Saisonrückblick Langstrecken-WM WEC
Porschepiloten gewinnen den WM-Titel
Die Rennen in der Langstreckenweltmeisterschaft für Sportwagen und Rennprototypen gehen in der Regel über eine 6 oder 8 Stundendistanz, in Le Mans wird - wie seit 1923 bei der Premiere - über 24 Stunden gefahren. In Qatar begann die Saison 2024 mit dem ungewöhnlichen Rennformat von 1812 KM was dem Nationalfeiertag des kleinen Landes am 18.12. geschuldet ist. So ungewöhnlich das Rennformat so ungewöhnlich war auch letztendlich das Ergebnis des Saisonauftakts denn nicht die Dauersieger von Toyota bestimmten den Rennverlauf und das Ergebnis, es waren die Porsche 963 der Teams Penske Motorsport und Hertz Jota Racing die die Konkurrenz dominierten und in der Reihenfolge Penske # 6 vor Hertz Jota # 12 und Penske # 7 das Siegerpodium zu einer Porsche Veranstaltung umfunktionierten. Im Siegerfahrzeug saßen mit André Lotterer, Kevin Éstre und Laurens Vanthoor alte Langstreckenspezialisten die sich mit diesem Erfolg auch an die Spitze der Gesamtwertung setzten. Daß die Drei mit dem Sieg in Qatar den Grundstein zum Gewinn der Fahrerweltmeisterschaft 2024 legten konnte zu diesem Zeitpunkt allerdings niemand vorhersehen, glaubten doch alle Experten an ein schnelles Comeback der Dauersieger von Toyota die in Qatar mit ihrem bestplatzierten Fahrzeug nur Rang 5 einfahren konnten. Tatsächlich triumphierten beim 2. Lauf in Imola beim 6 Stundenrennen Conway / Kobayashi / de Vries mit dem Toyota GR010 Hybrid, doch beide Penske Porsche schafften es wieder auf das Podium und auch diesmal war das Fahrzeug #6 besser platziert als das Schwesterauto #5 und erreichte Platz 2 was für die Piloten den Ausbau ihrer Führung in der WM-Tabelle bedeutete.
Nach dem 6 Stundenrennen von Spa-Francorchamps im Mai konnte im Hause Porsche wieder gefeiert werden. Der Hertz Jota Porsche 963 mit Campell / Christensen / Makowiecki gewann mit 12 Sekunden Vorsprung vor dem wieder sehr starken Penske Porsche # 6 und dem besten Ferrari mit der # 50. Die amtierenden Weltmeister Toyota brachen in Imola mit den Plätzen 6 ( #8 ) und 7 ( #7 ) komplett ein. Beim Saisonhöhepunkt in Le Mans war es der Ferrari 499P mit Fuoco / Molina /Nielsen der allen anderen die Show stahl. Wie stark sich Ferrari ausgerechnet über die längste Renndistanz beim härtesten Rennen der Saison zeigte wurde mit dem dritten Platz vom Fahrzeug mit der # 51 deutlich. Auch Toyota war wieder stärker als zuvor und holte mit den Siegern von Imola Platz 2. Wie ausgeglichen die Konkurrenz in der Hypercar - Klasse mittlerweile ist und wie eng die Zieleinläufe sind belegt das Rennen in Le Mans sehr deutlich. Nach 24 Stunden lagen die ersten 9 Fahrzeuge alle in der gleichen Runde wobei die ersten 4 Fahrzeuge nach einer Renndistanz von 4237,6 gefahrenen Kilometern lediglich 38 Sekunden (!) auseinander lagen. Damit wird auch klar welch große Bedeutung den Boxenstopps bei den Langstreckenrennen zugestanden werden muss. Eine gut eingespielte Boxencrew kann beim Nachtanken und Reifenwechsel letztendlich die Sekunden herausarbeiten die über Sieg und Niederlage mitentscheiden. 4 Woche nach dem Saisonhöhepunkt in Frankreich waren die Teams in der brasilianischen Metropole Sao Paulo beim 6 Stundenrennen bereits wieder im Einsatz. Ferrari konnte die gute Performance vom 24 Stundenrennen nicht bestätigen, Guidi / Calado / Giovinazzi #51 brachten den schnellsten 499P nur auf Rang 5. Dafür konnte sich Toyota für die knappe Niederlage in Le Mans revanchieren und gewann mit den amtierenden Weltmeistern Buemi / Hartley / Hirakawa und dem GR010 Hybrid mit der # 7 vor den beiden Penske Porsche # 6 und # 5. In Austin / USA gab es dann für die in der WM klar führenden Lotterer / Éstre / Vanthoor einen kleinen Dämpfer in Sachen WM – Titel. Nach insgesamt 4 Podestplätzen und einem 4. Platz kam der Penske Porsche 963 mit der # 6 in den USA nicht über einen 6. Platz hinaus und büßte einige Punkte in der Gesamtwertung auf die Ferrari Piloten Fuoco / Molina / Nielsen ein die mit dem dritten Platz eine weitere Podestplatzierung einfahren konnten. Sieger wurden überraschend ihre Markenkollegen Kubica / Shwartzman / Yey die einem privat genannten 499P und für Ferrari ungewohnt gelber Lackierung. Knapp dahinter erreichte der Toyota # 7 Platz 2. Der Vorsprung von nur 1,78 Sekunden nach 6 Stunden Renndauer war der spannendste Zieleinlauf in der Langstrecken – WM seit vielen Jahren. Für die deutschen Rennfans war die Saison bis dahin durch die Erfolge von Porsche und André Lottere schon vielversprechend und interessant, beim nächsten Lauf, dem 6 Stundenrennen von Fuji in Japan kamen noch weitere erfreuliche Aspekte hinzu. Mick Schumacher fuhr mit seinen Teamkollegen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere mit dem Alpine A424 zum ersten mal auf das Siegerpodest in der WEC und erreichte in Japan beim Heimspiel von Toyota den 3. Platz. 42 Sekunden schneller als der Alpine war das Siegerfahrzeug, der Penske Porsche #6 womit die WM-Führenden eine Vorentscheidung im Titelkampf zu ihren Gunsten herbeiführen konnten. Große Freude auch bei BMW. Der M Hybrid V8 verlor nur 16 Sekunden auf Porsche und konnte mit D.Vanthoor / Marciello / Wittmann einen feinen 2. Platz herausfahren. Mit Laurens (#6) und Dries Vanthoor ( #15) stand damit ein Brüderpaar auf dem Siegerpodest in Japan. Das Saisonfinale sollte dann für Porsche zur Krönung der Langstreckensaison 2024 werden – Fahrer und Markentitel waren beide in greifbarer Nähe. Doch im Wüstenstaat Bahrain lief es zum ersten Mal für den Penske Porsche # 6 in dieser Saison nicht optimal. Immer wieder eingebremst beim Überholen und Überrunden, zudem mit einer unglücklichen Boxenstrategie unterwegs landete das Fahrzeug nur auf Platz 10. Das genügte jedoch für Lotterer / Éstre / Vanthoor zum vielumjubelten Fahrer - Weltmeistertitel. Doch der Tagessieg von Toyota mit Buemi / Hartley / D.Vanthoor beim 8 Stundenrennen von Bahrain brachte den japanischen Hersteller mit 190 zu 188 Punkten in der Markenweltmeisterschaft in Front und bescherte ihnen so den WM-Markentitel knapp vor Porsche und Ferrari.
Text: Hartmut Reuschel
Bilder: moto - foto
Autor:Hartmut Reuschel aus Mannheim |
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