Stadtentwicklungsausschuss: City soll sich in den nächsten Jahren stark wandeln

Der Berliner Platz bildet ein Zentrum in Ludwigshafen   | Foto: Kim Rileit
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Ludwigshafen.Kernthemen der Ausschusssitzung waren das Fortkommen an beiden Hochstraßen sowie die Innenstadtentwicklung. Projektleiter Eberhard Küssner berichtete, dass die sogenannte Gründung des Ersatzbaus Pilzhochstraße abgeschlossen sei, also die Verankerung im Boden, die der Brücke künftig einen sicheren Stand gibt.

Seit Januar wurden mit einem Bohrgerät bis zu 20 Meter lange Bohrpfähle in den Boden gebracht. Die Pfähle stehen auf stabilen Steingrund, der die Lasten des Verkehrs und der Brücke in den nächsten Jahrzehnten tragen soll. Je vier Bohrpfähle tragen einen Brückenpfeiler. Grund für den Abriss der alten Pilzhochstraße war vor allem die unsichere Gründung auf sandigem Boden.

Beim Überbau werden Betonplatten durch Guss in Metallformen hergestellt. Zum schrittweisen Überbau von Ost nach West gehört auch die sogenannte Bewährung durch Vernageln von Brettschichtholz, das zum weit spannenden Tragwerk der Brücke gehört. Danach wird der Spannstahl eingebracht, Stäbe aus Stahl also, die zusätzlich zwischen Brückenabschnitten verspannt werden. „Wir werden ein sehr schlankes Bauwerk hinbekommen, nicht rund, sondern elliptisch. Es soll leicht und filigran wirken. Die Brückenpfeiler erscheinen zur Seite hin schmal. Sie werden zur Mitte des Bauwerks breiter, was man nur sieht, wenn man unter dem Ersatzbau steht", so Küssner. 

An der weißen Hochstraße wird aktuell der Asphalt abgestrahlt, um später Flüsterasphalt aufzubringen. „Auch dort werden Bewährungsstähle eingebracht, damit die neue Brücke mehr Verkehrslast trägt. Die Lebensdauer soll um viele Jahrzehnte verlängert werden. Die Ertüchtigung von Beton und anderer Bauwerksschichten zielt darauf, dass wir in den nächsten 50 Jahren nicht mehr heranmüssen“, erklärte Küssner.

An der Hochstraßenbau Nord geht voran. Für die neue Westbrücke, die wie die alte Westbrücke über die Gleise auf die A650 führen wird, läuft ebenfalls die Gründung. „Mit einem Rüttelstopfgerät wird mit hoher Frequenz Schotter ins Erdreich eingebracht, um einen tragfähigen Untergrund zu schaffen“, erklärte Küssner. Auch die Arbeiten am Mittelteil laufen. „Dort wird viel Erdreich ausgehoben und der Untergrund aufgebaut.“

„Hochstraßensanierung ist vergleichbar mit der Sanierung eines Altbaus“, sagte Küssner, „Man erlebt viele Überraschungen und das Gesamtprojekt wird komplexer und komplizierter als geplant.“ So fand das Bauteam inzwischen alte ungefüllte Keller der alten Benckiserfabrik, Brunnen sowie eine alte Straße in der Erde. Die obligatorischen Kampfmitteluntersuchungen erfolgten auf dem gesamten Gelände vorab. „Die in den 60er Jahren fertiggestellten Hochstraßen waren für den heutigen Schwerlastverkehr nicht ausgelegt. „Damals gab es nur 40-Tonner. Heute fahren fast nur noch 60-Tonner“, sagte Küssner.

Die Kohl-Allee wird später auf Höhe der Passadenaallee hinunter zur ebenerdigen Kohl-Allee führen. Die Baufirma verlegte daher vorab Kabel und Leitungen. Der alte Güterbahnhof, der von Contargo nicht mehr zum Rangieren von Containern genutzt wird, wird zurückgebaut. Am 9. Dezember werden der Autoverkehr zwischen Mundenheimer Straße und Bismarckstraße sowie die RNV-Gleise wieder freigegeben.

Innenstadtentwicklung

Thema der Ausschusssitzung waren auch Pläne und Stand der Innenstadtentwicklung. Die Lukom hatte 2022 gemeinsam mit Handel und Stadt eine Vision für künftige Lösungen entwickelt. „Dabei geht es vor allem um die Entwicklung der Ludwigstraße, des Berliner Platzes und des Bereichs, der dazwischen liegt“, sagte Keimes.

Volker Spangenberger-Kehle vom Bereich Stadtentwicklung erklärte: „Das Förderprogramm Oberzentren plant die Stadtentwicklung in Vier-Jahres-Etappen. 2022 bis 2025 stellt das Land 11,11 Millionen Euro für die Innenstadtentwicklung bereit, ein Förderanteil von 10 Prozent bleibt bei der Kommune." Dabei zielt ein Einzelhandelskonzept auf den Schutz der Läden in der Innenstadt. Zwar ist die City wie überall von Trading Down Effekten betroffen, aber der Einzelhandel konzentriert sich weiterhin dort und macht das Zentrum aus, vor allem in der Rheingalerie. "Dass Programm zielt auf die Attraktivierung der City, mehr Frequenz und Aufenthaltsqualität. Von dem neuen Quartier um die Kohl-Allee sind Impulse für die City und den Einzelhandel zu erwarten, weshalb sein Schutz Sinn macht“, sagte Spangenberger-Kehle.

Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) sieht bereits grobe Leitlinien für die Innenstadt vor. Auch konkretere städtebauliche Lösungen sind teils ausgearbeitet. Der Bereich von ISEK erstreckt sich über den Kern zwischen den Hochstraßen, das Zukunftsquartier City West und Teile des Hemshofs. „Es zielt darauf, Stadtteile zu verknüpfen, unter anderem durch neue Grünflächen“, erklärte Stadtplaner Michael Bentz. „Zudem zielt es auf Entlastung des Durchgangsverkehrs. Die Bahnhofstraße wird als Teil des Cityrings auf die Kohl-Allee verlagert werden, und damit auch der Verkehr. So entsteht ein starker, leistungsfähiger Ring. Sobald die Bahnhofstraße nicht mehr als Kernstraße durch die Innenstadt verläuft, wird dort Fläche frei für aktive Mobilität und Orte mit Aufenthaltsqualität.“

Während die Stadt im Hemshof viele Innenhöfe, die Sitz von ehemaligen Handwerksbetrieben waren, gemeinsam mit Eigentümern entsiegeln konnte, ist das in der Innenstadt nicht möglich. Denn die Höfe werden größtenteils genutzt. Fassaden- und Dachbegrünung und Sitzgelegenheiten sollen an öffentlichen Plätze wie am Karls-Kornmann-Platz Aufenthaltsqualität schaffen, aber auch kleinteilige Zentren und der Hitze entgegenwirken – im Sinne der Identifikation und des Nachbarschaftsgefühls. Erweiterte Grünzüge im neuen Quartier City West sollen Frischluft in die Innenstadt lassen. Der schwindende Einzelhandel birgt Potenziale, dem wachsenden Wohnbedarf zu begegnen. „Ganz wesentlich ist, Freiflächen für Gastronomie, Einzelhandel oder sich ansiedelnde Industrie vorzuhalten und nicht die gesamte Fläche zu verplanen. Wenn es die Möglichkeit gibt, etwas Positives zu entwickeln, müssen wir Raum geben“, sagte Bentz. Im Sanierungsgebiet Innenstadt fordert die Stadt bei Kauf, Neubau oder Nutzungsänderung der günstigen Immobilien Mindeststandards bei der Sanierung nach GEG. Gleichzeitig fördert sie solche Investitionen mit hohen Steuerabschreibungen und direkten Zuschüssen. In Absprache mit Investoren sollen im Neubau noch mehr größere Wohnungen in der City entstehen, um für mehr Heterogenität so sorgen. Attraktive Orte seien bereits die Kulturachse mit Eventstätten, das gesamte Rheinufer, der Platz der deutschen Einheit und Ludwigsplatz, so Bentz. Das sorge aber bislang nicht für eine Belebung der Innenstadt. Die Bismarckstraße gelte es daher langfristig als attraktiven Nachbarschaftsboulevard zu profilieren. Der Teilabschnitt um Platanenhain und Alex könnten Vorbild dafür sein.

Auch das Klimaschutz- und Anpassungskonzept (KIPKI) schafft einiges Potenzial für Grünentwicklung, erklärte Baudezernent Alexander Thewalt. Der Bürgerhof wird bis Sommer 2026 mit Pflanzbeeten und Rankpflanzen versehen. Sie sollen über Edelstrahlnetze sprießen und damit den Platz verschatten. Zudem werden nach dem gewonnen KIPKI-Wettbewerb 22 Schulen mit Solaranlagen ausgestattet. Ein weiteres KIPKI-Projekt ermöglicht Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen am Theaterplatz, Hans-Kübler-Platz und Karl-Kornmann-Platz. ISEK sieht zudem die Attraktivierung des Berliner Platzes vor, der auch durchs geplante Bürohaus deutlich gewinnt, so Thewalt.

„Investitionen von GAG und IHK sind ein Bekenntnis zum Standort Ludwigshafen“, sagte Bentz. Längerfristig gebe es Pläne für die Revitalisierung der Walzmühle, um Süd und Mitte zu verbinden. Gemeinsam mit Kümmerern und beteiligten Wirtschaftskateuren habe man ein gutes Netzwerk aufgebaut.

Die Crux des neuen Storybooks, mit dem die Lukom am Ende der ersten Innenstadtimpulse Zwischenbilanz zog: Weitere Investoren attraktivieren und auf Ludwigshafen aufmerksam machen! Denn die Stadt hat so vieles zu bieten, was von außen bislang nicht wahrgenommen wird. [jg]

Weitere Informationen:
Auf der Seite https://raum-fuer-neues.info/ ist die 2022 entwickelte Vision der Lukom in Bildern dokumentiert. Auch das Storybook ist dort zu finden.

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Autor:

Julia Glöckner aus Ludwigshafen

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