Langstrecken Weltmeisterschaft
Rückblick auf die Sportwagen-WM 2023 - Das grosse Ferrari Comeback
2023 kam es im Rahmen der Sportwagen Langstreckenweltmeisterschaft - WEC - zu einem grossen Comeback. Ferrari kehrte nach jahrzehntelanger Abwesenheit in das Championat zurück und sofort waren bei Fans und Beteiligten die grossen Kämpfe der 70-er Jahre wieder präsent als in der Weltmeisterschaft, insbesondere aber in le Mans, der große Kampf zwischen den Rennboliden aus Maranello und den legendären Ford GT-40 Rennwagen aus Detroit tobte. Aber auch das Engagement von Cadillac und die Rückkehr von Porsche sorgten dafür dass die WEC wieder mehr in den Blickpunkt der Motorportfans rückte. Die Dominanz von Toyota, die den Weltmeistertitel seit dem letzten Porscheerfolg 2017 fest gepachtet hatten sorgte dafür dass die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit stetig zurückging. Doch mit der Einführung der neuen Topklasse, den Hypercars, sowie der Rückkehr prominenter Hersteller schlägt das Pendel wieder in die andere Richtung und die Rennserie legte deutlich an Zuschauerzahlen und Medienpräsenz zu. Der Kalender 2023 umfasste 7 Rennen, beginnend mit in den USA 1000 Meilen von Sebring, gefolgt von der Europatournee mit den beiden 6 Stundenrennen von Portimao und Spa, den 24 Stunden von le Mans und den 6 Stunden von Monza ehe es dann nach Japan zu den 6 Stunden von Fuji ging. Das Abschlussrennen fand schließlich in Bahrain mit dem 8 Stundenrennen statt.
Bereits beim Saisonopener in Sebring zeigte sich dass Toyota nach wie vor das Maß der Dinge in der WEC darstellt während die Rückkehrer Porsche und Ferrari sowie Neueinsteiger Cadillac noch an ihrer Konkurrenzfähigkeit arbeiten mussten. So war der Toyota- Doppelsieg mit dem erprobten GR010 Hybrid keine allzu große Überraschung, Platz 3 des neuen Ferrari 499P dann schon eher denn auf dem letzten Podestplatz erwarteten die Insider eher einen der neuen Porsche 963. Beim zweiten Saisonrennen in Portimao klappte es dann mit dem Podestplatz für Porsche, der 963 von Penske Motorsport kam mit den Piloten Lotterer-Estre-Vanthoor auf Rang 3. Ferrari schaffte es nach Sebring auch in Portugal auf das Siegertreppchen mit Rang 2 während ganz oben auf dem Podest auch diesmal Toyoyta-Fahrer standen. Die Weltmeister und Titelverteidiger Buemi-Hartley-Hirakawa feierten ihren ersten Saisonsieg. Auch in Spa-Francorchamps zeigte das Toyota Gazoo Racing-Team seine totale Überlegenheit im Feld der Rennboliden der Hypercarklasse - Doppelsieg mit der Siegermannschaft von Sebring, Conway-Kobayashi-Lopez. Auch in den belgischen Ardennen schaffte es ein Ferrari auf das Podest. Pier Guidi-Calado-Giovinazzi stellten "ihren " 499P zum erstenmal auf das Podium. Auffällig war in Spa dass Toyoyta im Ziel keinen Rundenvorsprung vor der Konkurrenz mehr hatte, die ersten 4 Fahrzeuge waren mit 148 gefahrenen Runden im Ziel alle rundengleich. Was sich in Spa vorsichtig andeutete wurde mit Juni in le Mans dann offensichtlich. Die Konkurrenz, allen voran Ferrari, hatte zum Klassenprimus Toyota aufgeholt. Zudem wurde wenige Tage von dem Saisonhöhepunkt, dem 24 Stundenrennnen, nochmals von Seiten der Regelhüter an der Einstufung der Rennfahrzeuge gearbeitet und so musste Toyota Zusatzgewicht ins Auto packen. Diese kurzfristige Neueinstufung sorgte dann in le Mans für die große Sensation. 59 Jahre nach ihrem letzten Triumph 1964 konnte Ferrari das wohl bekannteste Renen der Welt gewinnen. Nach 4660,092 Kilometern überquerten Allesandro Pier Guidi- James Calado und Antonio Giovinazzi mit dem Ferrari 499P als erster die Ziellinie und sorgten damit zumindest für eine Unterbrechung der Toyota Dominanz in der WEC. Da Cadillac mit Bamber-Lynn-Westbrook einen ihrer Wagen ebenfalls auf das Podest brachte sorgte das Rennen in le Mans für einen Zieleinlauf mit dem die wenigsten gerechnet hatten. Auch in le Mans blieb Porsche deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück, der beste 963 landete nur auf Rang 9.
Nur 3 Wochen nach dem Klassiker von le Mans stand eine weitere geschichtsträchtige Rennstrecke für die WEC-Piloten auf dem Programm - die Hochgeschwindigkeitsstrecke im königlichen Park zu Monza. Doch auch der neue Zuschauerrekord auf den Tribünen im Autodromo half den Ferraris auf ihrer Heimstrecke nicht - die Sieger von Sebring und Spa ( Toyota # 7 ) hatten auch in Monza die Nase vorn. Der GR010 Hybrid konnte den 499P von Fuoco-Molina-Nielsen auf Platz 2 und den futuristischen Peugeot 9XR auf die Platz 3 verweisen womit wieder einmal kein Porsche auf dem Podium stand. Nach einer längeren Sommerpause wurde die Saison schließlich in Japan mit den 6 Stunden von Fuji fortgesetzt. Auch beim Toyota Heimspiel gab es für die Gegner nichts zuholen. Mit einem Doppelsieg sicherten sich die Japaner neuerlich die Hertseller und Team-WM, ledglich die Weltmeister bei den Piloten stand noch aus und musste auf das Finalrennen in Bahrain vertagt werden. Allerding war nach Fuji klar dass für den Fahrer-WM-Titel nur noch die beiden Toyota-Trios in Frage kämen, alle anderen Piloten waren in der Punktetabelle schon zu weit zurück. In Japan schaffte es auch wieder einmal ein Porsche auf das Podest und wieder war es der Penske Porsche mit Estre-Lotterer-Vanthoor. Dieser 3. Platz bedeutete aber auch dass Ferrari zum erstenmal 2023 keinen Top 3 Platz im Rennen belegen konnte, die beiden 499P liefen auf den Plätzen 4 und 5 ein.
Die 8 Stunden von Bahrain brachten dann im Novemer die letzte Entscheidung in der diesjährigen WEC und gleichzeitig auch die wichtigste - den WM-Titel für die Fahrer. Widerum gelang es Toyota mit einem Doppelsieg die eigene Stärke zu demonstrieren, bei den Piloten konnten Buemi-Hartley-Hirakawa ihre Stallgefährten in Schach halten und somit ihren Fahrertitel erfolgreich verteidigen. Mit dem Triple-Gewinn von Hersteller, Team und Fahrer-WM setzte Toyota in diesem Jahr nicht nur einen weiteren Meilenstein in der WEC, die Japaner zeigten auch der Konkurrenz klar auf dass es wohl auch 2024 der GR010Hybrid sein wird den es zu schlagen gilt.
Text: Hartmut Reuschel
Bilder : moto-foto
Autor:Hartmut Reuschel aus Mannheim |
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