergrund" / Bilder vom Opening
"Tunnelkunst" von Lüpertz eröffnet
Karlsruhe. "Aus dem Dunklen ins Licht": Diese Woche wurde die "Tunnelkunst" in Karlsruhe sichtbar. Bei einer nächtlichen Pressekonferenz und Vernissage wurden die Werke von Markus Lüpertz der Öffentlichkeit vorgestellt. Danach wurden die geladenen Gäste bei einer Fahrt mit der neuen "Genesis-Straßenbahn" (sind als Werbebahnen in der Region unterwegs) zu den 14 Kunstwerken in den sieben Haltestellen gefahren, die extra angedunkelt waren - und die Werke in Szene gesetzt wurden.
Groß war dabei auch der Presse-Auflauf aus dem gesamten Bundesgebiet; immerhin war Markus Lüpertz zum Opening dabei, ging zunächst allgemein auf seine Werke ein, die vor diesem Termin zwar schon in den unterirdischen Haltestellen hingen, aber verdeckt waren. Gespannt waren die vielen Gäste, darunter auch Altkanzler Gerhard Schröder, Freunde von Lüpertz: Unterm Strich ein außergewöhnliches Event in Karlsruhe - besondere Kunst, Geschichten, exzentrische und glamouröse Darsteller - und vor allem auch spektakuläre Bilder, denn Lüpertz nahm sich auch die Zeit, Fragen der Anwesenden rund um seine Werke zu erläutern. Es herrschte vor der Enthüllung mitunter eine gespannte Ruhe, denn der komplette Bahnbetrieb war ab 22 Uhr im Tunnel eingestellt.
Initiator Anton Goll und Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup gingen mit Lüpertz auf die vergangenen Monate der Entstehung ein, dann erläuterte der Künstler seine Werke: Mit vier von den 14 Kunstwerken nimmt Lüpertz die vier Elemente auf, gewissermaßen auch ein Weckruf, die Schöpfung zu bewahren.
Kunst wirkt beim Betrachter
Karlsruhe hat - ob einem die Werke nun gefallen oder nicht - und das ist sicher diskutabel, auf alle Fälle ein "öffentliches Museum" geschaffen, das in der Kunstwelt in dieser Art einzig sein dürfte. Geschmack ist aber immer subjektiv: Daher ist eine allgemeingültige Frage, "ob es gefällt", eben nicht so einfach, schließlich wirkt Kunst immer beim Betrachter, ist dabei auch abhängig von Offenheit, Vorstellungskraft und Kreativität - und hängt eben nicht an Engstirnigkeit oder Voreingenommenheit. Eines hat Lüpertz auf alle Fälle geschafft: Seine Werke (geschaffen ohne öffentlichen Gelder) regen zum Nachdenken an.
"Kunst im Untergrund": Es ist eine "Auseinandersetzung mit dem Gilgamesch-Epos und mit Dante", dazu seine künstlerische Freiheit: Warum und woher die Kritiker aber vorher "wussten", was Lüpertz final machen wird, erschloss sich den wenigstens, auch jenen am Abend der Einweihung nicht, denen die Werke nicht gefiel. Aber Kunst im öffentlichen Raum, dazu für jeden auch frei zugänglich - ist durchaus ein Alleinstellungsmerkmal, das meist nur wesentlich größere Städte bieten. Somit werden auch neue Zielgruppen erreicht, Kunst wahrzunehmen ist in Karlsruhe nun auch auf verschiedenen Ebenen zu erleben. Farbliche Gestaltung und Größenverhältnisse der Werke würden gut in die Räume passen, so OB Mentrup: "Eine Bereicherung. Wenn wir damit noch mehr Interessenten nach Karlsruhe und in die U-Bahn bekommen, haben wir am Ende mehr Vorteile." Es sei letztlich ein erfreulicher und versöhnlicher Abschluss einer doch kontrovers geführten Diskussion.
Lüpertz verarbeitete rund 20 Tonnen Ton für die 14 Kunstwerke, die aus je 10 reliefierten Platten bestehen, manche bis zu 250 kg schwer. "Mitunter lag ich auf den Platten und musste das Material so bearbeiten", so Lüpertz. In jeder der sieben unterirdischen Haltestellen sind nun zwei Werke - jeweils gegenüber - in den Maßen 2 x 4 Meter. Seine urspünglichen Skizzen waren jedoch weit größer.
Infos rund um das Werk und den Verein "Karlsruhe Kunst Erfahren", www.karlsruhe-kunst-erfahren.de und www.genesis-lüpertz.de
Autor:Jo Wagner |
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