Frackträger im Mittelpunkt - Am 25. April ist Weltpinguintag
Mannheim.An Land ein wenig unbeholfen, aber im Wasser blitzschnell. Die Humboldt-Pinguine sind die Publikumslieblinge im Mannheimer Luisenpark, die täglichen Fütterungen sind immer gut besucht. Wenn am 25. April der Weltpinguintag begangen wird, stehen die kleinen Frackträger nochmal mehr im Mittelpunkt - und das weltweit.
Der Weltpinguintag verdankt seinen Ursprung einem kuriosen Umstand: Auf der amerikanischen McMurdo-Station in der Antarktis fiel Wissenschaftlern auf, dass jedes Jahr am 25. April die Adéliepinguine nach ihrer Brutsaison ihre Kolonie verlassen und zu ihren Winterwanderungen auf See aufbrechen. Für die Forscher wurde dieser Tag zu einem Feiertag, der sich dann weltweit etablierte. Der 25. April soll das Augenmerk auf die weltweit 18 Pinguinarten richten und darauf, welche Gefahren ihnen in freier Wildbahn drohen.
Das betrifft auch den Humboldt-Pinguin, der als „gefährdete Art“ gilt. Die neugierigen Gesellen und ihre Schwimmkünste gehören für Groß und Klein zu den Attraktionen des Luisenparks. Wir haben Henni, Ursula, Brisko und Co. kennengelernt, waren bei einer der Schaufütterungen dabei und haben mit Revierleiterin Manuela Roth über die Besonderheiten der Tiere, das Erhaltungszuchtprogramm und Artenschutz ganz generell gesprochen.
Neugierig, vorwitzig und mit großem Appetit
Schon morgens, wenn die ersten Besucher noch auf sich warten lassen, wird getaucht und mit der Strömung geschwommen. Einige Pinguine halten sich besonders gerne rund um einen der Sauerstoffsprudler auf, erzählt Manuela Roth. Wenn sie sich dort gemächlich treiben lassen, erinnert das fast ein bisschen an Thermalbadbesucher, die Wellness machen. Sobald das erste der 25 Tiere das Klappern des Futtereimers hört, gibt es kein Halten mehr – alle stehen sie Spalier um an ihren Fisch zu kommen.
„Sie sind grundsätzlich sehr neugierig und wollen alles untersuchen. Auch an den Menschen sind sie durchaus interessiert“, berichtet Manuela Roth mit einem Schmunzeln. Immer wieder könne man beobachten, wie die Pinguine beim Tauchen Spaß daran haben durch die Panoramascheiben zu beobachten, was draußen passiert. Jeder der Humboldt-Pinguine hat eine einzigartige Zeichnung, ein Punktemuster auf der Brust, an der man die Tiere unterscheiden kann. Da das im Gewusel auf der Anlage aber nicht immer so schnell und eindeutig funktioniert, tragen die Pinguine im Luisenpark kleine Namensschilder am Flügel, mit denen man sie besser auseinanderhalten kann. Aber Christl, Henni, Frodo, Ricky und Co. besitzen nicht nur einmalige optische Merkmale, sondern auch ganz individuelle Charakterzüge. Nach langjähriger Arbeit als Tierpflegekraft und Revierleiterin kann Manuela Roth auch diese ganz gut auseinanderhalten: „Man kennt schon die ein oder andere Eigenart. Wer zum Beispiel besonders vorwitzig ist, wer besonders neugierig ist, wer immer besonders großen Hunger hat und immer tut, als würde es nicht genug Fisch geben.“
Was die Haltung und die Ansprüche daran angeht, beschreibt Manuela Roth die Humboldt-Pinguine als „relativ genügsame Gesellen“. Sie möchten es am liebsten nicht zu warm – da muss im Sommer schon mal das Wasser gekühlt werden. Für den Winter gibt es Wärmehöhlen, falls es den Tieren zu kalt werden sollte. Aktuell brüten insgesamt fünf Paare auf der Anlage. Die eigens angelegten Bruthöhlen in der großen Kunststeinmauer konnten sie nicht überzeugen, stattdessen wurden direkt die drei etwas abseits gelegenen Höhlen auf der Rasenfläche belegt, die ursprünglich als Ersatz gedacht waren. Auch Pinguine bevorzugen die „Eigentumswohnung mit Garten“, wie Manuela Roth augenzwinkernd bemerkt. Zwei Paare brüten noch spartanischer und haben sich ihr Nest direkt auf der Rasenfläche angelegt.
In der freien Wildbahn lauern menschengemacht Gefahren
So gemütlich wie die Mannheimer Humboldt-Pinguine haben es ihre Artgenossen in freier Wildbahn leider überhaupt nicht. „Es ist natürlich so, dass sie in der Natur auch Fressfeinde haben, aber das Hauptproblem ist der Mensch – wie bei vielen Tieren, die vom Aussterben bedroht sind“, stellt Manuela Roth klar.
In ihrem Verbreitungsgebiet an der Küste von Peru bis Chile, lauern zahlreiche menschengemachte Gefahren. Humboldt-Pinguine verenden beim Jagen in Fischernetzen als unerwünschter Beifang; falls sie überhaupt erfolgreich sind, denn durch die Überfischung haben sie wie viele Meerestiere mit dem Wegfall ihrer Nahrungsgrundlage zu kämpfen. Illegaler Guanoabbau stört die Tiere in ihrer Brutzeit, dazu kommt unkontrollierter Tourismus einhergehend mit Menschen, die Eier einfach absammeln. Mit Schwermetallen und Plastikmüll verschmutztes Meerwasser sind weitere Faktoren, die auch die Humboldt-Pinguine gefährden. „Von den 18 Pinguinarten, die es gibt, sind gut die Hälfte gefährdet. Die anderen hauptsächlich deswegen nicht mehr, weil man sie unter massiven Schutz gestellt hat“, so Manuela Roth.
Der Luisenpark ist mit den Humboldt-Pinguinen Mitglied im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und im Verein Sphenisco – Schutz des Humboldt-Pinguins. Sphenisco setzt sich zusammen mit europäischen Zoos und Partnern in Chile und Peru für die Verbesserung der Bedingungen von Humboldt-Pinguinen ein. Dieses Ziel verfolgen die Beteiligten durch Umweltbildung, umfangreiche Forschungsarbeiten und die Einrichtung einer Meeresschutzzone.
Wie sehr die Humboldt-Pinguine den Mannheimern ans Herz gewachsen sind, hat sich sehr deutlich gezeigt, als sie während der Umbauarbeiten im Rahmen der BUGA vorübergehend nach Frankfurt gezogen waren. Es verging keine Woche, in der Manuela Roth und ihr Team nicht auf die tierischen Frackträger angesprochen wurden. „Da ging es uns allen gleich: Den Park ohne Pinguine können wir uns nicht vorstellen.“ [sic]
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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