Jubiläumsfeier im EinTanzHaus
Mannheim: Amalie – eine Arbeit für die Menschenwürde
Mannheim. Zehn Jahre Amalie, zehn Jahre enge Netzwerkarbeit – dieses Jubiläum nahmen alle Verantwortlichen der Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution, der Evangelischen Kirche und ihrem Diakonischen Werk zum Anlass, zurückzuschauen auf eine „bewegte Geschichte“, aber auch einen Blick auf die gegenwärtige Entwicklung rund um das Thema Prostitution in Deutschland zu werfen. Es sei notwendig und gut, dass sich politisch der Blick endlich auf die Freier richte, der Menschen, die sich derart bedienen und die Notsituation der vielen Frauen ausnutzen, betont Dekan Ralph Hartmann in seiner Ansprache. Dass sich die politische Situation um das Nordische Modell entzünde, sei wichtig. Seinen Dank spricht er Amalie-Leiterin Astrid Fehrenbach und dem gesamten Team für ihren unermüdlichen Einsatz für die Frauen aus, außerdem allen Spendern und Unterstützern, die Amalie erst möglich machen. Gemeinsam mit mehr als 170 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sozialem, wurde der Geburtstag gebührend gefeiert.
„Anlass zur Romantisierung darf es nicht geben“
Staatssekretärin Dr. Ute Leidig betont in ihrem Grußwort: „Seien Sie versichert: Die Probleme und Herausforderungen rund um das Thema Prostitution stehen fest auf der Agenda der Landesregierung und insbesondere des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg.“ Lobende Worte sprach sie zudem den Verantwortlichen gegenüber aus. Amalie sei inspirierend und verdiene höchste Anerkennung, weil die Beratung niedrigschwellig Zugang zum Beratung- und Unterstützungsangebot ermögliche. Amalie strahle Wärme, Offenheit und Zugewandtheit aus, findet auch Stadträtin Dr. Claudia Schöning-Kalender, als Vertreterin der Stadt Mannheim. Anlass zur Romantisierung der Prostitution dürfe es nicht geben, so Schöning-Kalender.
„Wollen wir wirklich in einer Gesellschaft leben, in der Frau Ware ist?“
Dass Amalie das Thema „Prostitution“ vor zehn Jahren einzigartig und erstmals aktiv in die Stadtgesellschaft trug, wird auch im Talk „Gestern, heute und übermorgen“ deutlich. Auch wenn es ein Entwicklungsprozess war, das Thema sichtbar zu machen, sagt MdL und Staatssekretärin Elke Zimmer, sei man mittlerweile froh über die Offenheit und den Mut der Gründerin Julia Wege. Es sei wichtig, noch mehr über die Umstände und Situationen der Frauen zu sprechen, in der sie stecken und wie schlecht es ihnen geht, um eine gesellschaftliche Wende zu erreichen, sagt die Journalistin Barbara Schmid. „Auch wenn es noch kein Sieg ist“, sagt die Autorin des Buchs „Schneewittchen und der böse König“, erhalte man mittlerweile Anerkennung und werde auch von Bundestagsseite als Expertin eingeladen.
Es geht doch um die Frage: „Wollen wir wirklich in einer Gesellschaft leben, in der Frauen eine Ware sind?“. Dass Amalie mehr ist als nur Beratung, machte auch die Gründerin Prof. Dr. Julia Wege deutlich. „Der medizinische Baustein, aber auch die Ausstiegswohnung und Streetwork machen das Angebot für die Frauen erst attraktiv.“ Hinzu komme aber auch die Lobbyarbeit für die Frauen, „die selbst ihre Stimme nicht erheben können, wie die psychologische Psychotherapeutin und Aussteigerin Anna Schreiber betont.
Amalie-Leiterin Astrid Fehrenbach sagt: „Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, dass die Menschenwürde verletzt ist. Amalie setzt sich dafür sein, dass sich das ändert.“ Nach wie vor ist der Ausstieg aus der Prostitution in Deutschland zu schwierig und hürdenreich. „Wir freuen uns mit allen Frauen, die diesen dornigen Weg gehen – Ihnen gebührt unsere größte Hochachtung.“ hät/red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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