Karles Woche - der Kommentar im Wochenblatt Karlsruhe
Ohrfeige für den Standort?
Die Verlagerung zentraler Funktionen von „Michelin“ nach Frankfurt in die trostlose, austauschbare Hülle eines Flughafen-Bürokomplexes mit dem hochtrabenden Namen „The Squaire“ muss für die Wirtschaftsförderer der Stadt Karlsruhe wie eine Ohrfeige daherkommen. Liest man die Erklärungen der obersten Management-Ebene des Unternehmens, scheint es jedoch so, als hätte die Fächerstadt nie eine Chance gehabt, weil die Entscheidung gegen den bisherigen deutschen Hauptsitz wohl schon längst feststand. Ausschlaggebend sei die Verkehrs- und Infrastruktur gewesen, so ist zu lesen. Zwei Punkte, mit denen Karlsruhe um Neuansiedlungen wirbt. Denn eine Stunde im ICE vom Hauptbahnhof zum Flughafen sind bisher ein Argument, ebenso der ICE-Knotenpunkt, der einem sogar erlaubt, in knapp zweieinhalb Stunden nach Paris zu fahren. Die kernig wirkende Aussage der „Michelin“-Manager, dass noch nicht einmal München ohne umsteigen erreicht werden könne, scheint mehr als vorgeschoben – und sie ist unwahr! 250 „Micheliner“ müssen jetzt dem neuen Management-Wunsch folgen und die „IT-Hauptstadt“ und die „Stadt im Herzen Europas“ verlassen, weil sie angeblich weg vom Schuss liegt. Wie gut, dass „dm“ und „1&1“ ihre Zentralen gerade genau hier zusammenziehen. So wird die Ohrfeige vielleicht zum Bumerang für die schnellen Manager in „The Squaire“!
Autor:Jo Wagner |
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