Fritz Stier. Windstill im Niemandsland - Ausstellung im PORT25 Mannheim – Raum für Gegenwartskunst
Mannheim. Fritz Stier ist als Künstler, Akteur auf kulturpolitischer Ebene und Leiter des Kunstverein Viernheim eine zentrale Figur der hiesigen Kunstszene und weit darüber hinaus bestens vernetzt. Mit dieser Einzelausstellung im PORT25 wird der Künstler Fritz Stier in den Fokus gestellt. Die Ausstellung wird Freitag, 1. Dezember, 19 Uhr, eröffnet. Die Ausstellung ist von Samstag, 2. Dezember bis Sonntag, 18. Februar 2024 zu sehen.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist seine erste Videoarbeit „cogito ergo sum“ (1980), die auf den französischen Philosophen René Descartes rekurriert. In krisseligem Schwarz-Weiß ist der Künstler zu sehen, der sich die Worte „Ich denke“ auf die Stirn schreibt und dabei „Ich bin“ spricht. Die Szene wiederholt sich wieder und wieder, ein ums andere Mal abgefilmt, Bild und Ton werden mit jeder Wiederholung undeutlicher. Wie gewiss können wir uns sein?
Fritz Stier (*1951) ist ein früher Vertreter der Performance- und Videokunst, die Anfänge waren geprägt von Happenings und Aktionen in öffentlichen und halböffentlichen Räumen. Als er Mitte der 1970er Jahre aus Berlin, wo er an der Akademie der Künste studiert hatte, nach Mannheim zurückkehrte, war die Kunstwelt im Aufbruch, alles schien möglich, die Grenzen zwischen Kunst und Leben verschwammen – Fritz Stier mittendrin.
Seine ersten dokumentierten Performances, in denen er selbst agiert, sind sehr persönlich. Eigene Gefühle und Erfahrungen werden bearbeitet, finden schmerzhaften Ausdruck und genuine bildnerische Sprache. Bald schon gelangte er zu universelleren Themen, die die conditio humana in all ihren Facetten betrachten und befragen. Spirituelles und elementar körperliche Erfahrungen verbinden sich. Aspekte des Lebens, wie das ewige Werden und Vergehen, Nähe und deren Unmöglichkeit, Ausgeliefertsein und ein Sich-Einlassen, durchziehen leitmotivisch Fritz Stiers Werke – immer bildgewaltig, nie deskriptiv, vielmehr deutungsoffen und vielschichtig.
Seitens des Künstlers ist damit auch ein Zulassen der Handlungen anderer verbunden. Den Akteuren seiner Performances und Videoarbeiten gibt er nur das Setting vor. So stehen etwa in der Videoinstallation „Arkanum“ fünf nackte Menschen ziemlich stramm in transparente Folie eingewickelt mit einer braunen Papiertüte auf dem Kopf vor raumlos schwarzem Grund. Nahezu bewegungsunfähig und der Sicht beraubt, zugleich zumindest ein wenig vor möglichen voyeuristischen Blicken geschützt, können sie entscheiden, ob sie so verharren oder sich befreien.
Der Ausstellungstitel, „Windstill im Niemandsland“, evoziert den Zustand des Dazwischen. Er umschreibt einen Stillstand, der möglicherweise die Ruhe vor dem Sturm ist, ein Moment des Innehaltens, nach dem Bewegung in alle Richtungen möglich wäre.
Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Geschlossen an folgenden Tagen: Samstag, 23., Sonntag, 24. und Sonntag, 31. Dezember sowie vom Mittwoch, 3., bis Sonntag, 7. Januar.
Donnerstag, 11. Januar, 18 Uhr, Führung in deutscher Sprache mit Kim Behm.
Donnerstag, 18. Januar, 18 Uhr, Führung in türkischer Sprache mit Melek Kilic.
Sonntag, 28. Führung, 15 Uhr, Führung mit Fritz Stier.
Sonntag, 18. Februar, 15 Uhr, Führung in russischer Sprache mit Anna Siebert.
LESUNG europa_morgen_land
Sonntag, 11. Februar, 17 Uhr, Lesung mit Ariana Zustra „Tot oder lebendig“, Moderation: Anna-Katharina Gisbertz.
Ariana Zustra wurde 1987 in Dubrovnik geboren und lebt als freie Journalistin und Musikerin in Berlin. Nach dem Studium der Kulturwissenschaft und Soziologie an der Universität Tübingen absolvierte sie Ausbildungen an der Reportageschule und der Axel-Springer-Akademie sowie ein Volontariat beim Rolling Stone.
Sie ist leitende Redakteurin des Literaturressorts des Musikexpress und freie Autorin des Philosophiemagazins Hohe Luft. Als ZUSTRA veröffentlicht sie Art-Pop. Tot oder lebendig ist ihr Debütroman. Die Autorin liest aus dem Buch „Tot oder lebendig“ (2023). hät/red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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