Neues Innenleben für alte Kanäle
EWL saniert Abwassernetz in Landau
Landau. Der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) hat in der neunten Kalenderwoche damit begonnen, weitere Teile des Landauer Kanalnetzes rund um die Eutzinger Straße mit einem innovativen Verfahren abzudichten. „Die Mischwasserrohre für Abwasser und Regenwasser stammen hier teilweise noch aus dem späten 19. Jahrhundert. Wir dichten sie von innen ab, das ist ein wichtiger Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz“, informiert Markus Schäfer, Vorstand des EWL und Leiter der Abteilung Abwasserbeseitigung. Die Experten der ausführenden Fachfirma arbeiten dabei mit dem Liner-Verfahren: Es schont Ressourcen und spart Kosten, weil es die vorhandenen Schachtzugänge nutzt und so aufwendige Tiefbauarbeiten überflüssig sind. „Ganz ohne Einschränkungen geht es allerdings nicht“, erläutert Udo Adams, der das Projekt beim EWL koordiniert. „Da die Fachfirma Platz für Fahrzeuge und Materialien benötigt, sind kleinere örtliche Sperrungen notwendig.“
Spezielle Glasfaserschläuche mit Harz getränkt
Beim Liner-Verfahren setzt die vom EWL beauftragte Fachfirma moderne Robotertechnik ein: Im ersten Schritt waren die kleinen Helfer bestückt mit Kamera und ferngesteuerter Fräse vorab im Kanalsystem unterwegs, haben dort Unebenheiten und Ablagerungen beseitigt und die Innenseite der Rohre geglättet. Im zweiten Schritt ziehen nun die Rohrbauer mit einer Seilwinde spezielle Glasfaser-Schläuche ein, sogenannte Liner, die mit Polyesterharz getränkt sind. Diese Liner werden anschließend mit Druckluft aufgeblasen, so dass sie sich eng an die Innenwände der alten Rohre legen. Ein zweiter Roboter rollt dann mit einer UV-Lampe durch den ausgekleideten Abschnitt und härtet mit dem Licht das Material aus. In „geschlossener Bauweise“ entsteht auf diese Weise schnell und kosteneffizient eine abdichtende Schicht in den Rohren, ohne aufgerissene Straßen, Dreck, tagelange Baustellen mit Umleitung wie beim „offenen“ Vorgehen. Die Bauarbeiten wären zudem extrem aufwendig - manche der mehr als 130 Jahre alten Kanäle befinden sich sehr tief im Boden, teilweise liegt die Sohle mehr als fünf Meter unter der Straße.
Eine Investition von rund 500.000 Euro
„Diese Kanalsanierung ist wichtig, denn reinigungsbedürftiges Wasser gehört in die Kläranlage. Mit der Maßnahme tragen wir unseren Teil dazu bei, dass es dort auch komplett ankommt und nicht unterwegs ins Erdreich sickert“, erläutert Udo Adams. Nach Jahrzehnten können an den Betonrohren nämlich durch Korrosion poröse Stellen entstehen, die dann zu Rissen, schlechtem Wasserdurchfluss, aber auch zu Statikproblemen führen. Solche Veränderungen detektiert der EWL deshalb mit Hilfe regelmäßiger Kamerabefahrungen. Die Ergebnisse münden in einem Sanierungs- und Investitionsplan, der nun für die Eutzinger Straße, die Merowingerstraße, die Dagobertstraße, die Hartmannstraße und die Moltkestraße umgesetzt wird. Gut 1,1 Kilometer Kanalnetz werden dabei saniert. Die Teilabschnitte sind so geplant, dass die Arbeiten pro Haltung, also pro Kanalstück zwischen zwei Schächten, jeweils innerhalb eines Tages abgeschlossen werden können. Insgesamt investiert der EWL rund 500.000 Euro in die Erneuerung des Kanalnetzes an dieser Stelle.
Info für betroffene Anwohner
Die Mitarbeitenden des ausführenden Unternehmens informierten die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner mit einem Postwurf. Darin bat der EWL auch, bei der Sanierung tagsüber möglichst kein oder ganz wenig Wasser zu benutzen. Denn während der Arbeiten gibt es keine Verbindung vom Hausanschluss zum öffentlichen Kanal. „Das Wasser würde sich dann also in den wenigen Metern Verbindungsleitung zum Kanal stauen“, erläutert Udo Adams. Sobald der Liner ausgehärtet ist, fräst ein Roboter sofort die Anschlussöffnungen wieder frei, das Schmutzwasser kann wieder abfließen. Die eigentliche Einbindung erfolgt dann zu einem späteren Zeitpunkt. red
Autor:Sabine Meyerhöffer aus Landau |
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