Kein Platz für Frauen in Not - Amalie Mannheim - Runder Tisch Prostitution
Mannheim. Gewalt gegen Frauen ist eine Menschenrechtsverletzung. Die Auswirkungen von häuslicher und sexualisierter Gewalt sind vielfältig und können sehr gravierend sein. Der Bogen spannt sich dabei von gesundheitlichen über soziale und ökonomische Folgen für das Opfer bis zu finanziellen Folgen für die Gesellschaft. Vorrangiges Problem stellt für die von Gewalt bedrohten Frauen in Mannheim insbesondere das Thema „Wohnen“ dar. Das ist das Ergebnis des Runden Tischs Prostitution, zu dem Amalie Vertreterinnen und Vertreter von Politik, Polizei, Behörden, Wohlfahrtsverbänden und Fachleuten des öffentlichen Lebens, einlädt. Die Beteiligten sind sich einig: Wohnraum für bedrohte Frauen ist knapp. „Wir fordern mehr Gewaltschutz für bedrohte Frauen und deren Kinder“.
Rückkehr in den Alltag unmöglich
Seien mit einer Klientin die behördlichen Angelegenheiten geklärt und eine psychosoziale Stabilisierung erreicht worden, könne oft viele Monate lang ein Auszug aus öffentlich- geförderten Schutzraum nicht erfolgen, da keine (Anschluss-)Wohnung gefunden wird, berichten die Beteiligten von Amalie und der Mannheimer Frauenhäuser. Aus dem Amalie-Beratungskontext müsse man feststellen, dass der Zugang zu regulärem Wohnraum für die Frauen schier unmöglich sei, berichtet Amalie-Leiterin Astrid Fehrenbach. „Dies hat zur Folge, dass akut von Gewalt bedrohten Frauen und ihren Kindern sowie Aussteigerinnen aus der Prostitution der erforderliche Schutzraum nicht zur Verfügung steht“, sagt sie. Eine Rückkehr in einen geregelten Alltag also fast unmöglich?
Die Kriminalpolizei aus dem Bereich Zeugen- und Opferschutz macht auf diese dringliche Not- und Gefährdungslage seit Jahren aufmerksam, so auch beim Runden Tisch. „Für die Aussteigerinnen, die sich bei Amalie in der Schutzwohnung befinden, sprechen wir derzeit von zwei bis drei Wohnungen im Jahr, die uns fehlen“, betont Diakonie-Direktor Michael Graf. Der Bedarf bei den Frauenhäusern liege bei 20 bis 30 Wohnungen im Jahr.
Runder Tisch Prostitution: Netzwerk für Frauen in Not
Seit mehr als zehn Jahren lädt Amalie zum „Runden Tisch Prostitution“ ein, welcher aus Vertreterinnen und Vertretern von Politik, Polizei, Behörden, Wohlfahrtsverbänden und Fachleuten des öffentlichen Lebens besteht. Er ermöglicht die Vernetzung der Akteure in Mannheim und den fachlichen Austausch über das komplexe Thema. Der Runde Tisch trifft sich zweimal im Jahr und wird von Seiten des Diakonischen Werks moderiert und durchgeführt. Zur Unterstützung und Begleitung der Beratungsstelle arbeitet ein Fachbeirat. Dieser setzt sich aus Vertretern des Diakonischen Werks Mannheim, des Runden Tischs Prostitution, der SRH Hochschule Heidelberg und Personen des öffentlichen Lebens zusammen.
Die Beratungsstelle Amalie berät und unterstützt in Mannheim Frauen, die in der Prostitution tätig sind und Frauen, die aussteigen möchten. Sie wurde 2013 gegründet. Im vergangenen Jahr feierte sie ihr zehnjähriges Bestehen. Viele der Frauen befinden sich in prekären Armutssituationen. Amalie bietet psychosoziale Beratung, Begleitung, medizinische Grundversorgung und Ausstiegshilfen an. Die Beratungsstelle wird finanziert durch die Stadt Mannheim, das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg und das Diakonische Werk. hät/red
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Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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