Balkongespräche in der Wochenblatt-Redaktion Landau: Soziale Teilhabe
Landau. Am Sonntag, 3. Juli, sind Oberbürgermeister-Wahlen in Landau. Die fünf Kandidaten waren zum Balkongespräch beim Wochenblatt Landau. Sie äußerten sich zu zehn verschiedenen Themenblöcken.
Die fünf Kandidaten zum Thema Soziale Teilhabe
Hartmann: „Wir haben aktuell den Familienpass, der vom Stadtrat auch mehrheitlich gewünscht und weiterentwickelt werden soll zu einen Landau-Pass. Den Familienpass bekommen beispielsweise Familien mit weniger als drei Kinder nicht, aber drei Kinder und mehr ist heutzutage nicht mehr die Mehrheit. Da sind viele Leute erstmal ausgeschlossen. Das ist die erste Erweiterung und dann stellt sich die Frage: Was ist mit älteren Menschen, die auch wenig Geld haben? Oder was ist mit jüngeren Leuten, die vielleicht keine Kinder haben? Ich finde Solidarität ist eine Frage: Wer braucht unsere Unterstützung? Und die Person soll dann diese Unterstützung bekommen völlig unabhängig davon, wie viele Kinder man hat oder wie alt man ist.
Das zweite große Thema ist Familienbetreuung, also Ganztagsbetreuung für Kinder. Der Rechtsanspruch ab zwei Jahren ist da. Der Rechtsanspruch für die Grundschulkinder kommt in vier Jahren. Und ganz prophetisch gesprochen: Der Rechtsanspruch für die weiterführende Schule Ganztagsbetreuung kommt vier Jahre später. Das müssen wir jetzt schon denken, denn acht Jahre gehen schnell vorüber bei so einer Frage und wir müssen Plätze bauen. Wir müssen Differenzierungsräume bauen. Wir müssen Schulküchen bauen, wir müssen Schulessen organisieren. Wir müssen schauen, dass es Mensen gibt in unseren Schulen, denn die Kinder müssen auch was essen. Und dann brauchen wir das Personal dafür, denn irgendwer muss sie betreuen. Die Schulen müssen sich umorganisieren, dass sie Ganztagsschulen sind, zumindest mal für gewisse Altersstufen. Also alles nicht so einfach und hat auch Widerstände, mit denen man sich dann auseinandersetzen muss. Aber ich glaube, das zeigt die Zukunft und damit sollten wir uns beschäftigen."
Ingenthron: „Mein Ziel und mein Anspruch sind, möglichst alle Menschen mitzunehmen und niemanden zurückzulassen. Teilhabe, soweit es zu leisten ist, zu ermöglichen. Die Familienkarte ist nur für Familien bestimmt. Der Landau Pass, wenn wir ihn so nennen wollen, soll allen Menschen in entsprechenden Einkommensgruppen zur Verfügung stehen. Das halte ich für den richtigen Weg. Wir sollten damit beginnen und können das Angebot auch schrittweise entwickeln.
Ein weiteres Element ist, und da gibt es dankenswerterweise auch ein ehrenamtlich getragenes Engagement, der Senioren-Bus. Dieser wird im Sommer starten. Hier wird Menschen ab 60 und Menschen, vor allem mit Mobilitätseinschränkungen, Teilhabe ermöglicht, im Sinne von „ich kann mich da abholen lassen, ich kann am Leben teilnehmen“, ob ich zu Freunden gefahren werden oder zum Arzt oder zum Einkaufen. Das halte ich für eine ganz tolle Sache und genau das wollen wir. Wir haben lange dran gearbeitet, dass es klappt. Es hängt also oft zusammen: das hauptamtlich getragene städtische Engagement, aber eben auch das ehrenamtliche Engagement. Das ist Gott sei Dank sehr vielfältig ausgeprägt in Landau."
Uhl: „Unter soziale Teilhabe versteht jeder ein bisschen was anderes, das ist ein recht vager Begriff. Ich werde den Bürgern konkrete Aufgaben abtreten. Ich verstehe darunter zum Beispiel, dass die Bürger zum Katastrophenschutz beitragen können, indem sie ihre privaten Keller als Rückhaltebecken zur Verfügung stellen. Ansonsten bin ich dafür, die Bürgerbeteiligung auf die Wahlkämpfe zu reduzieren."
Kietzmann: „Wenn ich mir überlege, wie viele Kinder nicht auf Klassenfahrt können, weil die Eltern sich das nicht leisten können. Da sollten Möglichkeiten geschaffen werden, die man Bedürftigen anbieten kann, ohne dass diese sich schämen. Ich würde schauen, dass man einen Ausweis einführt, den auf jeden Fall auch Rentner, die eine geringe Rente haben, erhalten."
Geißler: „Der Familien-Pass ist jetzt schon sehr gut. Die Frage ist: Bis zu welchem Einkommen kann ich das erweitern? Kann ich eine gestaffelte Erleichterung haben oder auch nicht? Es muss finanzierbar sein, es muss darstellbar sein. Soziale Teilhabe heißt für mich, dass es in den Schulen Schulsozialarbeiter gibt, die permanent auch in den Gymnasien da sind. Weiterhin ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch nicht hundertprozentig gewährleistet, da die Öffnungszeiten von Kitas schwanken. Ich muss mich auch um die demografische Entwicklung kümmern, ein Zukunftskonzept für die Pflege-Situation haben. Man denkt immer zurecht an alte Leute. Es gibt aber auch viele junge Leute, die wirklich schwer pflegebedürftig sind. Die werden dann in Einrichtungen geschickt, die in denen sie im Grunde mit Leuten ihren Alters keinen Kontakt haben."
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Autor:Katharina Wirth aus Herxheim |
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