Besucher, Medaillen, Erfahrungen
Olympische Spiele in Paris
Karlsruhe/Region. Karlsruhe und die Region sind vielfach vom 26. Juli bis zum 11. August bei den Olympischen Spielen in Paris "dabei"; ob als Caterer, Organisator der Leichtathletik-Wettkämpfe (Alain Blondel, der auch das Karlsruher Hallenmeeting organisiert), als Volunteer, als Polizisten, natürlich als Sportlertinnen und Sportler - und natürlich auch als Touristen, immerhin geht es mit dem ICE oder TGV in rund 2,5 Stunden bequem von Karlsruhe aus nach Paris - und man ist mittendrin.
Viele Vereine aus der Region sind aktiv bei den Olympischen Spielen: Dabei sind Handballer der Rhein-Neckar Löwen, Basketballer, Leichtathleten, Hockspieler, Weitspringerin, 10-Kämpfer, Läuferin, Läufer, Teilnehmer im Kajak, Ringer aus Weingarten, Badminton, Schwimmer oder auch beim Schießen.
Großes "Team Deutschland" - auch aus der Region
Das "Team Deutschland" (Team D) umfasst 428 Athleten, 211 Frauen und 217 Männer. Dazu kommen noch rund 350 Trainerinnen, Betreuer und Offizielle. Übrigens feiern 255 Sportlerinnen und Sportler in Paris ihr Olympisches Debüt! Unter den Athleten mit Olympiaerfahrung befinden sich 55 Medaillengewinner, die schon insgesamt 91 Medaillen (33 x Gold, 24 x Silber, 34 x Bronze) errangen. Erfahrung für das "Team D" bringen vor allem Isabell Werth (Reitsport) und Timo Boll (Tischtennis) mit, die in Paris beide ihre siebten Olympischen Spiele bestreiten.
Siegerinnen und Sieger erleben
In Paris werden in insgesamt 32 Sportarten Medaillen, jeweils mit einem Stückchen Original-Eiffelturm, vergeben – in 329 Wettbewerben von 32 Sportarten. Wer übrigens Siegerinnen und Sieger sehen möchte, sollte sich zum „Champions Park“ am Fuße des Eiffelturms in den Trocadéro-Gärten begeben: Dort gibt es täglich vor rund 15.000 Besuchern ab 16 Uhr eine „Parade für Medaillengewinner“.
Stadt in vielen Bereichen wie lahmgelegt
Weil sich auch Karlsruhes Sportbürgermeister in Paris - mit Blick auf die "World Games" - umschaut; seien an dieser Stelle die laut zu vernehmenden Proteste der Touristiker erwähnt. Ob Hotels, Restaurants, Stadtführer oder bei Sehenswürigkeiten: Sie alle stöhnen über die umfangreichen Sicherheits- und Absperrmaßnahmen, die geradezu viele Bereiche der Stadt lahmlegen!
Mitunter "Anarchie" durch Radler
Um zum Beispiel vom Eiffelturm zur Oper zu kommen, muss man aktuell bis zur Bastille fahren und über die Grands Boulevards dann zum Garnier! Der Platz Concorde ist komplett zu, ebenso die Straße Royal. Die Champs Elysees ist eine Fussgängerzone bis zum Grand Palais und die Jenabrücke ist geschlossen, dazu sind im Umfeld auch zahlreiche Metrostationen geschlossen! Mit anderen Worten: Der Individualverkehr quält sich auf Umwegen durch die Stadt. Radspuren enden im Nirwana, Buslinien fahren nicht mehr: Da auch einige Metro-Ausgänge geschlossen sind, werden Besucherströme mitunter ziemlich umgeleitet.
Dazu sind nach dem Aus der E-Roller Massen an Leihräder unterwegs, doch leider halten sich die wenigsten Radler - werden so zur Gefahr für Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer - an die Straßenverkehrsordnung. Rote Ampeln? Offensichtlich nur eine Empfehlung! Radstraßen? Warum nutzen, wenn man auch auf der Fahrbahn unterwegs sein kann! Einbahnstraßen? Die Radler sind auf Gehsteigen unterwegs! Räder abstellen? Sie stehen wie früher die E-Roller oftmals einfach im Weg rum!
Kein Wunder, dass bei der offensichtlichen "Radler-Anarchie" auch Busfahrer und Autos recht knapp an den Radlern auf der Straße vorbeifahren. Denn statt die extra Radspuren zu nutzen, sind viele der Radler auch auf den Busspuren unterwegs.
Auch Gastronomie nicht zufrieden
Mal ehrlich: Paris ist nicht gerade die Schnäppchen-Stadt, doch zu den Olympischen Spielen wurde nochmal "draufgesattelt" - ob bei Hotelpreisen, in der Gastro, den Dienstleistungen, dem ÖPNV oder bei Souvenirs! Doch kaum ein Gastronom in der Nähe der Sportstätten läuft in diesen Tagen mit einem Dauergrinsen rum - eher mit grantigem Gesichtsausdruck. Zu den Veranstaltungen ist mitunter großräumig gesperrt, was potenzielle Kunden daran hindert, die Lokale aufzusuchen - dazu kommen die "sicherheitsrelevaten" Sperrungen rund um Veranstaltungsbereiche, wenn zum Beispiel der König von Spanien zum Eiffelturm unterwegs ist. In der Nähe der Sehenswürdigkeiten haben die meist eh schon hohen Preise offensichtlich noch einen "Olympia-Aufschlag" erhalten. Unser Tipp: Wer ein, zwei Seitenstraßen weitergeht, bekommt dann Angebote zu "normalen" Preisen!
Durchwachsene sportliche Bilanz bei den Deutschen bislang - aber Zuversicht
Sieben von 16 Wettkampftagen sind bei den Olympischen Spielen in Paris rum, Zeit für die Verantwortlichen von „Team Deutschland“, eine Zwischenbilanz zu ziehen, die durchaus unter den Begriff „Durchwachsen“ fällt. Zwar gab es (Stand Montag) bislang mit 6 x Gold, 5 x Silber, 2 x Bronze sowie etlichen Finalplatzierungen viele starke Leistungen, aber leider auch etliche Enttäuschungen.
Doch Optimismus herrscht im Team, auch bei Olaf Tabor, Chef de Mission des "Team Deutschland": "174 unserer 429 Athleten haben schon jetzt eine Finalplatzierung erzielt. In der zweiten Woche folgen noch mehr als 200 Medaillenentscheidungen, darunter befinden sich einige Sportarten, in denen das 'Team D' traditionell sehr erfolgreich ist. Wir blicken deshalb mit viel Zuversicht auf die anstehenden Wettkämpfe und freuen uns auf alles, was noch kommt.“ Besonders erfreulich zeigen sich bisher die Mannschaftssportarten. Das "Team D" ist mit einer Rekordanzahl an Mannschaften zu den Olympischen Spielen gereist. Deutschland liegt einen Tag vor Schluss der Spiele mit 29 Medaillen auf Platz 9 der Bilanz - mit 12/9/8 - am Ende waren es 13/12/8 in 19 verschiedenen Sportarten!
„Unser Ziel war, in den Top 10 der Nationenwertung zu bleiben", so Olaf Tabor, Chef de Mission des Team D. Das ist gerade so geschafft worden. Doch Tabor sieht auch, dass der Abwärtstrend in der Medaillenausbeute noch nicht aufzuhalten war. "Die Veränderungspotenziale im deutschen Leistungssportssystem kennen wir und bringen aktuell mit der Politik das erste Sportfördergesetz auf Bundesebene auf den Weg. Für eine wieder erfolgreiche Entwicklung brauchen wir Entbürokratisierung und Flexibilisierung sowie mehr Investitionen in den Leistungssport." Wichtig wäre auch, den Athleten die "Existenzangst" durch Förderung zu nehmen, gerade jenen, die in "Randsportarten" unterwegs sind, die abseits der Olympischen Spiele keine große TV-Präsenz erreichen können! Denn jene wissen mitunter nicht, wie sie professionell trainieren und gleichzeitig ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Maskottchen
Die "Phryges", die knuddeligen roten Figuren, repräsentieren (als Duo) die Olympischen und auch die Paralympischen Spiele. Sie sind übrigens den "Phrygischen Mützen", den "Jakobinermützen", nachempfunden, die mit der Französischen Revolution von 1789 verbunden sind. Die Motive gibt es überall in der Stadt in den Shops. Kleiner Tipp: Es gibt keine Einheitspreise. Wer etwas sucht, sollte den Preis im Auge haben, denn ein Olympia-Magnet kann zum Beispiel zwischen 6 und 10 Euro kosten!
Anlaufpunkt "Deutsches Haus"
Auch neben dem Platz zeigt sich das "Team Deutschland": Im "Deutschen Haus", das sich mit "Fan Zone" im Pariser "Stade Jean-Bouin" (neben dem Pariser Prinzenpark, der Heimat von Paris Saint-Germain) etwas am Rande der Stadt befindet, kehren Abend für Abend von 14 bis 22 Uhr hunderte von Gästen (Eintrittkarte Fan-Zone: 20 Euro, "Deutsches Haus": Karte ab 240 Euro) aus Sport, Politik, Wirtschaft und Medien ein.
Das "Deutsche Haus" ist das größte aller Zeiten, denn erstmals ist es in einem Stadion untergebracht, was aber nicht so ganz einfach zu erreichen ist (Metrolinie 9, Haltestelle Exelmans. Normalerweise ist es die Heimat der Rugby-Spieler von Stade Français Paris. Leider ist für Public Viewing, Autogrammstunden und Programm schon um 22 Uhr Schluss, auch wenn noch Wettbewerbe laufen.
Hier gibt es einen Überblick über die deutschen Medaillengewinner:
https://web.de/magazine/sport/olympia/sommer/33-deutsche-medaillen-zweimal-silber-39930798
Deutschland möchte Olympische Spiele 2040
Bundesinnenministerin Nancy Faeser, auch für den Sport zuständig, unterzeichnete auch im „Deutschen Haus“ im Namen der Bundesregierung eine gemeinsame Erklärung, ein „Memorandum of Understanding“ (MoU) zu einer deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele: „Wir wollen wieder ein Heimspiel für unsere deutschen Athletinnen und Athleten.“ Favorisiert wird 2040, 50 Jahre nach der deutschen Einheit. Die Bundesregierung hatte in der vergangenen Woche per Kabinettsbeschluss entschieden, eine erneute deutsche Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele zu unterstützen.
Infos zu den deutschen Sportlern unter www.teamdeutschland.de / Restkarten (auch zu „gesalzenen Preisen“) gibt es mitunter zu einzelnen Disziplinen unter https://tickets.paris2024.org
Autor:Jo Wagner |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.