Freilegungsarbeiten am 400 Jahre alten „Hambacher Sauhäusel“
Lost Places: Mystische Funde
Von Markus Pacher
Neustadt.Der Pfälzerwald birgt viele Geheimnisse. Bei der Suche nach sogenannten „Lost places“ treten auch im Neustadter Stadtwald erstaunliche Funde zutage - vergessene Orte, die niemand kennt. Einer davon ist das Sauhäusel in der Nähe der Kaltenbrunner Hütte. Der Neustadter Diplom-Geograf Klaus Hünerfauth ist mit Unterstützung einiger befreundeter Helfer*innen dabei, das 400 Jahre alte bauliche Relikt aus seinem Dornröschenschlaf zu befreien.
Etwa in der Mitte des Weges von der Kaltenbrunner Hütte zum Hahnenschritt befinden sich die Steinreste des im 17. Jahrhunderts erbauten Hambacher Sauhäusels, auch bekannt unter den Bezeichnungen Saupferch und Saustall. Kein Schild und keine Hinweistafel verweist darauf hin und auch auf der Wanderkarte sucht man es vergeblich.
Von Laub, Moos und Humus überdeckt
Bei seinen Recherchen stieß Klaus Hünerfauth auf einen Aufsatz des Heimatforschers Dr. Christian Mehlis aus dem Jahre 1927, die einzige schriftliche Quelle zum Thema, die existiert. Bereits in seiner frühen Jugend habe er mit seinem Großvater den Ort immer wieder aufgesucht. „Während der ersten Corona-Welle und einer damit verbundenen Auszeit packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und machte mich mit Jens Bramenkamp, Leiter des städtischen Forstreviers Hohe Loog, unterstützt von weiteren Helfer*innen an die Arbeit. Zunächst befreiten wir die Steinquader der eingestürzten Umfassungsmauern von den flächigen Moospolstern. Dann wurde kubikmeterweise Laub und Humus aufgeladen und außerhalb des Grabungsgeländes gekippt. Als zeitraubend erwies sich das Rauskratzen der Ablagerungen zwischen den verstürzten Steinquadern der Umfassungsmauern“, berichtet Hünerfauth in seinem jüngsten Beitrag im Infoblatt des Pfälzerwald-Vereins Hambach.
Boden komplett mit Sandsteinplatten ausgelegt
Aber die mühselige Arbeit sollte sich lohnen, gab sie doch ein überraschendes Geheimnis preis: Der gesamte Boden des Saupferchs ist mit dicken, meist großformatigen Sandsteinplatten ausgelegt, ungefähr 400 Stück.
Welche Funktion hatte das Sauhäusel? Saupferche dienten bis Anfang des 19. Jahrhundertsals Nachtquartier für Schweine, die von Hirten auf die Waldweide in die Eichen- und Buchenwälder getrieben wurden. Neben den Pferchen gab es, wie in der Neustadter Anlage, auch eine einfache Unterkunft, damit die Hirten nicht jeden Abend den Weg vom Wald in die teils weit entfernten Ortschaften absolvieren mussten.
Hirtenbehausung entdeckt
Vom Hambacher Sauhäusel ist noch ein etwas 22,5 x 8,75 Meter großes rechteckiges Mauergeviert zu sehen. Ein Hinweis auf das Alter liefert die Nordseite des Gevierts, in dessen Mitte sich ein
noch aufrecht stehender Torpfosten befindet. Mehlis will dort die Jahreszahl 1611 entdecken und vermutet darin das Errichtungsjahr der Anlage.Im Zuge der jüngsten Freilegungen wurde auch die Hirtenunterkunft ausgegraben. „Dem Volumen des ausgeräumten Versturtzmaterials nach zu schließen, waren die Mauern des Hirtenhäusels bis zum Dachansatz massiv ausgeführt“, fand Hünerfauth heraus. Das Hirtenhäusel entpuppte sich auch als Fundort für zahlreiche Bruchstücke von Gebrauchskeramik in Gestalt verschiedener Gefäße, teils mit farbigen Glasuren. Neben den Keramikresten fanden sich auchMetallobjekte wie Eisenkeile zum Spalten der Steine, eine Gewehrkugel und ein Knopf aus Blei sowie Münzen und Türbeschläge.
Moderne Touristik-Archäologie
Und offensichtlich wurde das Hambacher Sauhäusel schon im 19. Jahrhundert von Touristen aufgesucht. So stießen die Hobby-Archäologen unter anderem auf eine Flasche Karlsbader Mineralwasser und Reste alter Bier- und Weinflaschen aus dem 19. Jahrhundert.
Wie geht's weiter?
Wie es mit dem Hambacher Sauhäusel weitergeht? „Optimal wäre es, wenn die Hohlräume zwischen den Quadern vom oberhalb verlaufenden Fahrweg mit Wasser freigespült werden“, so Hünerfauth, der sich vorstellen könnte, die Hambacher Feuerwehr für einen Übungseinsatz zu rekrutieren. „Dann soll der Befund nochmals mit Fotos und Drohnenbildern erfasst und dokumentiert werden“, wünscht sich Hünerfauth. pac
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.