Auszeit - mit weniger Stress den Alltag meistern
Einfach mal „offline“ sein
Neue Serie. Viele Menschen haben es verlernt, sich Zeit für sich selbst zu nehmen oder bei gewissen Aufgaben das Ganze langsam anzugehen. Schnelligkeit, dauerhafte Erreichbarkeit und „just-in-time“-Lösungen sind auf der Tagesordnung. Das kann Stress erzeugen - einer der Hauptursachen für modernen Stress ist das Smartphone. Das Wochenblatt sprach mit Diplom-Psychologin Angela Irslinger über die Folgen der ständigen Handynutzung. Mit ihr startet eine neue Serie im Wochenblatt mit dem großen Thema „Auszeit“. Es geht darum Stress zu erkennen, mit kleinen - alltagstauglichen Lösungen - ihm entgegenzuwirken und selbst wieder zur Ruhe zu kommen.
Das Smartphone ist mittlerweile ein Multitalent. Früher brauchte man ein Telefon, einen Computer, eine Kamera, Block und Stift. Soziale Kontakte gab es nur, wenn man die Haustür verlassen hat. Heute ist es anders: Mit einem Gerät verbindet man seine Welt - und die da draußen.
Die Kamera wird durch das „Handy“ ersetzt, telefonieren, E-Mail schreiben und vieles mehr wird auch noch gleich über das Handy gemacht. Der altmodische Kalender in der Tasche hat ausgedient, es gibt nur noch den digitalen im Handy. Das Smartphone ist unser täglicher Begleiter. Von kleinen Präsentationen bis hin zum Fernsehen – es ist alles möglich. Doch das birgt auch Gefahren. Wir sind ständig „online“, ständig versuchen wir soziale Kontakte zu pflegen, aber ohne den Menschen ins Gesicht zu sehen und zu dem Geschriebenen eine Gestik zu erleben. Wir sind durchgehend erreichbar, ständig werden wir durch Filme oder Musik begleitet – wo bleibt da die Ruhe?
Es geht auch darum, dass man viele Dinge gleichzeitig tut – das sogenannte Multitasking - und damit die Kontrolle darüber verliert. Das ganze Leben ist „anstrengender“ weil man neben der eigentlichen Tätigkeit immer noch das Handy im Blick hat. Diplom-Psychologin Angela Irslinger hat eine klare Meinung hierzu: Das ist nicht gesund!
Dipl.-Psych. Angela Irslinger: „Diese ständige Erreichbarkeit ist nicht gesund für uns. Es ist ein nachgewiesener Faktor für Burn-out und andere psychische Krankheiten. Unser System braucht einfach zwischendurch immer wieder eine Zeitfenster, um in den Ruhezustand gehen zu können“.
Auch der Körper leidet
Neben einer psychischen Belastung durch die extreme Flut an Informationen, können aber auch körperliche Symptome wie beispielsweise Nackenverspannungen und Haltungsprobleme hinzukommen - aus Stress wird krank. Doch wie können wir das lösen?
Wie wäre es mit einer „Auszeit“. Einmal am Tag das Handy aus. Nicht erreichbar sein, für eine Stunde oder zwei. So kann man sich selbst helfen und gleichzeitig verliert man dennoch nicht den Kontakt zur Außenwelt.
Dipl.-Psych. Angela Irslinger: „Ich empfehle einfach eine Handy-Auszeit. Das ist sehr sinnvoll, zum Beispiel für abends. Körper und Seele sollen zur Ruhe kommen. Das würde auch der „Suchtgefahr“ entgegenwirken. Das Handy einmal auszuschalten wäre auch sehr sinnvoll für die Mittagspause“. Wer partout nicht auf sein Handy im normalen Alltag verzichten kann, der sollte beispielsweise dreimal im Monat oder einmal wöchentlichen einen halben oder ganzen Tag offline gehen. Das kann schon sehr viel bewirken“.
So kommt man zur Ruhe
???: Welche Tipps haben Sie, um mehr Ruhe und Gelassenheit in den Alltag zu bringen?
Dipl.-Psych. Angela Irslinger: „Um wirklich etwas Ruhe zu finden, sind Spaziergänge zwischendurch oder morgens und abends sehr sinnvoll. Man kann aber auch immer wieder kurze Pausen im Arbeitsalltag zum „Innehalten“ oder eine Kurzmeditation zum Beispiel nach dem Verfahren MBSR machen. Kurze Atemübungen zwischendurch, kurze Yoga- oder andere Körperübungen sind genauso entspannend. Wichtig ist: Gerade am Anfang, wenn man noch in der alten Spirale gefangen ist, sollte man sich zur Erinnerung und zum Einüben einer neuen Gewohnheit einen Wecker stellen oder eine - wenn es nicht anders geht - App nutzen. Gerade im Büroalltag sollte man darauf achten, sich regelmäßig zu bewegen.
Wer zum Teekochen in die Küche geht, der sollte dies achtsam machen. Also wirklich auf jedes Detail achten, nicht im Kopf bei der Arbeit hängen. Wie läuft das Wasser in den Wasserkocher, wie verändern sich die Geräusche des Kochers während der Aufwärmphase - also alles sehr bewusst wahrnehmen. Optimal wäre alle zwei Stunden eine kurze (5 bis 10 Minuten) Pause einzulegen. Ein weiterer Tipp für die Arbeitszeit: Nicht ständig nach den E-Mails schauen. Das verursacht Stress. Besser ist es, sich Zeiten einzuräumen, wo nur E-Mails bearbeitet werden und danach gibt es andere Tätigkeiten, in einer ’Mail-Check-freien Zeit’“.
Ein einfaches Durchatmen, das Weglegen des Handys und mit mehr Achtsamkeit, so kann man bewusst den Alltag entschleunigen. Mit den steigenden Temperaturen wird jede neue Auszeit im Freien noch schöner! gib
Alle Artikel der Serie finden sich hier: Auszeit
Autor:Gisela Böhmer aus Frankenthal |
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