100 Jahre Melanchthonkirche Mannheim. Fröhlicher Besuch bei einer alten Dame
Mannheim. Mit Humor, Tiefgang und großartiger Musik feierte die evangelische Neckarstadtgemeinde den 100. Geburtstag der Melanchthonkirche.
Beim Festgottesdienst am 12. November in der prall gefüllten Kirche sprachen Dekan Ralph Hartmann und Oberbürgermeister Christian Specht ein Grußwort. Die Kinder ließen sich derweil beim zeitgleichen Kindergottesdienst den Geburtstagskuchen schmecken. Musikalisch umrahmt wurde die Festlichkeit von der Melanchthonkantorei, dem Popchor und dem Kinderchor unter Leitung von Kantorin Beate Rux-Voss sowie von Ali und Jabir Ungan von der Orientalischen Musikakademie Mannheim und dem Posaunenchor der Gemeinde. Oberbürgermeister Specht erhielt einen Neckarstadt-Hut.
Geburtstagskuchen, zahlreiche Ständchen und bewegende Worte
Der mit der 100er-Kerze geschmückte Geburtstagskuchen stand am Festsonntag nur kurze Zeit auf dem Altar. Denn nachdem die Kerzen von Kindern entzündet wurden, nahmen sie ihn in Begleitung von Pfarrerin Laura-Maria Knittel mit zum Kindergottesdienst, um ihn sich dort schmecken zu lassen.
Derweil ließen Pfarrerin Judith Natho und Pfarrer Peter Geißert im Festgottesdienst die 100-jährige Geschichte der am 12. November 1923 eingeweihten Melanchthonkirche wiederaufleben. Sie berichteten von deren Anfang zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ihrem Bau in Zeiten von Not, Hunger und Arbeitslosigkeit, überlegten, wie die Menschen seinerzeit wohl auf diese Kirche geblickt hatten und zeichneten ein lebendiges Bild von den breitgefächerten Angeboten, die seither hier einen Raum finden. War diese Kirche den Menschen damals ein Stück Himmel auf Erden? Die Menschen, so Pfarrer Geißert, hätten sich diese Kirche zu eigen gemacht und sie mit ihrem Glauben gefüllt.
Die Melanchthonkirche sei auch ein starker “Ort für Kultur im Stadtteil“, so Pfarrerin Natho, getragen von Hauptberuflichen und engagierten Ehrenamtlichen. Es sei wichtig, sagte Pfarrer Peter Geißert, heute neu auf das Ehrenamt zu schauen, das den Menschen „ein Herzensanliegen“ sei, bei dem sie über den Glauben sprechen und sich sinnvoll engagieren können.
An ihrem 100. Geburtstag betonte Pfarrer Geißert, dass im Zuge der Strukturmaßnahmen in der Evangelischen Kirche Mannheim auch auf die Neckarstadt Veränderungen zukämen. Als Gemeinde und Region lebe die Neckarstadt die künftige Struktur bereits seit einigen Jahren. Verändert würde auch die Melanchthonkirche, die zu einem Gemeindezentrum umgestaltet werde, in dem Gottesdienste und vieles mehr stattfinden würden. Die Ergebnisse dieser Überlegungen würden im Januar 2024 präsentiert.
„Am allerliebsten wird hier gelacht“
Jung und frisch sei die Neckar-stadtgemeinde, begann Dekan Ralph Hartmann sein Grußwort. Hier werde „am allerliebsten gelacht“ und hochkarätig gewirkt, was auch am Festtag an der Musik zu hören sei. Orte, an denen Menschen zusammenkommen und sich begegnen können, seien elementar. „Die Gesellschaft braucht solche Räume“, so Hartmann. Ein solches Zentrum der Begegnung solle diese Kirche in der Neckarstadt weiterhin sein, ergänzt durch diakonische Angebote an der Paul-Gerhardt-Kirche am Neuen Messplatz.
Seit den 1980er-Jahren sei das evangelische Leben im Stadtteil geprägt von Veränderungen: Zusammenschlüssen der einzelnen Gemeinden zu einer großen, der Neckarstadtgemeinde, und vieles mehr. „Die Neckarstadt hat eine wilde Fahrt hinter sich. Es ist enorm, was sich hier alles verändert hat“, blickte der Dekan zurück. Es sei großartig, wie hier Verantwortung übernommen werde. „Denn Verantwortung übernehmen heißt, das zu wollen, was realistisch und was möglich ist“, sagte Hartmann auch mit Blick auf künftige Perspektiven.
Oberbürgermeister Specht hat nun einen Neckarstadt-Hut auf
„Hier zeigt sich das vielfältige Mannheim, hier ist ein Ort, an dem Gemeinschaft gestiftet wird. Das sichert den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Und das ist so wichtig für unsere Stadt“, betonte Oberbürgermeister Christian Specht in seinem Grußwort. Er dankte dem Team in der Gemeinde und besonders den Ehrenamtlichen herzlich für ihren großen Einsatz. Er sei sicher, dass die Gemeinde weiterhin zu neuen Ufern aufbreche. „Bei Ihrem Engagement ist mir nicht bang um die Zukunft dieser Gemeinde“, sagte er. Mit der Neckarstadt sei er familiär verbunden, berichtete er. Denn sein Großvater war 25 Jahre lang Gemeinderechner (heute: Schatzmeister) in der Gemeinde gewesen, und sein Vater sei hier getauft und konfirmiert worden. Das brachte dem Oberbürgermeister einen Neckarstadt-Hut ein: Pfarrerin Judith Natho überreichte ihm ein Exemplar, wie es der Posaunenchor der Gemeinde trägt.
Ökumenischer Gruß mit Brezel
Als ökumenischen Gruß überreichte Gemeindereferentin Gundula Müller gemeinsam mit Bruder Franz-Leo für die katholische Kirchengemeinde Mannheim Neckarstadt eine große Brezel. Diese lade ein, „zu teilen, was uns verbindet und nährt“, sagte Gundula Müller. In ihrer Form stünde die Brezel gleich dem für Aufbrüche und verschlungene Wege auch im ökumenischen Miteinander.
Bevor es bei warmer Suppe und Gesprächen im Anschluss an den Gottesdienst noch viel Gemeinschaft gab, wurden die Gäste eingeladen zum ökumenischen Silvestergottesdienst, der am Alten Messplatz gefeiert würde. hät/red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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