„Bassa Via del Garda “ im Frühling: Immer leuchtet der See
Wandern. Wie ein Adlerhorst schmiegt sich der kleine Ort Pieve mit seinem markanten Kirchturm an die steile Felswand über dem Westufer des Gardasees. Die Tiefblicke auf das in der Morgensonne glitzernde Wasser sind grandios. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees schimmern die Gipfel der Monte Baldo-Gruppe im Frühlingsschnee. Frühling am Gardasee. Die großen Touristenströme kommen erst im Sommer. Zwischen Salò und Limone wird für uns ein Frühlingstraum wahr. Die vier schönsten Etappen des Weitwanderwegs „Bassa Via del Grada“ (BVG), gewissermaßen das „Filetstück“ des spektakulären, stets am Hang über dem Westufer des Gardasees führenden Wegs, haben wir uns ausgesucht - und unsere Wahl in keiner Sekunde bereut.
Von Markus Pacher
Unerklärlicherweise zählt der BVG ungeachtet seiner Attraktivität zu den wenig bekannten Trails. Wanderführer zum Thema sucht man vergeblich. Es ist die Einsamkeit, die lockt. Während uns unten am Ufer des Sees, an der eng zwischen Fels und Wasser führenden Küstenstraße Gardesana Occidentale, die lärmende Zivilisation einholt, promenieren wir 200 bis 500 Höhenmeter oberhalb mutterseelenallein durch uralte Kulturlandschaften mit ihren pittoresk am Hang gelegenen winzigen Dörfern und ihrer von Olivenwäldern, Palmen, Zypressen, knorrigen Mittelmeereichen und Lorbeer besetzten, im Frühjahr in allen Farben blühenden südländischen Vegetation.
Immer am Hang lang
Tag um Tag lassen wir die Seele baumeln, lustwandeln völlig entspannt über romantische Saumpfade, Karrenwege und Maultierpfade, vorbei an uralten Trockenmauern und halb zerfallenen Bauernhöfen. Und immer wieder leuchtet unter uns der Gardasee: Es sind zweifellos vor allem die atemberaubende Tiefblicke auf den See, die den BVG zu einem besonderen Erlebnis machen.
Bassa Via del Garda: Start in Salò
Von Süd nach Nord: Ausgangspunkt unserer Tour ist Salò. Reizvolle Bauten aus dem Spätmittelalter säumen unseren ersten Wanderkilometer vom Hafen durch die Altstadt. Von dort geht’s steil hinauf in die Berge. Immer wieder schweift der Blick zurück auf die von Halbinseln zerklüftete Bucht der Riviera Brescia und die südlichen Ausläufer des Gardasees, bevor wir hinauf in die hoch gelegenen Teilorte von Maderno geleitet werden und von dort über einen alten Schlittenweg im wilden Zickzack durch Olivenhaine in das Hafenstädtchen, dem Zielort unseres ersten Wandertags, gelangen.
Italiener verwöhnen Hund Wicki
Vor allem für unseren Hund Wickie zeigen die Italiener sehr viel Herz und so wird er gleich bei unserer Ankunft im Hotel mit Leckereien belohnt. Für Herrchen und Frauchen gibt’s das landestypische Getränk zur Begrüßung - noch nie haben wir so viel Limoncello getrunken wie in diesen vier Tagen, die jeweils in einer Hafenstadt und einem gemütlichen Restaurantbesuch endeten.
Rast am Wasserfall
Frisch erholt führt uns der BVG-Trail am nächsten Tag in das leider für Wanderer momentan gesperrte Val delle Cartier. Hier wurde vom Mittelalter bis in die Neuzeit Papier hergestellt. Ein Papiermuseum erzählt die Geschichte davon. Notgedrungen müssen wir mit der Passstraße vorliebnehmen, um zuletzt über einen Karrenpfad in das Bergdörfchen Gaino zu gelangen. Ein steiler Kirchenweg leitet uns zum Ausklang der zweiten Etappe hinunter nach Gagnano, wo es anderntags über traumhafte Pfade mit schönsten Aussichten vorbei an zahlreichen alten Kapellen, pittoresken Dörfern und silbrig glänzenden Olivenhainen geht. Bevor wir im grandiosen Abstieg mit zittrigen Knien durch die spektakuläre Schlucht San Michele zu unserem Übernachtungsziel Campione gelangen, gönnen wir uns eine ausgiebige Rast an einem oberhalb vom Bergdörfchen Piovere gelegenen traumhaften Wasserfall. Die auf einer winzigen Landzunge gelegene, von bedrohlichen Felswänden umschlossene Sommerfrische Campione übt auf uns trotz ihrer reizlosen Bebauung aufgrund ihrer völligen Abgeschiedenheit eine magische Wirkung aus. Vor allem junge Surfer nutzen den mit wenigen Hotels erschlossenen Ort als günstiges Feriendomizil.
Und zum Abschluss ein Limoncello
Bevor uns in Limone der Massentourismus empfängt, genießen wir den Weg durch die San-Michele-Schlucht und durch das wunderschöne Valle Brasse hinauf zum Speicherstausee von Voltina und zuletzt über einen Panorama-Spazierweg nach Limone, wo wir uns zum Abschluss der Strapazen – wie kann es anders sein – mit einem Limoncello belohnen.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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