30 Jahre Tag des offenen Denkmals: Programmpunkte in Mannheim
Mannheim. Verborgenes entdecken und einen Blick hinter die Kulissen werfen - dafür steht der Tag des offenen Denkmals, der jährlich bundesweit am zweiten Sonntag im September stattfindet, in diesem Jahr am 10. September.
Koordiniert wird der Aktionstag durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und die feiert gemeinsam mit voraussichtlich mehreren Millionen Besuchern ein ganz besonderes Jubiläum: Seit 30 Jahren gibt es das größte Kulturevent Deutschlands bereits.
Schaufenster für die Denkmalpflege
An diesem Tag öffnen deutschlandweit viele tausend Monumente ihre Pforten, die ansonsten meist nicht zugänglich sind. Die Kulturveranstaltung Tag des offenen Denkmals macht spür- und erlebbar, was für eine große Rolle Denkmale in unserem Leben spielen und wie sie die Gegenwart prägen.
Die Idee zu einer solchen Veranstaltung, die die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes und Belange der Denkmalpflege sensibilisiert, wurde in Frankreich geboren. 1984 rief der damalige Kulturminister Jack Lang die „Journées Portes ouvertes dans les Monuments historiques“ ins Leben. Die Resonanz war groß und so folgten in den nächsten Jahren weitere Länder dem Beispiel. 1991 griff der Europarat die Idee auf und begründete offiziell die European Heritage Days.
Vorhang auf für Denkmal-Talente
Das Motto in diesem Jahr lautet „Talent Monument“ und richtet die Scheinwerfer auf die besonderen Eigenschaften, die Denkmale ausmachen. Einzigartigkeit versteckt sich überall und die Vielfalt an Monumenten ist riesig. Und so stehen nicht nur die großen Stars im Mittelpunkt, sondern auch die kleinen Sternchen unter den Denkmälern, die vielleicht erst auf den zweiten Blick auffallen.
Auch in Mannheim sind am 10. September zahlreiche historische Gebäude und Orte für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Eintritt ist in der Regel kostenfrei
Denkmalstars in Mannheim
Mit dabei ist auch in diesem Jahr wieder das Mannheimer Energieunternehmen MVV, das die Tür seines Wasserturms am Friedrichsplatz an diesem Tag von 11 bis 16 Uhr öffnet. Mitarbeiter stehen den Besuchern für Fragen rund um die Geschichte des Mannheimer Wahrzeichens Rede und Antwort, das seit 134 Jahren Mannheims Stadtbild prägt. Mehrere ausführliche Ausstellungstafeln informieren zudem über die Historie und die Technik des Denkmals sowie über die Trinkwasserversorgung in der Quadratestadt. Aus Sicherheitsgründen kann der Turm über die innere Wendeltreppe an diesem Tag leider nicht bestiegen werden. Von den Außentreppen des Wasserturms erhalten die Besucher jedoch einen guten Überblick über die Jugendstilanlage am Friedrichsplatz sowie die im vergangenen Jahr umfangreich sanierte Fontänenanlage.
Den Blick weiten und eine andere Perspektive einnehmen – dazu sind Besucher der CityKirche Konkordien eingeladen. Denn sie können an diesem Tag den mit knapp 87 Metern wohl höchsten Kirchturm Mannheims erklimmen und dort einen ganz besonderen Ausblick genießen. Die Konkordienkirche, ein Bau-Ensemble mit der Mozartschule, hat eine komplexe Baugeschichte. Stichworte sind die Doppelkirche für die deutsche und die wallonische reformierte Gemeinde, der Wiederaufbau nach dem Brand 1795 und 1949 bis 1952 nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Die Kirche ist ab 11 Uhr geöffnet, es gibt Führungen. Die Turmbesteigungen finden um 12.30, 13.30, 14.30 und 15.30 Uhr statt.
Ebenfalls geöffnet, von 11 bis 15 Uhr, hat die Alte Sternwarte. 1772 erfolgte die Grundsteinlegung. Von 1775 bis 1880 wurde hier astronomische Forschung betrieben, die besonders unter dem Hofastronomen Christian Mayer in der Ära des Kurfürsten Carl Theodor (1742 bis 99) zu einem Markenzeichen wurde. Schon früh besuchten zahlreiche prominente Zeitgenossen wie Wolfgang Amadeus Mozart oder Thomas Jefferson die Sternwarte. In den einzelnen Stockwerken werden Informationen von ehrenamtlichen Aktiven zur Verfügung gestellt. Zudem gibt es Erläuterungen über die Astronomie in der Sternwarte und über ihre Bedeutung als Vermessungspunkt. Nach dem Aufstieg auf den Turm haben Besucher einen Rundblick über die Kurpfalz. Auch das Atelier von Walter Stallwitz (verstorben 2022) im zweiten Obergeschoss kann besichtigt werden.
Auch beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals öffnet das Herschelbad wieder seine Türen und ermöglicht der Öffentlichkeit zwischen 10 und 14 Uhr einen einmaligen Blick hinter die Kulissen. Unter fachkundiger Führung durch Mitarbeiter des Fachbereichs Sport und Freizeit der Stadt Mannheim, können Nischen und Orte im Herschelbad erkundet werden, die den Charme und den Reiz des Bades widerspiegeln. Stündliche Führungen finden jeweils zur vollen Stunde statt. Eine Vorabanmeldung ist nicht nötig.
Als Highlight wird dieses Jahr erneut ein „Instawalk“ jeweils um 11, 12 und 13 Uhr angeboten, nachdem das sich das Format im vergangenen Jahr großer Beliebtheit erfreute. Besucher sind eingeladen, sich ihr Smartphone oder ihre Kamera zu schnappen und durch die beeindruckende Kulisse des Herschelbades zu flanieren. Begleitet wird dieser „Instawalk“ durch Marcus Walter, einen Experten der Smartphone-Fotografie, der den Gästen mit seiner Expertise zur Seite steht. Für dieses Angebot wird ein Teilnahmebeitrag erhoben. Es kann sich unkompliziert bis einschließlich Samstag, 9. September, per E-Mail unter info@herschelbad-mannheim.de angemeldet werden. Die Plätze sind begrenzt und werden nach dem Prinzip first-come-first-serve vergeben.
MARCHIVUM: Der Hochbunker in der Neckarstadt-West war vor seinem Umbau ein „unbequemes Denkmal“. Nun ist er Mannheims Archiv, Haus der Stadtgeschichte und Erinnerung – ein lebendiger Ort, der Geschichte und Gegenwart verbindet. Anlässlich des Tags des offenen Denkmals finden kostenlose Führungen durch den Bunker, die Magazine und die Dauerausstellungen statt. Die Führungszeiten sind: Hausführungen: 10, 12, 14 und 16 Uhr; Ausstellungsführungen Stadtgeschichte: 13 und 15 Uhr; Ausstellungsführungen NS-Zeit: 14 und 16 Uhr. Der Treffpunkt für alle Führungen ist das Foyer im Erdgeschoss. Die Teilnehmerzahl ist jeweils begrenzt. Eine Voranmeldung ist nicht möglich. Der Eintritt in alle Ausstellungen des Hauses ist an diesem Tag frei.
Das Nationaltheater Mannheim wurde 1777 von Kurfürst Carl Theodor gegründet und ist damit eines der ältesten kommunalen Theater der Welt. Das ursprüngliche Theatergebäude wurde zerstört, der 1957 eröffnete Neubau, entworfen von Gerhard Weber, ist aufgrund seiner großen Bedeutung für die Theatergeschichte sowie für die Architektur der ersten Nachkriegsmoderne in Deutschland ein ausgewiesenes Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung. Derzeit ist es aufgrund einer Generalsanierung geschlossen. Am 10. September finden ab 11, 13 und 15 Uhr Baustellenführungen statt. Da es sich um eine Baustelle handelt, ist der Zutritt nicht barrierefrei und nur mit festem Schuhwerk erlaubt. Kinder können aus Sicherheitsgründen nicht an der Führung teilnehmen. Treffpunkt und Start ist das Drehkreuz zur Baustelle in der Hebelstraße/Ecke Mozartstraße.
Zur Bundesgartenschau 1975 wurde im Herzogenriedpark die Multihalle erbaut. Entworfen wurde der außergewöhnliche Bau vom Mannheimer Architekten Carlfried Mutschler. Der Pritzker-Preisträger Frei Otto schuf eine Dachkonstruktion, die die Halle zum architektonischen Meisterwerk macht. Die größte freitragende Holzgitterschalenkonstruktion der Welt steht seit 1998 unter Denkmalschutz und erwacht nun zu neuem Leben. Seit 2021 wird die Multihalle umfassend saniert. Am 10. September findet ab 11 sowie ab 14 Uhr eine Führung statt. Der Parkeintritt entfällt. Eine Anmeldung per E-Mail an maik.bruss@mannheim.de ist erforderlich.
Ein eher unbekannter Denkmalstar ist die Magdalenenkapelle im Mannheimer Stadtteil Straßenheim. Sie birgt eine faszinierende Geschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Das macht sie zum ältesten Kirchlein auf heutigem Mannheimer Gebiet. Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrmals umgebaut. Die barocke Ausgestaltung des katholischen Kirchleins stammt aus dem 18. Jahrhundert. Dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte der Förderverein Magdalenenkapelle 2019 die Dachsanierung durchführen. Weitere Restaurationsarbeiten wurden 2022 abgeschlossen und kürzlich eine neue Truhen-Orgel sowie eine neu gegossene Glocke geweiht. Die Magdalenenkapelle öffnet von 15 bis 17 Uhr ihre Türen für Interessierte.
Wir wünschen viel Spaß bei einem Streifzug durch die Mannheimer Vergangenheit. sic/red
Weitere Informationen:
Weitere Monumente, die am Tag des offenen Denkmals geöffnet haben, sind auf der Denkmalkarte unter www.tag-des-offenen-denkmals.de/denkmalkarte zu finden.
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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