Zwischenbilanz zur Vogelzählung: Weniger Vögel und Teilnehmende bei der Mitmachaktion
NABU. Kein Schnee und Frost, dafür mildes Schmuddelwetter. Das vergangene Zählwochenende zur 13. „Stunde der Wintervögel“ hat deutlich weniger Vögel in die baden-württembergischen Gärten gelockt - und auch mehr Vogelfreundinnen und -freunde zählten diesmal nicht mit. Bisher haben fast 7400 Aktive zu Stift, Handy und Fernglas gegriffen. Sie notierten bislang fast 172.000 Vögel in rund 5400 Gärten. Das sind im Vergleichszeitraum 43 Prozent der Vögel und 46 Prozent der Teilnehmenden vom Vorjahr. Noch bis Montag, 16. Januar können alle Zählergebnisse dem NABU gemeldet werden.
„Dieses Jahr war eher eine Stunde der Regenvögel, so wenig winterlich und nass war die traditionelle bundesweite Mitmachaktion des NABU und seines bayerischen Partners Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV). Das nasskühle Wetter hat offenbar nur wenige zum Vögelzählen eingeladen“, sagt NABU-Ornithologe Stefan Bosch. In ganz Deutschland haben mehr als 77.000 Menschen knapp 1,9 Millionen Vögel dem NABU gemeldet. Bundesweit wurden durchschnittlich rund 34 Vögel pro Garten gemeldet, in Baden-Württemberg waren es mit 32 (2022: 34) etwas weniger.
„Typische Wintergäste aus Nord- und Osteuropa, wie Erlenzeisig, Wacholderdrossel und Bergfink, sind diesmal im Südwesten ausgeblieben. Vermutlich sind sie aufgrund des milden Winters in ihren Brutgebieten geblieben oder nicht so weit nach Südwesten vor dem Winter ausgewichen“, sagt Bosch. Auch Waldvogelarten ließen sich weniger in den Gärten und Parks blicken: Buchfink (minus 22 Prozent), Buntspecht (minus 39 Prozent), Eichelhäher (minus 52 Prozent) oder Kleiber (minus 37 Prozent) blieben dem Futterhaus fern. Der Grund könnte, wie prognostiziert, das Mastjahr sein, mit besonders vielen Baumfrüchten im Wald. Die Vögel haben dort so viel Nahrung, dass sie weniger in unsere Siedlungen kommen. Zugleich wurde der Star erwartungsgemäß sehr viel häufiger gesichtet (plus 47 Prozent), da er im milden Baden-Württemberg blieb. Ein deutliches Plus gibt es auch bei Stieglitz (plus 40 Prozent), Schwanzmeise (plus 46 Prozent) und Zaunkönig (plus 59 Prozent), ebenso vermutlich aufgrund der milden Witterung.
Sehr viel häufiger als 2022 wurde auch die Türkentaube gemeldet: Ein Plus von 38 Prozent im Südwesten. Sie zeigt insgesamt eine ansteigende Tendenz in den letzten Jahren. „Als Profiteur steigender Temperaturen brütet die Art wahrscheinlich immer erfolgreicher in den warmen Sommern“, vermutet Bosch. In den Listen des NABU tauchen auch mehr Wasservogelarten auf, offenbar wurde vermehrt in Stadtparks und an stadtnahen Gewässern gezählt.
Auf den ersten drei Plätzen liegen in Baden-Württemberg und bundesweit, wie im vergangenen Jahr, Haussperling, Kohl- und Blaumeise, gefolgt von der Amsel, die aufgrund des im Sommer aktiven Usutu-Virus erneut Federn lassen musste (minus 23 Prozent).ps
Weitere Informationen:
Weitere Informationen und Nachmeldungen unter: www.NABU.de/onlinemeldung
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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