25 Jahre Ökumenische Hospizhilfe in Mannheim
Auf dem letzten Weg begleiten
Mannheim. Manfred Hammer lacht gerne. Dem mittlerweile 80-Jährigen geht es gut. „Ich habe viel Glück gehabt im Leben“, sagt er, das sei nicht selbstverständlich und von diesem Glück möchte er etwas weitergeben. Der gelernte Dipl. Kaufmann und Maschinenbau-Ingenieur arbeitet mit seiner Ehefrau Ulrike seit 25 Jahren ehrenamtlich in der Ökumenischen Hospizhilfe Mannheim. In der ambulanten Hospizbegleitung begegnete er vielen Menschen, erlebte tragische Schicksale, begleitete nicht nur Sterbende auf dem letzten Weg, sondern betreute auch Angehörige. „Neben der Trauer gab es immer auch Momente, in denen man gemeinsam lachen konnte“, sagt er, das sei ihm wichtig. Er habe in seiner ehrenamtlichen Arbeit viel zurückbekommen.
„Zeit geben und Zeit schenken“
Eine Erfahrung, die Katharina Schlenker nur bestätigen kann. Die 21-jährige Psychologie-Studentin unterstützt die Ökumenische Hospizhilfe seit einem Jahr. Zuvor arbeitete sie in ihrem freiwilligen sozialen Jahr in einem Hospiz in Esslingen. „Zeit geben und Zeit schenken, das ist mir wichtig“, sagt sie. Am Lebensende sollte niemand einsam sein, ergänzt sie, auch die Angehörigen nicht. Sie arbeitet ehrenamtlich in einer stationären Einrichtung in Mannheim. Dort begleitete sie bisher Menschen, die bettlägerig waren und kaum noch sprechen konnten. „Einfach da sein, auf kleine Zeichen achten, diese Zeit gemeinsam aushalten“, erzählt sie, „da spüre ich, wie die Menschen ruhiger werden“. „Gerade in Heimen ist es wichtig, dass jemand bewusst in die Zimmer von Sterbenden geht“, ergänzt sie, „damit die Menschen Stimmen hören, damit sie wissen, sie sind nicht allein“.
Versöhnung am Lebensende – Hilfe für Angehörige
Gerade am Lebensende haben viele Menschen den Wunsch, Konflikte zu lösen und Angehörige zu sprechen, mit denen sie lange Zeit schon keinen Kontakt mehr hatten. „Ich habe einen französischen Staatsangehörigen begleitet, der über Jahre nichts von seinen Schwestern gehört hatte“, erzählt Manfred Hammer. „Es war ein etwas schwieriger Mensch, ein Künstler“, ergänzt er, „er hatte sich mit der Familie zerstritten“. Manfred Hammer gelang es, eine Schwester in Paris ausfindig zu machen. Sie kam tatsächlich nach Mannheim, um sich mit ihrem Bruder zu versöhnen. Eine letzte Begegnung, die wichtig war.
„Für viele Angehörige sind wir eine große Entlastung“, sagt Manfred Hammer. Viele seien berufstätig und zeitlich eingespannt. „Wann immer es noch geht, unternehme ich etwas mit den Menschen, die ich begleite“, sagt er. Kleine Ausflüge, der Gang zum Friseur, ein Spaziergang im Grünen. „Ein krebskranker Mann wollte immer unbedingt Süßigkeiten“, erzählt er. „Geschickt lotste er mich wieder zu einem Kiosk oder zu einem Supermarkt, denn eigentlich sollte er als Diabetiker keine Süßigkeiten essen“, ergänzt er augenzwinkernd. „Ich dachte mir, warum soll ich ihm diesen letzten Wunsch versagen“.
Katharina Schlenker und Manfred Hammer haben ganz unterschiedliche Erfahrungen in ihrer ehrenamtlichen Arbeit gemacht. Eines aber haben sie gemeinsam: Sie wollen so lange es geht und so lange es zeitlich möglich ist weiter machen. Denn Hospizarbeit sei ein Geben und Nehmen zugleich. Leben bis zuletzt und den Tod als Teil des Lebens akzeptieren – darum geht es in der Hospizbewegung. Die Ökumenische Hospizhilfe in Trägerschaft der Diakonie Mannheim und des Caritasverbandes Mannheim gibt es seit 25 Jahren, den Ökumenischen Kinder- und Jugendhospizdienst CLARA in Trägerschaft der Diakonie Mannheim und des Caritasverbandes Mannheim seit 2007. Beide Hospizdienste suchen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Interessierte können sich direkt an die Hospizdienste wenden. fek
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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