Belastung auch in Schutzgebieten
Pestizide reduzieren, Vielfalt stärken
NABU. „Die neue NABU-Studie über die Insektenvielfalt in Naturschutzgebieten (DINA-Studie) ist ein Weckruf an die neue Bundesregierung. Sie zeigt, wie wichtig und richtig das im Biodiversitätsstärkungsgesetz von Baden-Württemberg verankerte Verbot von Pestiziden in Naturschutzgebieten ist. Ab dem 1. Januar 2022 wird damit in Baden-Württemberg der Einsatz von Insektiziden, Fungiziden und Herbiziden in diesen Gebieten zur absoluten Ausnahme gehören. Die neue Bundesregierung muss hier schnell handeln und nachziehen. Die DINA-Studie zeigt jedoch auch, dass der alleinige Fokus auf Schutzgebiete nicht ausreicht. Viele Insekten haben wesentlich größere Aktionsradien als die Schutzgebiete. Es müssen insgesamt Pestizide reduziert und Maßnahmen zur Stärkung der Insektenvielfalt in der Agrarlandschaft ergriffen werden. Auch hier können der Bund und andere Bundesländer sich an Baden-Württemberg orientieren. Der Anteil chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel soll in Baden-Württemberg auf allen Flächen bis 2030 um 40 bis 50 Prozent sinken. Die ersten Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles wurden bereits ergriffen. Um die Insekten wie Wildbienen, Schmetterlinge oder Schwebfliegen zu stärken, sind Rückzugsräume für diese unverzichtbar. Damit die ebenfalls im Biodiversitätsstärkungsgesetz beschlossenen Refugialflächen auf zehn Prozent der Äcker und Wiesen zu echten Insektenlebensräumen werden, müssen hier vor allem hochwertige, mehrjährige Blühbrachen angelegt werden. Der NABU sieht in Baden-Württemberg hier noch Nachbesserungsbedarf“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle.
Im Projekt DINA (Diversity of Insects in Nature protected Areas) unter Leitung des NABU wurde die Insektenvielfalt in Naturschutzgebieten über zwei Jahre erfasst und dokumentiert. Von den 21 untersuchten Naturschutzgebietsflächen liegen vier in Baden-Württemberg (Mittelberg, Ipf, Kürnberg und Mühlhauser Halde). Das Forschungsteam der Universität Koblenz-Landau hat festgestellt, dass trotz des hohen Schutzstatus als Naturschutzgebiet die dort lebenden Insekten im Schnitt mit 16 unterschiedlichen Pestiziden belastet waren.
In vielen Naturschutzgebieten in Baden-Württemberg befinden sich landwirtschaftlich genutzte Flächen. Dazu zählen Dauerkulturen auf insgesamt rund 180 Hektar, Ackerbau auf 2.400 Hektar und Grünland auf etwa 22.000 Hektar Fläche. Die meisten Flächen im Ackerbau und bei den Dauerkulturen werden konventionell bewirtschaftet.
Viele Pestizide wirken sich direkt negativ aus. Herbizide lassen Ackerwildkräuter absterben, Insektizide beeinträchtigen meist das Nervensystem und wirken auf alle Insekten, nicht nur auf die Zielgruppe. Die Wirkstoffe verbleiben oftmals über viele Jahre im Boden, in der Rinde von Bäumen, in Oberflächengewässern und im Grundwasser. ps
Weitere Informationen:
Weitere Informationen zum DINA Forschungsprojekt finden Interessierte unter www.dina-insektenforschung.de
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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