Grün-Weiss gelingt mit der erfolgreichen Titelverteidigung die 8. Deutsche Meisterschaft
Mentalitäts-Monster aus Mannheim
von Peter Engelhardt
Tennis. „Wir hoffen mal, dass wir diese Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben,“ klingen einem diese Worte noch in den Ohren. Gesagt von keinem Geringerem als von Gerald Marzenell vor Beginn dieser Spielzeit. Doch es kam ganz anders. Der Teamchef und Meistermacher von TK Grün-Weiss Mannheim führte seine Truppe in seiner über zwei Jahrzehnte andauernden Trainerlaufbahn bereits zum fünften Titel. Für Grün-Weiss war der Triumph 2019 die erste Titelverteidigung in der Tennis-Bundesliga.
Nach dem souveränen 5:1-Heimsieg am vergangenen Samstag gegen HTC Timberland Krefeld reichte den Mannen vom Neckarplatt am Sonntag bei Badwerk Gladbacher HTC ein Unentschieden. Nach drei überragenden und siegreichen Einzeln war der Meisterschaftstriumph vorzeitig gesichert.
Nein, mit dem Abstieg hatte diese Mannschaft nun wirklich nichts zu tun, wenn sich auch einer ihrer Top-Spieler, Tobias Kamke noch gut an die Aussage des Teamchefs nach dem ersten Doppelwochenende der Saison erinnerte: „Wir haben jetzt die ersten sechs Punkte, jetzt dürfte nach unten nix mehr passieren.“ Nur ganz allmählich begann die durchaus berechtigte Skepsis des erfahrenen Marzenell zu weichen. Von seinen ursprünglichen geplanten sieben (!) Spitzenspielern bestritten gerade mal zwei ( Dusan Lajovic/Federic Delbonis) eine Partie. Die restlichen eingeplanten Spitzenspieler - Radu Albot, Maxi Marterer, Gerald Melzer, Marc Lopez und last but not least Dominic Thiem bestritten nicht eine einzige Partie im grün-weißen Dress. So gesehen schien die anfängliche Perspektive eines solchen Erfolges eher gering. „Wir waren in sechs Spielen eigentlich der Außenseiter, haben von neun Spielen vier gewonnen und zweimal unentschieden, das ist unglaublich, “ waren für Teamchef Marzenell die Partien am 2. und 3. Spieltag entscheidend: „Der 4:2-Auswärtssieg bei Blau-Weiss Aachen sowie der 4:2 Sieg gegen Grosshesselohe München waren für mich der Dosenöffner. Aus dieser Spur waren wir nicht mehr rauszubekommen. Endgültig an die Chance den Titel zu gewinnen habe ich aber erst am letzten Samstag geglaubt, nach dem Sieg im Match-Tie Break im Doppel.“
Einmal mehr ist es Gerald Marzenell gelungen aus einer nicht titelfavorisierten Truppe eine verschworene Einheit zu machen. Einmal mehr ist dieses achte Meisterwerk ein Mental(itäts)titel. Mit der in der heutigen Zeit fast schon antiquierten Herbergerschen Philosophie „Elf Freunde müsst ihr sein“, einem unbändigem Kampfgeist, mit der Freude am Spiel und last but not least dem Wohlfühlfaktor Gerald Marzenell ist diese Mannschaft gerade in den entscheidenden Phasen der jeweiligen Spiele über sich hinausgewachsen. Exakt diese Attribute sind es, die Grün-Weiss Mannheim in der internationalen Tennis-Szene seit Jahren immer wieder zu einem der attraktivsten und beliebtesten Bundesligavereine machen. Jahr für Jahr. Bei der Meisterfeier im Clubhaus am Neckarplatt kam der Teamchef beim großen Gesamtlob seiner Truppe nicht umhin speziell zwei Spieler besonders zu erwähnen.
Sowohl der Spanier Pedro Martinez Portero wie auch der Argentinier Manuel Penã López spielten sich gleich in ihrem ersten Jahr in die Herzen der Zuschauer und Mitspieler. Ihre natürliche Leidenschaft und ihr Temperament übertrugen sich wie ein „Bazillus“ auf die ganze Truppe. Für Grün-Weiss aufzuschlagen war für sie (wie schon für viele andere in der Vergangenheit) Herausforderung und Ehre zugleich. Bei den lobenden Worten ihres Teamchefs waren beide sichtlich gerührt und sie machten nicht den geringsten Hehl daraus auch im nächsten Jahr wieder kommen zu wollen. Auch Maxi Marterer, der die komplette Spielzeit verletzt passen musste, geleitete seine Jungs zum großen Finale nach Gladbach. Für Stimmungskanone und Team-Motivator Daniel Steinbrenner hängt der Mannheimer Himmel derzeit sowieso voller Geigen: wurde der Jugendcoach vor wenigen Tagen auch noch stolzer Vater.
Ob sich die Mannschaft nächstes Jahr groß verändern wird? Laut Gerald Marzenell wohl eher nicht: „Wir werden wenig ändern, ich bin sowieso kein Freund großer Fluktuation. Dieser Kader ist von der Mischung her genial.“ Nach dieser Titelverteidigung und dem „entronnenen Abstieg“ gibt es dieser Aussage nichts mehr hinzuzufügen. pete
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
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