3. Akademiekonzert im Mannheimer Rosengarten
Rhythmische Finessen mit Marek Janowski
Mannheim. Für das 3. Akademiekonzert am 16. und 17. Dezember kehrt Marek Janowski zum Nationaltheater-Orchester zurück. Gemeinsam mit Anna Vinnitskaya, Spezialistin für das russische Klavier-Repertoire, bringt er Prokofjews Klavierkonzert Nr. 2 sowie Brahms’ Symphonie Nr. 4 zur Aufführung.
Geboren in Warschau, aufgewachsen und ausgebildet in Deutschland, gilt Marek Janowski als einer der großen Dirigenten des deutschen Traditionsrepertoires. In seiner Laufbahn als künstlerischer Leiter von sowohl Opern- als auch Konzertorchestern hat Janowski seit den späten 1970er-Jahren an nahezu hundert CD-Produktionen mitgewirkt. Gastengagements bringen den Dresdner Chef regelmäßig nach New York, Chicago, Wien, Hamburg und Berlin.
Für das 3. Akademiekonzert hat Janowski seine Wunschsolistin Anna Vinnitskaya mitgebracht. Das breite Repertoire der Klaviervirtuosin, die mit 18 Jahren für ihr Studium nach Deutschland kam, reicht von Bach bis Gubaidulina. Die besondere Liebe der mittlerweile in Hamburg wohnhaften Pianistin gilt jedoch den großen Russen wie Rachmaninow, Schostakowitsch und Prokofjew: „Wenn ich russische Musik spiele oder einstudiere, dann dauert es bei mir normalerweise nicht so lang, die Musik zu verstehen und zu lernen. Ich habe dann einfach Glück, dass mir diese Musik im Blut liegt.“ 2009 wurde Anna Vinnitskaya von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg zur – damals jüngsten – Klavierprofessorin Deutschlands berufen.
Was heute als eines der spieltechnisch anspruchsvollsten Werke im Klavier-Repertoire gilt, war für das Publikum des frühen 20. Jahrhunderts eine einzige Überforderung – „Haarsträubend“, resümierte ein Kritiker nach der Premiere des 1913 uraufgeführten Klavierkonzertes Nr. 2; das Publikum sei geradezu vor Schreck erstarrt! Den jungen Prokofjew interessierte das wenig: Auf Kriegsfuß mit der konservativen Konzertpraxis, schrieb er ein kompositorisch-experimentelles Werk voll rhythmischer Finessen. Das Konzert ist für Vinnitskaya darüber hinaus auch von persönlicher Bedeutung: „Mit ihm habe ich 2007 den Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel gewonnen und meine Karriere – eigentlich mag ich dieses Wort nicht – begann. Ich spiele es sehr gern, es weckt so viele Erinnerungen an die damalige Zeit.“
Ewig gestrig? Weit gefehlt! In seinem berühmt gewordenen Aufsatz „Brahms, der Fortschrittliche“ rückt Schönberg das Bild des angestaubten Brahms wieder gerade: „Brahms, der Klassizist, der Akademiker, war ein großer Neuerer, ja, tatsächlich ein großer Fortschrittler im Bereich der musikalischen Sprache.“ In seinen Werken sah Schönberg eine „wagemutige“, ja gar „bizarre“ Fantasie, und auch die Vierte, dieses letzte große brahmssche Meisterwerk, ist mit außergewöhnlichen musikalischen Einfällen gespickt. Ausgeziert von einer eleganten motivischen Arbeit, setzt das temperamentvolle Finale seinem zukunftsweisenden Œuvre die Krone auf – und zeigt aufs Lebendigste, weshalb Brahms bei den Akademiekonzerten seit jeher hoch im Kurs steht. Die musikalische Leitung des Werks bei der Mannheimer Erstaufführung 1886 hatte der Komponist selbst inne.
Die Konzerte beginnen jeweils um 20 Uhr im Mozartsaal des Rosengartens Mannheim. Um 19:15 Uhr findet ein Einführungsgespräch statt. Karten sind in den Kundenforen des Mannheimer Morgen, im Nationaltheater Mannheim, in der Geschäftsstelle der Musikalischen Akademie (Goethestraße 12, 68161 Mannheim), telefonisch unter 0621 260 44 sowie auf www.musikalische-akademie.de erhältlich. Inhaberinnen und Inhaber des Kulturpasses erhalten nach erfolgter Anmeldung kostenfreien Eintritt.
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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