Großherzogin und Adoptivtochter Napoleons
Stéphanie von Baden
Mannheim. Für Jahrzehnte lebte Großherzogin Stéphanie von Baden, Adoptivtochter von Napoleon Bonaparte, im Barockschloss Mannheim, das sie nach dem Tod ihres Mannes 1818 als Witwensitz bezog. Dort erinnern ihr Appartement im westlichen Flügel und ein kunstvolles Diadem aus ihrem persönlichen Besitz an die Großherzogin. Vor 165 Jahren, am 29. Januar 1860, starb Stéphanie von Baden.
Von der Adoptivtochter zur Großherzogin
Über 40 Jahre lang war das Barockschloss Mannheim der Lebensmittelpunkt von Stéphanie Louise Adrienne de Beauharnais, besser bekannt als Großherzogin Stéphanie von Baden. Als Witwe lebte sie hier von 1819 bis zu ihrem Tod am 29. Januar 1860 vor genau 165 Jahren. Die Verbindung der Französin mit Baden ist kein Zufall, sondern kalkulierte Politik – und führt bis tief in die Zeit Napoleons zurück. Der französische Herrscher adoptierte die junge Verwandte seiner Frau Joséphine und machte sie so zu einer standesgemäßen Braut für Erbprinz Carl von Baden. Damit wollte Napoleon Baden, genauso wie Württemberg, an sich binden. Für Frankreich waren die beiden ein idealer Puffer zu Österreich: Sie waren stark genug, um an der Seite Frankreichs kämpfen zu können, gleichzeitig aber auch ausreichend schwach, um sich nicht gegen das mächtige Frankreich aufzulehnen. Die engere Bindung an Frankreich war aber auch für Baden selbst vorteilhaft – das badische Territorium vergrößerte sich um Großteile der ehemaligen Kurpfalz, samt der ehem aligen Residenzen, und die Markgrafschaft stieg zum Großherzogtum auf.
Witwensitz im Schloss
Die 1806 geschlossene Ehe der Französin mit dem Badener begann schwierig. Die beiden kannten sich nicht – die Hochzeitsnacht soll Carl vor der verschlossenen Tür Stéphanies verbracht haben. Das junge Paar verbrachte seine ersten Jahre im Barockschloss Mannheim; das riesige Schloss war in dieser Zeit bereits zur badischen Nebenresidenz geworden. Schon fünf Jahre später trat Carl jedoch die Regentschaft an, weswegen das Paar ins Karlsruher Schloss umzog. Bereits 1819 kehrte Stéphanie jedoch allein nach Mannheim zurück: Ein Jahr zuvor war ihr Mann verstorben. Im Barockschloss Mannheim bezog sie ihren Witwensitz – mit positiven Auswirkungen auf die ehemalige Residenz, denn sie erlebte dadurch einen Aufschwung.
Großherzogliches Erbe im Schloss
Stéphanie ließ das Paradeappartement von Kurfürst Carl Theodor im französischen Empire-Stil umgestalten und mit modernen Möbeln ausstatten. Nachdem das Schloss nach seiner vollständigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde, spiegelt das Appartement der Großherzogin im westlichen Flügel des Hauptgebäudes heute die Zeit Stéphanies wider. Im Trabantensaal, dem ersten Vorzimmer, befindet sich nun der „Erlebnisraum Hofmusik“, der die musikalische Glanzzeit des Schlosses und der Mannheimer Schule wieder lebendig macht. Das zweite Vorzimmer – der blaue Salon – wurde als Speisezimmer genutzt. Gemälde von Mitgliedern der Familie Bonaparte schmücken den Raum, die blaue Wandbespannung gibt dem Zimmer seinen Namen. Den gelben Salon nutzte Stéphanie als Wohnzimmer für repräsentative Anlässe und private Gesellschaften. Das Zimmer ist mit Porträts ihrer Kinder und Enkel geschmückt. Das Musikzimmer schließt die Raumfolge ab. Die Großherzogin liebte Musik und war selbst sehr musikalisch. Zudem zeichnete sie und eines ihrer Werke ziert die Präsentation. In der Ausstellung „Kostbarkeiten am Mannheimer Hof“ ist außerdem das Diadem der Großherzogin zu sehen – Perlen und Diamanten verleihen dem vergoldeten Reif eine besondere Wirkung. Nach Stéphanies Tod erbte ihre Tochter Joséphine von Hohenzollern-Sigmaringen das kostbare Schmuckstück. Nach Jahrzehnten und diversen Erbschaften erwarb das Land Baden-Württemberg Stéphanies Diadem in einer Kunstauktion in London. hät/red
Service und Information
Öffnungszeiten: Barockschloss Mannheim Dienstag bis Sonntag, Feiertag 10 bis 17 Uhr
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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