Querverschub gestartet
Neckartalbrücke der A6 bald frei
Walldorf. Bis zum Sommer ist der sechsspurige Ausbau der Autobahn A6 Richtung Nürnberg zwischen dem Walldorfer und dem Weinsberger Kreuz voraussichtlich fertig. Jetzt sind die Arbeiten in einer entscheidenden Phase, auf das knapp fünf Jahre hingearbeitet wurde: Mit dem Querverschub des Neckartalübergangs zwischen dem Walldorfer und dem Weinsberger Kreuz wird die finale Phase beim sechsstreifigen Ausbau der A6 eingeläutet. Dabei wird das nördliche Teilbauwerk um exakt 21,74 Meter in seine künftige Endlage verschoben.
A6-Ausbau: Der vermutlich größte Verschub eines Bauwerks
Der Querverschub vollzieht sich nicht am Stück. Der neue Neckartalübergang, der die Talaue zwischen Neckarsulm und Heilbronn im Zuge der A6 überspannt, besteht aus zwei Großbrücken je Fahrtrichtung: Der rund 820 Meter langen Vorlandbrücke als Spannbeton, und der über 510 Meter langen Neckarbrücke als Stahlverbundkonstruktion mit den unübersehbaren geschwungenen Wellen rechts und links der Fahrbahn. Der nördliche Überbau (Vorland- und Neckarbrücke) wurde im April 2019 in Betrieb genommen. Nun soll er in seine endgültige Position verschoben werden.
Bekanntlich musste der alte Neckartalübergang komplett ersetzt werden, das Alter und die Belastung durch den überdurchschnittlichen Lkw-Anteil auf der wichtigsten Ost-West-Achse hatten der Brücke aus dem Jahr 1967 zugesetzt. Um den Verkehr aufrecht zu erhalten, wurde der nördliche Überbau des Neckartalübergangs zunächst neben der eigentlichen Verkehrsachse gebaut. Fachleute sprechen hier von einer provisorischen Seitenlage. Nach dem Abbruch der alten Brücke wurde an deren Stelle der südliche Überbau errichtet. Nun muss der nördliche Überbau in seine Endlage verschoben werden; dies passiert mit dem bevorstehenden Querverschub.Der Neckartalübergang ist das größte Teilprojekt beim sechsstreifigen Ausbau der A 6, der in öffentlich-privater Partnerschaft umgesetzt wird. Als Auftraggeberin fungiert seit ihrem Start am 1. Januar 2021 die Autobahn GmbH des Bundes.
A6-Ausbau: 48.460 Tonnen werden verschoben
Beim Querverschub werden an elf von insgesamt 23 Brückenachsen (davon ein Widerlager) der Vorlandbrücke Hydraulikpressen, so genannte Litzenheber, montiert. Die ziehen die Brücke in höchster Präzision über ein System aus Teflon beschichteten Stahlplatten auf den sogenannten Verschubbahnen gleichmäßig in Richtung Süden. „Wir sprechen hier von einem Gesamtgewicht von 48.460 Tonnen“, erklärt Geschäftsführer Simon Dony von der Projektgesellschaft ViA6West, „das ist knapp fünf Mal so viel wie das Gewicht des Eiffelturms“. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 1,5 Metern pro Stunde vollzieht sich der Verschub allerdings im Schneckentempo. Geplant ist, dass die Brücke nach rund zwölf Stunden an ihrer endgültigen Position ankommt.
Aber es gibt auch Unwägbarkeiten: Vor allem das Wetter könnte den minutiösen Plan zur Vorbereitung des Querverschubs durcheinanderwirbeln: Sollte es beispielsweise an dem Tag extrem stürmen, muss die Aktion aus Sicherheitsgründen abgeblasen werden. „Wir wollen hier nichts riskieren und stehen nicht unter Zeitdruck“, erklärt Axel Gatz. Der erfahrene Bauingenieur ist für die Bauarbeitsgemeinschaft (BauArge) von HOCHTIEF und Johann Bunte zuständig für den Ersatzneubau des Neckartalübergangs und trägt die Gesamtverantwortung für den Querverschub. „Das wird wegen der komplexen, technischen Herausforderung sehr spannend“, sagt er.
Sollte das Manöver aus welchen Gründen auch immer nicht auf Anhieb klappen, hat man vorsichtshalber noch den Folgetag als Reserve einkalkuliert, „schließlich geht die Sicherheit für alle vor und die Brücke muss unbeschadet in ihre endgültige „Parkposition“ gebracht werden“, so Gatz.
A6-Ausbau: Im Februar folgt die Neckarbrücke
Ist dann die Vorlandbrücke an Ort und Stelle, geht‘s zur nächsten Herausforderung. Mitte Februar 2022 wird dann die andere Hälfte des Neckartalübergangs, die nördliche Neckarbrücke verschoben. Die Pause zwischen den beiden Ereignissen ist einfach erklärt: Die aufwendige Hydraulikausrüstung für den Querverschub muss umgebaut und an die Neckarbrücke angepasst werden. Dann beginnt das Spiel von vorne. Allerdings ist die Neckarbrücke im Vergleich zur Vorlandbrücke ein Leichtgewicht: sie wiegt „nur“ rund 20.000 Tonnen. Auch hier ist für den Querverschub ein Tag eingeplant mit der Option auf Verlängerung.
Die „Trennung“ der beiden Brückenbauwerke, der Vorland- und der Neckarbrücke, ist relativ einfach: Sie sind lediglich mit einer sogenannten Übergangskonstruktion verbunden. Diese ist für alle größeren Überführungen wegen der Materialausdehnung bei warmen und dem Zusammenziehen bei kalten Temperaturen erforderlich. Und gerade beim Neckartalübergang ist dieser Faktor nicht zu vernachlässigen: Bei Hitze kann die Autobahnbrücke in ihrer Gesamtheit um bis zu 1,95 Meter in der Länge wachsen – oder bei Kälte sich auch zusammenziehen.
Ab Sommer rollt der Verkehr auf der A6
Ist der nördliche Überbau an Ort und Stelle, beginnt für die Straßenbauer die eigentliche Arbeit. Die beiden Brückenteile müssen an ihrer endgültigen Position eingepasst und die Zufahrten hergestellt werden. Ab Sommer 2022 kann hier der Verkehr rollen, dann ist der Ausbau endgültig Geschichte: Zwischen dem Walldorfer und dem Weinsberger Kreuz stehen ab Sommer 2022 jeweils drei Fahrstreifen in Richtung Mannheim und Richtung Nürnberg in voller Breite zur Verfügung. rk/ps
A6 - weitere Informationen und Zeitrafferfilm:
Weitere Bilder und ein Zeitrafferfilm findet man unter www.querverschub.de
Autor:Roland Kohls aus Ludwigshafen |
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