Im Gespräch mit S. Buragin zum Angriff Russlands
„Das war ein Schock“

Viele, vor allem ältere Russinnen und Russen sehnen sich zurück nach der Zeit der Vereinigten Sowjetrepubliken, in denen der Staat sich um so vieles gekümmert hatte und die UDSSR noch Weltmacht war, ist sich Sergej Buragin sicher. Auf diesem Boden wachse in Russland die Unterstützung für die Strategie ihres Präsidenten, Putin, ehemalige „Bruderländer“ nach Russland zu integrieren.

Im Gespräch zum Krieg in der Ukraine versucht der bekannte Neustadter Lehrer, der aus Russland stammt, zu verstehen, wie es zum Krieg gegen die Ukraine kommen konnte.
Fassungslos blickt Buragin in diesen Tagen auf sein ehemaliges Heimatland. Es war eine ähnliche Situation als er vor fast dreißig Jahren aus der russischen Armee desertierte und nach Deutschland floh. „Es waren die Umbruchzeiten mit dem Putschversuch in Russland und dem Krieg in Tschetschenien“, erinnert sich Buragin. „Wir waren in Polen stationiert und haben uns für eine Flasche Wodka einen Passierschein in die DDR besorgt und dann bin ich einfach weiter gefahren. Bis nach Neustadt“.

Wenn er nun die Bilder aus der Ukraine sieht, kann er sich in die Soldaten auf beiden Seiten hinein versetzen. „Das sind junge Leute, die hier in den Tod geschickt werden. Natürlich haben die Angst“, so Buragin. Vor diesem Hintergrund hält der Neustadter Lehrer auch Gerüchte, dass russische Panzerbesatzungen die eigenen Panzer sabotieren, für wahr.

Insgesamt stehe die Armee aber hinter Putin, sagt Buragin. Putin sei es gelungen, einen neuen russischen Nationalstolz in Russland aufzubauen. Allerdings gelinge ihm dies nicht so gut bei den jüngeren Menschen. Auch viele Menschen mit russischem Migrationshintergrund in Neustadt stünden Putin und vor allem dem Krieg ablehnend gegenüber, weiß Buragin.

Auf die Frage, was Deutschland tun könne, sagt er: „Die Sanktionen sind richtig. Vor allem, wo die Oligarchen getroffen werden.“ Nur so könne etwas gegen die aggressive Politik Putins getan werden. „Wir in Neustadt müssen alles tun, um den Flüchtlingen, die kommen werden, zu helfen“, sieht Buragin die Stadt und auch sich selbst in der Pflicht. Neustadt müsse sich darauf einstellen und vorbereiten über einen längeren Zeitraum die Geflohenen aus der Ukraine zu integrieren. Er möchte seinen Beitrag dazu leisten, wie er es zum Beispiel auch im Beirat für Migration und Integration in den vergangenen Jahren schon getan hat. „Bei der Integration von Menschen aus der Ukraine besteht zwar die Sprachbarriere, aber in Bezug auf die Kultur, Religion und so weiter sind wir uns recht ähnlich“, so Buragin.

Bild: Sergej Buragin

Autor:

Andreas Böhringer aus Neustadt/Weinstraße

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