Mulden und Rigolen als Regenrückhalt
Naturnaher Umgang mit Regenwasser im Mörzheimer Neubaugebiet
Mörzheim. Im Landauer Stadtdorf Mörzheim laufen die Erschließungsarbeiten für das Neubaugebiet „Am Schlittweg“. Derzeit ist die Stadt Landau damit beschäftigt, das Baugebiet an die Entwässerungssysteme des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs Landau (EWL) anzuschließen. Für die Bewirtschaftung des Niederschlagswassers hat das kommunale Unternehmen an mehreren Stellen kaskadenartige Mulden vorgesehen. In ihnen fließt das Regenwasser zusammen und wird gesammelt, so dass es nach und nach zu großen Teilen verdunsten kann. Die restlichen Anteile versickern und werden gedrosselt abgeleitet. Der Bau von Regenwasserkanälen ist durch diese Lösung nicht mehr erforderlich. „Dieser naturnahe Umgang mit Regenwasser hat viele Vorteile: Er senkt das Risiko vor Überflutungen, indem Starkregen gepuffert und zwischengespeichert wird. Das Wasser bekommt wertvolle Zeit zum Verdunsten an Ort und Stelle. Das kühlt die Umgebung und dient als sommerlicher Hitzeschutz. Das ist praktizierte Nachhaltigkeit für über 40 Wohneinheiten, die dort ab dem kommenden Jahr entstehen“, erläutert Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron, Verwaltungsratsvorsitzender des EWL.
Förderung der Verdunstung
Auf dem Gelände des Mörzheimer Neubaugebiets sind die Bauarbeiten für das dezentrale Mulden-Rigolen-System in vollem Gang. Rigolen sind eine Art Pufferspeicher: Große Kästen aus Kunststoff werden am Boden mancher Mulden unterirdisch eingebaut, um ein zusätzliches Speichervolumen für das Niederschlagswasser zu schaffen. In den sanft abfallenden Mulden staut sich der Regen bis zu einer Wasserhöhe von etwa 30 Zentimetern, bei heftigen Regenfällen können kurzzeitig zehn Zentimeter hinzukommen. Aus diesem Grund eignen sich die Mulden auch keinesfalls als Spielplatz oder Aufenthaltsort. Großer Aufwand wird auch für den grasbewachsenen Oberboden der Mulden betrieben. Durch einen speziellen Aufbau an Erdschichten entsteht eine sogenannte belebte Bodenzone. Diese kann unter anderem mitgeführte Schadstoffe im Erdreich binden, ganz wie in einem intakten Ökosystem. Die Anlagen liegen alle auf kommunalem Gebiet und sind bewusst im ganzen Baugebiet verteilt. Dadurch profitieren möglichst viele der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner von der natürlichen Verdunstung über Pflanzen und Böden. Diese verspricht den in Zeiten der Erderwärmung so dringend benötigten kühlenden Effekt für das Mikroklima.
Wasserkreislauf im Gleichgewicht
Bei Neubaumaßnahmen, wie hier in Mörzheim, sieht der EWL die Wende zur nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung als gelungen an. „Landau hat seine Hausaufgaben gemacht, das Thema wird vorausschauend in die Bebauungspläne eingearbeitet“, urteilt Oberbürgermeister Thomas Hirsch. Fachleute erstellen im Vorfeld eine sogenannte Wasserbilanz. Hierbei errechnen sie, wie viel Niederschlag vor Ort versickert, wie viel Wasser verdunstet und wie viel Regen abfließt. Ziel des EWL ist es, diesen natürlichen Wasserkreislauf auch nach der Bebauung zu erhalten. „Mehr dezentrale Verdunstung und Versickerung ist auch in bestehenden Siedlungsgebieten sinnvoll“, betont Bernhard Eck. „Im Zuge der Klimaanpassung und zum Schutz vor Überflutungen sollten alle Entscheider auf allen Ebenen die Vorteile einer naturnahen Verwendung von Regenwasser kennen. Es gibt eine große Vielfalt an möglichen Maßnahmen. Auch Dachbegrünungen, das Entsiegeln von Flächen und Zisternenanlagen zählen dazu“, gibt der Vorstandsvorsitzende des EWL zu bedenken.ps
Autor:Silvia Krebs aus Landau |
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