Quidditch-Sport in der Region
Mit Quaffel und Schnatz
Von Jessica Bader
Sport. Wer im Sommer am Olympiastützpunkt in Heidelberg vorbeiläuft, kann auf dem weitläufigen Sportgelände den Fußballern beim Kicken, den Basketballern beim Körbe versenken und einigen Läufern auf der Tartanbahn zusehen. Und dann entdeckt man eine Gruppe von Studierenden, die sich mit Dodgebällen abwirft, versucht, Volleybälle durch drei Ringe zu werfen und alle Spieler*innen haben dabei Stangen zwischen den Beinen klemmen. Für Nicht-Eingeweihte mag das Training auf den ersten Blick kurios wirken, aber hier wird Quidditch gespielt.
Quidditch - vom Zaubereruniversum in die Muggle-Welt
Quidditch ist ein Vollkontaktsport und vereint Elemente vieler Sportarten, wie Handball, Rugby oder Dodgeball. Gespielt wird dabei in gemischtgeschlechtlichen Teams. Bekannt aus dem Harry-Potter-Universum, hielt Quidditch 2005 Einzug in die reale Welt. Studierende in Middlebury (USA) passten den Besensport aus der Zaubererwelt so an, dass er auch bei uns – ohne fliegende Besen – spielbar ist. Bis heute ist der Sport enorm gewachsen und wird mittlerweile von der International Quidditch Association (IQA) verwaltet.
Während des gesamten Spiels müssen die Spieler*innen einen „Besen“ zwischen den Beinen halten. An den Kontaktsport angepasst, handelt es sich dabei um leichte PVC-Stangen. Auf dem Feld treten pro Team sieben Spieler*innen an. Drei Jäger*innen passen sich dabei den Quaffel (Volleyball) zu und versuchen ihn durch einen der drei Torringe der gegnerischen Mannschaft zu werfen. Ein*e Hüter*in verteidigt die Ringe des eigenen Teams. Die Treiber*innen spielen mit den sogenannten Bludgern (Dodgebälle) und versuchen gegnerische Spieler abzuwerfen und damit kurzzeitig aus dem Spiel zu nehmen. Die Sucher betreten erst nach der 18. Minute das Spielfeld. Ihre Aufgabe ist es, den Schnatz zu fangen. In den Büchern ein kleiner goldener, geflügelter Ball, wird er beim Muggle-Quidditch durch den Schnatzläufer repräsentiert, der den Schnatz, meist ein Tennisball in einer Socke, trägt.
Quidditch in der Region Rhein-Neckar
In der Baden-Württemberg-Liga spielen aktuell vier Mannschaften, zwei davon kommen aus unserer Region! Das sind die Flying Foxes Karlsruhe und die Heidelberger HellHounds. Die Mannheimer Greife sind gerade dabei eine neue Mannschaft aufzustellen.
An diesem Tag bereiten sich die HellHounds auf das letzte Spiel der Baden-Württemberg-Liga vor. Es werden Techniken geübt und Strategien besprochen. Während der Spielzüge hört man Kommandos, wie man sie vom Football kennt. Sie dienen der Absprache zwischen den einzelnen Positionen und werden strategisch eingesetzt, erklärt Pierre Allard. Er kam 2016 zu den HellHounds, nachdem der Harry-Potter-Sport 2015 das erste Mal im Hochspulsport angeboten wurde. „Man kommt meistens wegen Harry Potter und bleibt wegen des Sports“, sagt Pierre. Das Abwechslungsreiche und der strategische Aspekt sind das, was ihn begeistert. Auch Tim Ott, der seit Sommer 2017 dabei ist, interessiert vor allem der sportliche Aspekt. „Für mich ist es einfach eine schöne Sportart. Ich habe immer schon „extravaganteren“ Sport - zum Beispiel Jugger - gemacht“, erzählt er. Auf der Suche nach etwas Neuem hörte er von Quidditch. „Ich dachte, das klingt ein bisschen dämlich - das muss mein Fall sein!“ Begeistert erzählt er von der tollen Community und dem Zusammenhalt innerhalb und zwischen den einzelnen Mannschaften.
Die Umbenennung von Quidditch in Quadball
Aktuell liest man vermehrt über Quidditch in den Medien, denn die International Quidditch Association gab Mitte Juli bekannt, die Sportart in Quadball umzubenennen. Diese Initiative geht vor allem von der US- und Major League aus und hat sich schon länger angebahnt. Zwei Gründe führen zu dieser Entscheidung: Zum einen will man sich von Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling wegen umstrittener Äußerungen in der Trans-Debatte distanzieren und zum anderen hat man Sorge vor möglichen Klagen der Filmgesellschaft Warner Bros., die die Markenrechte besitzt. Den europäischen Teams steht jetzt die Möglichkeit offen, nachzuziehen. In Heidelberg sieht man das ganze Thema entspannt oder, wie Pierre es ausdrückt: „Ob das jetzt Quidditch, Quadball oder meinetwegen Rasenbesensport heißt, ist mir egal, solange ich das weiter spielen kann.“
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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