Motorradsport
Ehemaliger Motorradrennfahrer Lothar John verstorben

- Lothar John aus Schriesheim auf der Yamaha
- Foto: Archiv Manfred John
- hochgeladen von Michael Sonnick
Ein weiteres Mitglied der alten Garde der Motorradrennfahrer ist von uns gegangen. Im Alter von 91 Jahren ist Lothar John aus Schriesheim am Freitag, den 14. März 2025, an Herzversagen verstorben.
Sein bildhaften Erzählungen, die zahlreichen Anekdoten aus dem über 20 Jahre langen Rennfahrerleben, seine Hilfsbereitschaft hat ihn nicht nur in Rennfahrerkreisen, sondern auch in seinem privaten Umfeld so beliebt gemacht.
Er war der älteste von 3 Brüdern, einer Motorrad verrückten Familie. Aber er war vorbelastet. Sein Vater Willi nahm schon vor dem Krieg an Rennen und Zuverlässigkeitsfahrten in der alten Heimat Breslau teil. Der Krieg mit Flucht verschlug die Familie nach Schriesheim, ganz in der Nähe von Heidelberg. Dort lernte er Helmut Fath, den begnadeten Techniker und Seitenwagen-Weltmeister kennen, der im Nachbardorf Ursenbach wohnte. Das war sicherlich ein Schlüsselerlebnis für seine spätere Rennfahrerlaufbahn. Unvergessen ist die Schilderung mit dem Erlebnis seines ersten Rennens 1952 in Buchen im Odenwald, die auf Youtube verewigt ist.
Im Vergleich zur heutigen Epoche begann seine erfolgreichste Zeit als Rennfahrer erst im reiferen Alter mit Anfang 30. Obwohl er schon 1961 mit Platz 6 seinen ersten Punkt in der Weltmeisterschaft auf dem Hockenheimring in der Halbliterklasse sammelte, stellte sich der sportliche Höhepunkt erst Ende der 60er Jahre ein. Mehrfacher Deutscher Meister, Vizemeister in den Klassen mittleren Hubraumklassen 250 cm³ und 350 cm³, Weltmeisterschaftspunkte in den Klassen von 125 cm³ bis 500 cm³, Platz 9 in der WM-Abschlusstabelle 1969, kennzeichneten die fahrerischen Qualitäten. Zweifelsohne der Höhepunkt mit dem 2. Platz hinter Weltmeister Kent Andersson beim Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring.
Und selbst in der 50 cm³ Klasse wagte er in Spa-Francorchamps einen Gaststart auf einer Suzuki, die ihm sein Freund Hans-Georg Anscheidt geliehen hatte. Überhaupt war er einer der wenigen Fahrer, die schnell mit den verschiedensten Rennmotorrädern zurecht kam. Begonnen hat alles mit einer BMW in der Halbliterklasse. Zunächst fuhr er mit einer getunte Stoßstangen R50 in der Ausweisklasse die notwendigen Siege und Punkte für den Aufstieg in die internationale Lizenzklasse zusammen. Dann folgte 1960 der Umstieg auf die RS 54, die legendäre Produktions-Rennmaschine des bayerischen Herstellers,.
Doch bald erwies sich die BMW als nicht mehr konkurrenzfähig. Eine Norton Manx 500 kam ins Haus. Danach liest sich Auflistung der Rennmaschinen wie das „Who is who“ der Rennmotorrad-Hersteller: Bultaco TSS 125, TSS 250, Honda CR 93, Suzuki TR 250, MZ 125, Yamaha TA 125, TD 2, TR2, TD2 und zum Abschluss wieder eine Suzuki TR 500. Die Umstellung von den einstmals erfolgreichen Viertaktern auf die schnelleren Zweitaktern machten ihm keine Mühe.
Am 17. September 1933 in Breslau geboren schaffte er den Spagat den Beruf im elterlichen Transportunternehmen als LKW-Fahrer und Rennfahrer mit 15 bis 20 Rennen im Jahr unter einen Hut zu bringen. Dazwischen noch die Rennmaschinen auf dem höchsten Stand zu halten und mit den doch bescheidenen finanziellen Mitteln die Rennerei zu bestreiten. Jahrelang diente ein hoffnungslos überladener 30 PS-Volkswagen-Bulli als Transportfahrzeug und Wohnmobil gleichermaßen mit äußerst bescheidenem Komfort. Aber das passte zur damaligen Zeit des Continental Rennfahrer Zirkus.
Mit dem Tross der unzähligen Privatfahrer mit glerichen bescheidenen Mitteln aus allen europäischen und vorwiegend englischsprachigen Ländern, zog die Karawane von Rennen zu Rennen, die damals fast ausschließlich als Straßenrennen in den europäischen Städten stattfanden. Denn permanente Rennstrecken im heutigen Sinne gab es nur ganz wenige. Es war auch die Zeit in der Lothar viele seiner Rennfahrerfreunde verunglücken sah. Er blieb glücklicherweise von schlimmen Verletzungen verschont, was er immer betonte.
Auch wenn es schwer fällt von ihm Abschied zu nehmen. Mit 91 Jahren hatte er ein erfülltes spannungsreichen Leben.
Jetzt hat sich die Zielflagge gesenkt. Dein Lachen werden wir vermissen, aber deine Geschichten bleiben uns erhalten.
Daran erinnern wir uns gerne.
Text Manfred John
Autor:
Michael Sonnick
aus Ludwigshafen
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