Auf den Spuren der Treidler
Premiumwanderweg in den Rheinauen bei Hördt

Foto: Markus Pacher
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Wandertipp.„Durch die Wälder, durch die Auen, zog ich leichten Sinns dahin“. Besser wie in der berühmten Arie aus der Oper Freischütz lässt sich die Stimmung bei unserer Exkursion in die Rheinauen bei Hördt nicht beschreiben.

Von Markus Pacher

„Des war mol ebbes anneres“ lautete ein weiteres Fazit nach dreistündigem Lustwandeln durch den urwüchsigen Dschungel des Naturschutzgebietes „Hördter Rheinaue“. Denn diesmal müssen wir als eingefleischte Pfälzerwald-Kraxler die altbekannte Wanderer-Weisheit „Vor dem Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“ nicht bemühen: Gänzlich steigungsfrei verläuft der rund zwölf Kilometer lange Treidlerweg.

Mitten im Naturparadies

Braune Straßenschilder im Ortskern von Hördt weisen uns den Weg zum Wanderparkplatz des Klosterdorfes. Wir folgen dem nicht zu übersehenden Schild „Einstieg Treidlerweg“ und damit zunächst dem MIchelbach - und befinden uns gleich mitten drin im Naturparadies. Völlige Stille umfängt uns. Einzig allein das Rauschen der Blätter, Gezwitschere der Vögel und Gequake der Frösche sind unsere musikalischen Begleiter.

Sümpfe, Teiche, Tümpel, Bäche und kleinen Seen

Die Hördter Rheinauen zählen zu wenigen international geschützten und noch ökologisch intakten Auelandschaften. Entlang der Altrheinarme mit seinem wasserreichen System aus Sümpfen, Teichen, Tümpeln, Bächen und kleinen Seen und schließlich entlang des Rheins führt der Weg. Dort zogen einst die Treidler ihre schweren Schiffe mit dicken Seilen flussaufwärts gegen den Strom. „Getreidelt“ wurde zuweilen mit Unterstützung von Zugtieren, aber meist wurde die anstrengende Arbeit von Taglöhnern verrichtet.
Die Treidler geben der als Premiumwanderweg vom Deutschen Wanderinstitut ausgezeichneten Route ihren Namen.

Einzigartige Pflanzen- und Tierwelt

Aber es ist nicht die Kulturgeschichte, die uns an diesem Tag beeindruckt und in ihren Bann zieht, sondern es ist die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt. Mit etwas Glück begegnet man Kormoranen, Graureihern, Fasanen oder dem bunt schillernden Eisvogel. Weitere seltene Vögel wie der Drosselrohsänger sind hier beheimatet. Minutenlang beobachten wir die putzigen, im Bach tollenden Nutrias, staunen über die über unseren Köpfen hinwegsegelnden Graureiher, spazieren vorbei an efeuumrankten, mit üppigen Mistelnestern dekorierten Ulmen, Pappeln, Weiden und Eichen, schwingen uns in unserer Fantasie wie einst Tarzan von Liane zu Liane, examinieren exotische Pilze oder seltene Pflanzenarten wie die Wilde Weinrebe oder den Riesen-Schachtelhalm.

PWV Hütte mitten in den Rheinauen

Aber irdische Gelüste zwingen uns, diese Traumwelt zu verlassen. Uns dürstet. Eine PWV-Hütte mitten in den Rheinauen? Die gibt’s wirklich: Sie nennt sich „Schleusenhaus“ und gehört dem PWV Sonderheim. Den kleinen Abstecher Richtung Sondernheim leisten wir uns. Es ist ja immer das gleiche Phänomen: Die attraktivsten, teils als Premiumwanderwege ausgezeichneten Wandertoruen sind oftmals wegen der fehlenden Einkehrmöglichkeiten schlecht besucht. Hier befindet sich der Treidlerweg in bester Gesellschaft mit dem neu erschlossenen Triftweg bei Elmstein.
Wir aber genießen die Einsamkeit und schlendern weiter entlang des Rhein-Altarms am Karlskopf mit seinen kleinen Kiesstränden. Schließlich erreichen wir den Rhein und folgen dem alten Treidelpfad. „Über ein Jahrtausend wurde hier ‚getreidelt‘: Knechte, Ochsen oder Pferde zogen Schiffe vom Ufer aus an einer langen Leine flussaufwärts; mindestens 8 Zugtiere oder 28 Tagelöhner brauchte es, um eine Schiffsladung von 200 Tonnen zu bewegen“, lesen wir im Wanderportal-Pfalz. Bald verlassen wir wieder den Rhein und treten unseren Rückweg durch den Auenwald nach Hördt an.

Einkehrmöglichkeit

Hütte des PWV Sondernheim (Schleusenhaus)
Geöffnet mittwochs und sonntags  von 11 bis 19 Uhr.
Bei gutem Wetter ist die Außengastronomie in den Sommermonatenauch dienstags, donnerstags und freitags ab 11 Uhr geöffnet.
Kontakt: Schleusenhaus 07274 7074460; Reiner Letzelter 0176 23803917
Eingabe im Navigationssystem:Postleitzahl: 76726, Stadt/Ort: Germersheim, Straße: Schleusenhaus

Treideln

Das Treideln am Rhein ist seit dem 8. Jahrhundert belegt. Am Hochrhein wurde nur auf einzelnen flacheren Strecken getreidelt, da insbesondere zwischen Schaffhausen und Basel verschiedene Streckenabschnitte wie beim Rheinfall und den weiter abstromseitig verschiedenen "Laufen" (z. B. bei Laufenburg, letzte längere unverbaute Hochrheinstrecke entlang römischem Wachtturm "Summa Rapida" bei Koblenz-Kleiner Laufen) starke und zum Teil gefährliche Strömungen und Steilufer aufwiesen. Oberhalb Schaffhausen verlief der Treidelweg von Diessenhofen zuerst rechts des Rheines bis Obergailingen und dann links Richtung Schupfen, Stein am Rhein.Am nördlichen Oberrhein ist das Treideln bei Nieder-Ingelheim ab 1385 nachgewiesen. Der Bau und Unterhalt der Treidelpfade und der Treideldienst waren überörtlich organisiert. Treidelknechte zogen an langen Seilen, die an einem Mast am Vorschiff befestigt waren (dem sogenannten „Treidelmast“), die Schiffe stromaufwärts oder führten ein Zugtier. Die Leinenreiter (auch Leinreiter) zogen die Seile von Pferden aus. Dafür saß der Reiter immer einseitig auf dem Pferd, um im Notfall schnell abspringen zu können. Treidelknechte und Leinenreiter führten immer ein Beil oder Messer bei sich, um die Treidelseile bei Gefahr kappen zu können. Versorgt wurden Menschen und Tiere in den Treidelstationen. Teilweise wurden die Schiffe auch mit langen Stangen gestakt. Durch die Trägheit des breiten Stromes reichten vielfach sieben bis zehn Mann oder ein Pferd für Ladungen von 10 bis 15 Tonnen. Für 100 Tonnen Fracht wurden zehn bis zwölf Pferde benötigt. An Stellen mit starker Strömung wurden oft mehr als zweihundert Männer zum Treideln eines Lastschiffes benötigt. Vor dieser Zeit hatten auch die Römer hier getreidelt. Der Unterhalt der Treidelpfade, die oft nur aus schmalen Knüppeldämmen bestanden, gab oftmals Anlass zu Klagen. An einigen Stellen – so bei Schröck (heute Leopoldshafen/Baden) – fehlten Treidelpfade ganz und es musste gestakt oder durchs flache Wasser gewatet werden. (Quelle: wikipedia)

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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