Missbrauch im Bistum Speyer
Die Kirche hat Tätern lange Zeit Sicherheit gegeben
Speyer. Die Mitglieder der Unabhängigen Aufarbeitungskommission haben sich zu einem Gespräch mit dem Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann getroffen. Bernhard Scholten, der Vorsitzende der Unabhängigen Aufarbeitungskommission, legte das bisherige Vorgehen der siebenköpfigen Kommission dar.
„Unser Ziel ist es aufzuklären, was zum Missbrauch in der katholischen Kirche im Bistum Speyer geführt hat. Dabei sind uns die enge Zusammenarbeit mit dem Betroffenenbeirat und das Gespräch mit den Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten des Bistums besonders wichtig“, betonte er. Aktuell befasst sich die Kommission mit der Frage, wie eine unabhängige wissenschaftliche Studie angegangen werden kann, damit anhand der Gespräche mit den Betroffenen und der systematischen Sichtung von Akten und Dokumente die Aufarbeitung erfolgreich wird.
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann dankte den Mitgliedern der Kommission für ihr Engagement. „Es ist wichtig, dass Licht in die Vergangenheit kommt und der Missbrauch in der katholischen Kirche gründlich aufgearbeitet wird.“ Die Gespräche mit Betroffenen hätten ihm deutlich gemacht, „welche Wucht die Schweigespirale hat und wie tiefgreifend und oftmals lebensbestimmend die Verletzungen durch den sexuellen Missbrauch sind“. Die „menschlich sehr berührenden und bedrückenden“ Begegnungen hätten auch in ihm etwas verändert. „Sie haben mich dazu geführt, dass ich die systemrelevanten Fragen, die wir auf dem Synodalen Weg diskutieren, für grundlegend wichtig halte.“ Die Kirche habe den Tätern lange Zeit Sicherheit gegeben. „Erst das hat den Missbrauch im Raum der Kirche überhaupt möglich gemacht“, stellte Wiesemann kritisch fest.
Im Gespräch waren sich die Mitglieder der Aufarbeitungskommission und Bischof Wiesemann einig, dass dem Hören auf die Betroffenen eine zentrale Bedeutung zukommt. „Auch der Einsatz für eine verbesserte Prävention und für eine Kultur der Achtsamkeit und der Aufmerksamkeit werden dauerhaft unsere Aufgabe bleiben“, zogen die Gesprächsteilnehmerinnen und –teilnehmer ein gemeinsames Fazit.
Bischof Wiesemann brachte seinen Respekt vor der Unabhängigkeit der Kommission zum Ausdruck und bot weitere Gespräche an, „wann immer Sie das für sinnvoll erachten“. Zugleich betonte er seine Entschlossenheit, aus den Erkenntnissen der Aufarbeitungskommission entsprechende, auch persönliche Konsequenzen zu ziehen.
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