Trauer um Mannheimer Schlagzeuger Christian Huber und Gitarrist Jörg Teichert - Bei Unfall verstorben
Mannheim. Die Musikszene in Schockstarre: Der Mannheimer Schlagzeuger Christian Huber und der Dossenheimer Gitarrist Jörg Teichert sind bei einem tragischen Unfall am Montagvormittag gegen 11 Uhr auf der A8 bei Karlsbad auf dem Weg Richtung Stuttgart noch am Unfallort verstorben - ein Unfall mit LKW-Beteiligung, ohne Chance ihn selbst verhindern zu können, wie er leider immer wieder auf schreckliche Art und Weise geschieht und Menschen jäh aus dem Leben reißt. Beide hinterlassen eine große Lücke bei ihren Familien und in der hiesigen Musikszene.
Gerade waren die beiden umtriebigen Musiker aktiv für ihr neuestes Herzensprojekt "Black Project", erste Aufnahmeveröffentlichungen versprachen musikalische Leckerbissen. Die beiden pflegten noch weitere gemeinsame Projekte wie Frecklesnake (Blues) oder Matchtape(Blues, Jazz) (Bandnamen mit Videos verlinkt).
Christian Huber kam einst zum Musikstudium von Karlsruhe nach Mannheim. Die ersten musikalischen Beiträge entstanden, nachdem König Fußball der Musik weichen musste, in Alternative-, Hardcore- und Postrockbands, doch schnell begann seine Suche nach neuen Wegen. Er studierte bei Hiram Mutschler in Freiburg und bei Prof. Michael Küttner an der Musikhochschule Mannheim. Nach seinem Abschluss 2008 war der überaus sympathische Vierziger in den letzten 15 Jahren in unzähligen Besetzungen unterwegs. In der "Blassportgruppe" und bei "Funk Fever" war er einst festes Mitglied, bei "Brass Machine" ein immer gern gesehener Gast. Weitere Bands: das Groove und Sound Dezernat, ExChange, [T], Backrow. Derzeit arbeitete Christian Huber als gefragter Sideman und Studio-Musiker mit dem Peter Lehel New Quartet, Martin Meixner Matchtape, Thomas Siffling Flow, dem Judith Goldbach Quartett, dem Jazz Ensemble Baden-Württemberg sowie mit seiner eigenen, schon erwähnten Band "Black Project". Dazu arbeitete er als Theatermusiker für das Theater Heidelberg, das Theater Koblenz und das Nationaltheater Mannheim und war im Verein "Livekultur in Mannheim" engagiert. Im Fernsehen war Christian Huber bei der Showband "Pierre M. Krause Show" im SWR regelmäßig zu sehen.
In allen Stilrichtungen bewegte sich Christian Huber mit offenen Ohren. Improvisation und Sound waren die wichtigsten Elemente in seinem Schlagzeugspiel. Konzertreisen und Workshop-Touren führten ihn nach Taiwan, China, Australien, Spanien, Frankreich, Österreich, Liechtenstein und in die Schweiz. Viele weitere hätten noch folgen können.
Christian hinterlässt insbesondere bei seiner Frau und den Kindern und seinen Angehörigen, aber auch in der Mannheimer (Jazz-)Szene uns seinen zahlreichen Musikerkollegen eine große, schmerzliche Lücke.
Spendenaktion für Christian Hubers Familie
Discografie Christian Huber: discogs.com
Christian Huber und Jörg Teichert bei ihrem gemeinsamen Project Black Project:
Jörg Teichert, Profi-Gitarrist aus Dossenheim bei Heidelberg, hatte ein Faible für Analoges, Akustisches und Bluesiges, mit klassischen Wurzeln und jazzigem Gitarrenstudium war auch er mit einer Vielzahl von Projekten unterwegs. Außerdem komponierte er, verdingte sich als Theatermusiker und unterrichtete. Wenn Umstände oder Musik es erforderten, spielte Jörg Teichert auch furchtlos Banjo, Mandoline oder Tuba, und soll auch schon hinter einem Gesangsmikrofon gesehen worden sein.
Dass er sich stilistisch nicht festlegte und von Klezmer bis Surfrock vieles nagelte, was ihm vor das jeweilige Instrument kam, war für ihn Pflicht und Kür in einem: Es gibt zu viele tolle Musikrichtungen, als dass er sich auf eine beschränken wollte.
Seit 2018 ist er Dozent an der Popakademie Mannheim für das Nebenfach Gitarre.
An einem Herbsttag im Jahre 1980 erblickte Jörg Teichert in Heidelberg das Licht der Welt. Im Alter von zehn Jahren fing er an, Waldhorn zu lernen, nachdem er sich zuvor – deutlich weniger motiviert – dem Blockflötenspiel gewidmet hatte, und spielte in klassischen Kammermusikensembles und Orchestern. Parallel dazu brachte er sich das Gitarrenspiel bei und versuchte sich auf seiner bescheidenen Nylonsaitengitarre an so ziemlich jeder Musikrichtung, die ihm gefiel (Hardrock nicht ausgeschlossen). Später beschloss er – nach Ermutigung durch ein paar Profimusiker – ein Musikstudium anzustreben. Was dann auch geschah: Nach einer intensiven Vorbereitung durch seinen Gitarrenlehrer Christian Müller kam er 2002 an die Musikhochschule Mannheim, wo er Jazzgitarre bei Professor Frank Kuruc und Jazzkomposition bei Jürgen Friedrich studierte.
Nach dem Studium wandte er sich u.a. verstärkt dem Blues zu, entdeckte darüber auch Folk und andere verwandte Stile und versuchte sich an neuen Zupf- und Blasinstrumenten. So kamen nach und nach Slidegitarre, Mandoline, Banjo, Blues Harp, Trompete, Tenorhorn und Tuba dazu - ein wahrer Multiinstrumentalist. Die Prägung durch klassische Musik war bis zuletzt in seinem Schaffen zu finden, wie z.B. in seinen Bearbeitungen für das Amadeus Kollektiv – einer Band, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Musik Mozarts mit Jazz und Rock zu verbinden.
Seit dem Studium hatte Jörg Teichert häufiger das Vergnügen als Musiker an Produktionen im Bereich Theater, Musical, Opern und Ballett am Nationaltheater Mannheim, dem Theater der Stadt Heidelberg und dem Staatstheater Wiesbaden beteiligt zu sein.
In seinen eigenen Bands spiegelte sich sein Interesse an vielen Musikrichtungen wieder: Jazz, Blues, Folk, Rock’n’Roll, Rock, Surf, Klezmer, Balkanmusik, Folklore aus aller Welt.
Autor:Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern |
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