Energiepreisbericht des Landes
Sinkende Strom- und Wärmepreise in Baden-Württemberg

Foto: Symbolbild Winterseitler/pixabay.com

Der jährliche Energiepreisbericht des Landes zeigt, dass die Preise für Strom und Wärme auf breiter Front gesunken sind, bei fast allen Energieträgern. Das geht aus dem vom Umweltministerium Baden-Württemberg beauftragten „Preisbericht für den Energiemarkt in Baden-Württemberg 2023“ (Link: https://www.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-um/intern/Dateien/Dokumente/5_Energie/Versorgungssicherheit/Energiepreise/240705-Energiepreisbericht-2023.pdf) hervor. Damit hätten sich die Energiepreise nach den Preisspitzen wieder normalisiert, die es 2022 als Folge des russischen Angriffskrieges gegeben hat.

Starke Preisabschläge beim Strom

Besonders starke Preisabschläge gab es laut Energiepreisbericht beim Strom. Nach einem Bericht des "Leipziger Instituts für Energie" ist dies neben der allgemeinen Marktberuhigung auf einen geringeren Verbrauch und die gestiegene Einspeisung günstiger erneuerbarer Energie zurückzuführen.
Die Strompreise für Unternehmen sanken um 43 Prozent. Für besonders energieintensive Industrie, die von den verschiedenen Ausnahmeregelungen bei den staatlich veranlassten Bestandteilen profitieren, ergab sich im Jahr 2023 eine deutliche Preissenkung um 51,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Genauer hinschauen bei den Preisen

Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren vom Preistrend vor allem, wenn sie gezielt wechseln. Die Strompreise in der Grundversorgung sanken 2023 um sieben Prozent, waren aber umgekehrt 2022 deutlich weniger stark gestiegen als die Börsenstrompreise. Während 2022 die Tarife der Grundversorger teilweise noch unter den Tarifen des freien Marktes lagen, hat sich diese Situation durch die Beruhigung des Strommarktes in Bezug auf die Börsenstrompreise wieder normalisiert.

Durch den Wechsel in den günstigsten verfügbaren Tarif ohne Vorauskasse konnten in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr daher zusätzlich 13,73 Cent pro Kilowattstunde gespart werden – auf deutlich unter 30 Cent pro Kilowattstunde. Dieser Trend setze sich auch 2024 fort. Daraus ergebe sich ein großes Sparpotential, denn über ein Viertel der Haushalte befänden sich aktuell noch in einem teuren Tarif der Grundversorgung.

Innovative Ansätze auch gefragt

Das können dazu auch innovative Start-ups mit ihren Innovationen unterstützen. Denn sie setzen genau dort an - ob optimierter Betrieb von Ladeinfrastruktur, Digitale Zwillinge für Energiesysteme, Mikro-Windturbinen aus Bambusfasern oder neue Sensoren für das Monitoring: Das innovative Spektrum der fortgeschrittenen Start-ups im Programm von AXEL, dem Accelerator des Energienetzwerks fokus.energie e.V., ist breit gefächert. Die Gründerinnen und Gründer zeigen auf, was es braucht, die Energiewende mit Schwung weiter voranzubringen.

Regelmäßige Überprüfung des eigenen Stromvertrags

Die regelmäßige Überprüfung des eigenen Stromvertrags werde sich in den kommenden Jahren besonders lohnen. Der Preisbericht geht von weiter sinken­den Preisen aus. Unter Berücksichtigung aller Annahmen könnten die Haushaltsstrompreise in Baden-Württemberg bis 2028 nominal um 16,7 Prozent gegenüber 2023 fallen. Dies sei auf weiter sinkende Spotmarktpreise für Strom zurückzuführen, die etwa steigende Entgelte für den Ausbau neuer oder die Modernisierung in die Jahre gekommener Netze überkompensieren.

Rückgang der Gaspreise

Auch beim Gas gingen die Preise 2023 deutlich zurück. 2022 hatten sie auf­grund der Energiekrise infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine historische Höchststände erreicht. Die Erdgaspreise der Grundversorger für Haushaltskunden in Baden-Württemberg sind gegenüber dem Vorjahr (16,65 Cent pro Kilowattstunde) um rund 28,5 Prozent auf 11,91 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Das "Leipziger Institut für Energie" erwartet bis 2028 allerdings steigende Neukundenpreise von 13,51 Cent pro Kilowattstunde, einer Steigerung von 13,4 Prozent im Vergleich zu 2023. Denn gerade beim Gas seien Prognosen mit großen – geopolitischen – Unsicherheiten verbunden. „Gas und Öl sind Spekulationsobjekte", so Energieministerin Thekla Walker: "Unsere Gesellschaft braucht verlässliche Energieträger: Erneuerbare Energie können wir selbst produzieren, die dahinterstehenden Technologie selbst entwickeln und exportieren.“

Die Preise für Heizöl sind im Schnitt 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent gesunken, liegen aber wie Gas weiter deutlich über Vorkriegsniveau. Bis 2028 geht der Preisbericht von real stagnierenden Preisen auf hohem Niveau aus.

Wärmeversorgung

Die stärkste Entlastung bezogen auf die Kaufkraft privater Haushalte haben 2023 die Nutzer von Wärmepumpen erlebt. Für sie haben sich die relativen Kosten für Raumwärme stärker reduziert als bei Gas (von 13,2 Prozent auf 9,8 Prozent der Kaufkraft). Bei sinkenden Strompreisen ist davon auszugehen, dass die Preisvorteile einer Wärmepumpe im Betrieb sich im Ver­gleich zu fossilen Brennstoffen weiter erhöhen werden.
Teurer wurde 2023 lediglich die Wärmeversorgung mit Fernwärme – um zehn Prozent. Aufgrund der Preisbildung im Fernwärme-Markt bildet sich der Gas-Schock hier mit Zeitverzögerung ab. „Wir setzen in diesem Segment auf grüne Fernwärme durch Flusswärmepumpen, Abwärme der Industrie oder Erdwärme", so Energieministerin Walker. Ausdrücklich unterstütze daher das Land auch den Vorstoß des Bundes: Die geplante neue Fernwärmeverordnung werde für mehr Transparenz bei der Kalkulation der Tarife und besseren Schutz von Verbraucherinnen und Verbraucher vor sprunghaft steigenden Preisen führen. (pm/fe)

Infos: Erneuerbare Energien im Land, https://um.baden-wuerttemberg.de/de/energie/erneuerbare-energien

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