Musikalische Akademie stellt Spielzeit 20/21 vor
Halt und Zuversicht geben

Akademiepräsident Fritjof von Gagern (links) und Generalmusikdirektor Alexander Soddy stellten das Programm der Spielzeit 2020/21 vor.  Foto: Christian Kleiner
  • Akademiepräsident Fritjof von Gagern (links) und Generalmusikdirektor Alexander Soddy stellten das Programm der Spielzeit 2020/21 vor. Foto: Christian Kleiner
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Mannheim. Großveranstaltungen sind in Baden-Württemberg nach der aktuell geltenden Corona-Verordnung mindestens bis zum 31. August verboten. Wer für dieses Jahr nach diesem Datum Konzerte vor größerem Publikum geplant hatte, der hat nur zwei Möglichkeiten. Es in vorauseilender Resignation bleiben lassen, oder so tun, als ob ein Konzertbetrieb unter akzeptablen Bedingungen durchzuführen ist. Es ist also ein Zeichen von Zuversicht und Hoffnung, dass Akademiepräsident Fritjof von Gagern und Generalmusikdirektor Alexander Soddy am 8. Mai die Spielzeit 2020/21 der Musikalischen Akademie des Nationaltheater-Orchesters Mannheim vorstellten. In der 242. Saison sind erneut acht Akademiekonzerte im Rosengarten und eine Kammerakademie im Opernhaus des Nationaltheaters Mannheim geplant.
Die Veröffentlichung des neuen Spielplans nach dem abrupten Ende der laufenden Saison habe Fritjof von Gagern, neben seiner Rolle als Vorsitzender auch Solocellist im Nationaltheater-Orchester, nicht hinauszögern wollen: „Die abgesagten Konzerte sind für uns Musikerinnen und Musiker ein unfassbarer künstlerischer Verlust. Gerade deshalb benötigen wir aus der Stille der Krise die Perspektive. Ich denke, das gilt für unsere Hörerinnen und Hörer gleichermaßen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, Konzerte zu ermöglichen und durch die Musik Halt und Zuversicht gerade in diesen Zeiten zu geben.“

Kreativität ist gefragt

Selbstverständlich sei, dass dabei der nötige Rahmen gegeben sein müsse wie durch Abstandsregeln, Hygienepläne und Höchstgrenzen für Musizierende oder Publikum. „Wir arbeiten mit verschiedenen Szenarien – einem Plan A, so wie die Saison eigentlich gedacht ist, und einem Plan B, C und D, in welchen wir alternative Veranstaltungsformate durchspielen“, erläuterte von Gagern. „Wir wollen unbedingt spielen und es ist auch unser Auftrag zu spielen. Deshalb heißt es jetzt, Lösungen zu entwickeln, wie das unter verschiedenen Bedingungen realisiert werden kann. Dabei muss man unglaublich kreativ sein“, sagt der Akademiepräsident.
So müsse man etwa überlegen, in welchem Abstand voneinander die Musiker auf der Bühne sitzen sollten, sagt von Gagern und verweist auf das jüngst erschienene Positionspapier, das Mediziner der Berliner Charité vorgelegt haben, um den Spielbetrieb der Orchester wieder zu ermöglichen.
Dass das Orchester seine geplanten Konzerte unter auch wirtschaftlich sinnvollen Bedingungen spielen kann, ist auch eine existenzielle Notwendigkeit für die Musikalische Akademie, die von den Einnahmen aus dem Kartenverkauf lebt. Dass drei der acht geplanten Konzerte der vergangenen Spielzeit ausfallen mussten und damit drei Achtel der geplanten Einnahmen zunächst einmal weggebrochen sind, sei ein „Riesenproblem“, so von Gagern.

Dank an die „sensationellen Abonnenten“

„Das sich die Situation etwas entspannt hat, ist nur unseren sensationellen Abonnenten zu verdanken, denn über 90 Prozent von ihnen haben sich dazu entschieden, auf die Rückerstattung für das sechste Konzert zu verzichten. Das war überlebensnotwendig“, betont er. Die Absagen für die letzten beiden geplanten Konzerte erfolgten erst später. „Wir hoffe, dass auch da die Spendenbereitschaft groß bleibt“, wünscht von Gagern.
Patrick Koch, Geschäftsführer und Soloklarinettist im Nationaltheater-Orchester, berichtete von einer „steigenden Entwicklung der Abonnementszahlen sowie einer Zunahme der Einzelticketverkäufe“. Rechne man die Ergebnisse der Konzerte 1 bis 4 hoch, wären über 27.000 Kartenkäufe für die Spielzeit 2019/20 zu erwarten gewesen. Der Abonnentenstamm erreichte mit 2700 Abonnements einen Höchststand.
Gab es in den vergangenen Spielzeiten einen „sehr deutschen Blick“ auf das musikalische Geschehen, so habe sich die Perspektive bei der Programmplanung auf die europäische Ebene verlagert, äußerte von Gagern zum neuen Programm. Der Schwerpunkt lag dabei auf Werken aus der Zeitspanne zwischen 1870 und 1920, die den Übergang von der Tonalität in die Atonalität markiert.
Im 1. Akademiekonzert am 19. und 20. Oktober läutet Alexander Soddy mit John Adams’ Short Ride in a Fast Machine die neue Spielzeit ein. Der russisch-amerikanische Pianist Kirill Gerstein ergänzt das Konzertprogramm um Sergej Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2. Mit Edward Elgars Symphonie Nr. 1 darf man auf ein Werk englischer Herkunft gespannt sein – eine besondere Freude auch für den britischen Generalmusikdirektor Alexander Soddy.
Im 2. Akademiekonzert am 16. und 17. November steht neben Carl Maria von Weber und Robert Schumann auch wieder Richard Strauss auf dem Plan. Radek Baborák, ehemaliger Solohornist der Berliner Philharmoniker, widmet sich dem Konzert für Horn und Orchester Nr. 2, in dem sich Strauss in Zeiten von Zerstörung in die Epoche der Romantik träumt.

Die Lust am Erzählen verbindet drei Werke

Die Lust am Erzählen verbindet diese drei ausdrucksstarken Werke: Im 3. Akademiekonzert am 14. und 15. Dezember kreiert Ingo Metzmacher, der zum dritten Mal mit dem Nationaltheater-Orchester konzertiert, mit Humperdincks Hänsel und Gretel, dem Schwanendreher von Hindemith sowie der Seejungfrau von Zemlinsky eine märchenhaft-nostalgische Welt.
Der Cellistin Tanja Tetzlaff wird eine Dirigentin zur Seite gestellt: Ariane Matiakh, die im 4. Akademiekonzert am 8. und 9. Februar 2021 ein Konzertprogramm „à la Russe“ präsentiert: Glinka, Schostakowitsch, Rachmaninow, Mussorgski. Im 5. Akademiekonzert am 8. und 9. März 2021 spielt das Land Dänemark eine Hauptrolle: Michael Schønwandt bringt mit der Sinfonia espansiva den Nationalkomponisten und Landsmann Carl Nielsen auf das Parkett. Dabei stehen die opulenten dänischen Landschaften im produktiven Kontrast zu Beethovens Klavierkonzert Nr. 1, in dem der junge Komponist mit feinem Pinsel zeichnet. Gut aufgehoben ist das Werk in den Händen des Klaviervirtuosen Kit Armstrong.
Antonello Manacorda – zuletzt 2018/19 mit Tschaikowski zu Gast bei den Akademiekonzerten – dirigiert im 6. Akademiekonzert am 12. und 13. April 2021 Bruckners fünfte Symphonie. In erster Linie bekannt für seine transparenten Interpretationen von Mendelssohn und Brahms, durchleuchtet Manacorda gern auch Bruckners episch ausgestaltete fünfte Symphonie – „eine Symphonie wie eine Kathedrale“.
Die Tradition der Auftritte orchestereigener Solisten wird auch in dieser Spielzeit fortgesetzt: Lukas Zeilinger widmet sich im 7. Akademiekonzert am 10. und 11. Mai 2021 dem Prüfstein eines jeden Trompeters: Joseph Haydns Konzert für Trompete und Orchester. Außerdem auf dem Plan: drei Stücke aus Alban Bergs Lyrischer Suite sowie Gustav Mahlers Symphonie Nr. 1 unter dem Dirigat von Alexander Soddy.

Finale mit Stargeiger

Im 8. Akademiekonzert am 21. und 22. Juni 2021 darf man sich schließlich auf Augustin Hadelich freuen, der sich mit Édouard Lalos Symphonie espagnole einem farbenprächtigen Violinkonzert widmet. Neben Ravel und Debussy wird das Konzertprogramm von einer Uraufführung begleitet, die die Musikalische Akademie in dieser Saison bei dem mexikanischen Komponisten Enrico Chapela in Auftrag gegeben hat.
Die Kammerakademie am 6. Juni 2021 findet wie gehabt im Opernhaus des Nationaltheaters statt. Joseph Bastian, Dirigent und ehemaliger Posaunist des Bayerischen Rundfunks, sowie Benedict Kloeckner am Violoncello wagen zusammen mit den Bläsern des Nationtaltheater-Orchesters einen wilden Ritt von Dvořák bis Gulda. os/gai
Weitere Informationen:

https://musikalische-akademie.de/

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Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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