Gringo Mayer im Interview
„Ich hab’ echt gedacht, das ist versteckte Kamera“
Mannheim. Der aus Ludwigshafen stammende und in Mannheim lebende Mundartrocker Gringo Mayer ist der erste von vier Künstlerinnen und Künstlern, die in den Genuss einer viertägigen MUTED-Residency in der Alten Feuerwache in Mannheim kommen. Im Interview mit dem „Wochenblatt“ äußerte sich der 33-Jährige sich zu seinen musikalischen Aktivitäten.
???: An welchem Punkt Deiner Karriere befindest Du Dich heute?
Gringo Mayer: Ich bin bisher am erfolgreichsten Punkt meiner Karriere, weil’s grad gut nach oben geht. Im November ist das Album erschienen. Ich merke, dass ich viele Platten und CDs verschicken darf in alle Bundesländer. Ich glaube , das sind alles Exil-Pfälzer oder Exil-Kurpfälzer. Mit den Konzerten klappt es einfach gut, das Zusammenspiel mit dem Publikum ist sehr schön.
???: Machst Du das alles im Direktvertrieb?
Gringo Mayer: Ich mache das über Bandcamp, das ist ein Portal, da gehst Du auf meine Homepage drauf, zack, dann kaufst du das und dann schick’ ich’s.
???: Was bedeutet die Einladung zu dieser Residenz für Dich?
Gringo Mayer: Das hat optimal gepasst, denn ich habe wirklich gerade aktiv nach einer Probemöglichkeit gesucht. Wir proben nicht jedes Wochenende, sondern immer mal wieder punktuell und deshalb auch immer an unterschiedlichen Orten. Und jetzt kriegen wir ein bissle Geld fürs Proben, und dürfen hier in die Alte Feuerwache, das ist quasi direkt vor meiner Haustür – ich hab’ echt gedacht, ob das jetzt versteckte Kamera ist. Also ich habe mich sehr gefreut. Es war halt perfekt, wir haben ein Wochenende geprobt, hatten ein super Equipment, es war alles da, es gab Wasser und Obst, also wirklich ganz toll.
???: Warum habt Ihr keinen festen Proberaum?
Gringo Mayer: Ich finde, einmal die Woche proben und jeder trinkt Bier und nächste Woche hast Du’s wieder vergessen, das nervt. Und meine Band sitzt ja in Freiburg, wo ich mal ein Jahr gewohnt hab’, das sind alte Kumpels. Deshalb sind wir da etwas freier und und proben lieber mal eine Woche gescheit durch, als jede Woche einmal rumzuwursteln. Es ist auch so, dass die Songs von mir vorproduziert sind, da muss man nicht mehr groß etwas entstehen lassen, sondern da geht’s nur noch darum, dass wir uns alle wohl fühlen und dass das in echt auch genauso klingt, oder noch besser klingt als auf der Vorproduktion.
???: Wenn ihr probt, heißt das dann auch, dass ihr auf Tour geht.
Gringo Mayer: Von Tour kann man nicht sprechen, aber es wird Konzerte geben, teils solo, teils mit Band, aber die große Tour kommt erst noch, weil da jetzt grade wegen der Pandemie kein Booking da. Ich bin total happy, dass wir überhaupt ein paar Konzerte haben dieses Jahr, das ist ja nicht bei allen so.
???: Und in den Konzerten wird das Album „Nimmi normal“ promotet?
Gringo Mayer: Ja, da wird’s Album gespielt und promotet. Es gibt aber auch schon neue Songs, die gespielt werden. Nach dem ersten Album kommt das zweite und ich möchte nicht in die Bredouille geraten und sagen, ach Gott, ach Gott, das Album muss jetzt fertig sein, sondern ich schreibe jetzt schon neue Sachen. Da haben wir auch schon ein paar schöne Nummern im Programm.
???: Wann ist Dein nächster Auftritt in der Region?
Gringo Mayer: Der ist, ganz großes Ausrufezeichen, am 4. März im Café Central in Weinheim: Mit Band, und der gute alte Markus Babbel legt vorher auf.
???: Der Markus Babbel?
Gringo Mayer:Ja, der. Ich war auch sehr überrascht, dass er so was macht.
???: Und was legt er auf?
Gringo Mayer: Ich habe ihn kennengelernt, als ich Ende letzten Jahres Support gemacht habe bei Mambo Kurt. Da stand auf dem Plakat DJ Markus Babbel und ich habe gedacht, das ist halt jemand, der sich so nennt. Aber dann hab’ ich gesehen, ach Gott, das ist der echte Markus Babbel. Der hat eigentlich Classic Rock aufgelegt, das hat auch ganz gut gepasst.
???: Wie ist denn Dein Bezug zur Alten Feuerwache?
Gringo Mayer: Ehrlich gesagt, hatte ich zur Feuerwache noch nie einen direkten Kontakt. Ich war hier schon als Gast, stand schon zweimal hier, als Pete Doherty mit den Babyshambels hätte spielen sollen, aber jedes Mal nicht einreisen durfte. Das war’s Schlimmste für mich, weil ich absoluter Pete-Doherty-Fan war.
???: Was hörst Du selbst am liebsten?
Gringo Mayer: Das ist schwer, witzigerweise hat sich das geändert, seit ich in dieser Mundartszene drin bin. Vorher habe ich ganz viel Austropop gehört, Voodoo Jürgens und Der Nino aus Wien. Das habe ich viel gehört, aber seit ich mein eigenes Zeug mache, habe ich große Probleme neue Sachen zu finden, die mich inspirieren. War on Drugs haben im vergangenen Jahr ein neues Album rausgebracht, das habe ich mir angehört, aber sonst schreibe und spiele ich eigentlich mein Songs und höre wenig andere Musik.
???: Wie kamst Du dazu, Texte in Mundart zu schreiben?
Gringo Mayer: Die Macher des Films „Mannheim – Neurosen zwischen Rhein und Neckar“ haben mich gefragt, ob ich für den Film einen Song schreiben will. Es sollte ein Blues sein und halt kurpfälzisch sein. Da ist dann der Song „Mannemer Dreck“ draus geworden. Das war das erste Mal, dass ich was in Mundart gemacht hab’. Der Song hat Bock gemacht auf mehr. Aber Mundart fand ich vorher immer gefährlich. Ich dachte, das könnte altbacken sein, ist irgendwie nie zeitgenössisch. Ich habe Jahre gebraucht, habe immer wieder gedacht, vielleicht finde ich einen Weg, dass ich’s irgendwie cool finde. Ich wollte es zeitgenössisch machen so dass es in unsere Zeit reinpasst, und dass man’s irgendwie hören kann, auch wenn man die Sprache nicht versteht, aber dann trotzdem irgendwie denkt, das klingt cool. Ich habe dann auch bei den Auftritten der Frankenthaler Band Die anonyme Giddarischde gesehen, wie die Leute beim Konzert mitgehen. Das war was, was ich auch wollte, und so hat sich das dann entwickelt. Ich muss auch sagen, ich hatte mit Mundarttexten auch schon in meiner Kindheit zu tun, weil mein Vater immer Fasnachtsreden auf Pfälzisch gehalten hat und zu Geburtstagen immer irgendeinen Quatsch gemacht hat und wir mussten mitmachen. Ich wollte das eigentlich nie mehr machen, weil's auch genervt hat und heute mach’ ich das selbst.
Interview: Christian Gaier
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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