Der Chor der Vogelstimmen vor dem Fenster kündigt den Frühling an
NABU. Am Montag, 20. März, beginnt der kalendarische Frühling. Tag und Nacht sind dann gleich lang, denn die Sonne steht senkrecht über dem Äquator und überquert ihn danach gen Norden. Die Tage werden wieder länger, die Sonne gewinnt an Kraft, die Natur erwacht. Davon kündet auch der Vogelstimmen-Chor vor dem Fenster. Mit lautstarkem Gezwitscher und einem prächtigen Gefieder werben in aller Regel die Singvogel-Männchen um eine passende Partnerin. „Besonders laut, intensiv und vielstimmig wird frühmorgens gesungen. Jede Vogelart hat, zeitlich gestaffelt, ihren großen Auftritt. Dabei suchen sich die Sänger oft einen hohen Punkt als Bühne aus, um weithin hörbar zu sein“, sagt Alexandra Ickes. Die NABU-Vogelexpertin stellt sich im Frühling mitunter den Wecker auf vier Uhr, um nichts zu verpassen. Der Gartenrotschwanz singt dann als erster Frühstarter, sein Gesang ist weich, wehmütig und schwatzend. Wie sich die gefiederten Sänger unterscheiden lassen, dazu hat die NABU-Vogelexpertin einige Tipps.
Welcher Vogel singt denn da?
Nach den Vögeln kann man die Uhr stellen oder gleich eine ganze Vogel-Zwitscher-Uhr. An der Vogeluhr des NABU lässt sich ablesen, wie viele Minuten vor Sonnenaufgang die Vögel mit ihrem Gesang beginnen. Vom Gartenrotschwanz bis zum Buchfink hat jede Art ihre Tageszeit, zu der sie loslegt. Das gibt eine erste Orientierung. In Städten sind Vögel wegen des Kunstlichts früher am Tag aktiv: „Schon weit vor Sonnenaufgang wecken uns Garten- und Hausrotschwanz, Rotkehlchen und Amsel. Beim Stimmen erkennen helfen Apps, wie die NABU-App „Vogelwelt“, die in einer erweiterten Fassung 1000 Vogelgeräusche und -gesänge wiedergibt: herunterladen, Ton aufnehmen und meistens wird die richtige Art angezeigt. Wer mehr über Vögel und ihren Gesang erfahren möchte und frühes Aufstehen nicht scheut, ist bei den vogelkundlichen Exkursionen der rund 230 NABU-Gruppen im Land genau richtig.
Warum singen Vögel?
Vogelmännchen versuchen, durch ihren Gesang die Weibchen ihrer Art von den eigenen Qualitäten zu überzeugen: „Hör her, ich bin fit, gesund und fähig, eine Vogelfamilie zu ernähren“, hilft NABU-Ornithologin Ickes bei der Übersetzung. Je markanter der Gesang, desto höher die „Qualität“ des Sängers. Ihr Ziel: Die Weibchen durch den Gesang ins Revier locken und die Konkurrenz abschrecken. Im Vogelgesangs-Chor gilt die Aufmerksamkeit meist nur der eigenen Art, daher stört es nicht, dass alle durcheinander singen.
Übrigens singen Singvögel im Dialekt, das heißt, ihre Gesänge variieren deutlich in den Regionen eines Kontinents. Das hat für die Populationen und deren genetische Vielfalt wichtige Auswirkungen. „Ein weitgereistes Männchen ist mit seinem etwas anderen Gesang für die weibliche Vogelwelt mitunter hochattraktiv und sorgt so dafür, dass der genetische Austausch funktioniert“, erklärt Ickes. Manche Arten, wie der Star, bauen gezielt neue Motive in ihren Gesang ein und imitieren zum Beispiel andere Sänger und Geräusche aus der Umgebung, um aus der Vogelschar herauszustechen.
Stimmenschwund im Vogelchor
Der zunehmende Vogelschwund zeichnet sich im Vogelchor ab: „Die Zahl der Vögel und Arten sinkt tendenziell und die Klanglandschaften werden dadurch leiser und monotoner. Man muss aber nicht tatenlos zusehen, wie die Natur immer mehr verstummt“, sagt Ickes. Die Vogelvielfalt lässt sich bewahren, etwa indem man Grundstücke - sei es der eigene Garten, das Vereinsgelände oder die Grünfläche rund ums Unternehmen - vogel- und insektenfreundlich gestaltet. Wer Bio-Lebensmittel kauft, unterstützt eine pestizidfreie, insektenreiche Landwirtschaft. Und selbst ehrenamtlich im Naturschutz aktiv zu werden, hilft zusätzlich, die Artenvielfalt zu bewahren.red
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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