Ganz ohne Notendruck
Drillinge schreiben mit ihrer Lehrerin ein Buch
Speyer | Hanhofen. Die Drillinge Adrian, Timo und Martin Doericht aus Hanhofen sind völlig aus dem Häuschen. Und auch ihre Deutschlehrerin am Hans-Purrmann-Gymnasium in Speyer, Silke Bewert, ist stolz auf das Erreichte: Gemeinsam haben die Vier ein Kinderbuch geschrieben, das sie jetzt gedruckt in Händen halten: "Niko sucht ein Zuhause" - so lautet der Titel.
Niko, das ist der Name eines Hundes, der im Wald ausgesetzt wird und der lernen muss, in fremder Umgebung ohne seine Familie zurecht zu kommen. Niko macht sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause und erlebt dabei Aufregendes und Überraschendes. Es geht um Freundschaft, Loyalität und darum, Einsamkeit zu überwinden. Lukas Doericht, der siebenjährige Bruder der Drillinge, war Testleser und wurde - bis hin zur Größe der Schrift - nach seiner Meinung gefragt.
Dass die Drillinge Talent zum Schreiben und Zeichnen haben, entdeckte Silke Bewert, als sie im vergangenen Schuljahr Klassenlehrerin der damals noch Siebtklässler wurde und sie in Deutsch unterrichtete. "Ich hatte schon lange Lust, ein Kinderbuch zu schreiben - und mit den Drillingen habe ich die richtigen Partner für das Projekt gefunden", sagt sie. Obwohl alle vier Autoren mit Katzen leben, entschied man sich für einen Hund als Protagonisten. "Hunde sind einfach die sozialeren Wesen", war man sich schnell einig. Das Buch ist ein Gemeinschaftsprojekt, zu dem die drei Jungs jeweils ein Kapitel sowie die Illustrationen und ihre Lehrerin vier Kapitel beigesteuert haben. Eine Zusammenarbeit ganz ohne Notendruck. Als Kommunikationsplattform diente Moodle, wo jeder seinen Entwurf hochladen und dann gemeinsam mit den anderen an den Dateien arbeiten konnte.
"Am Anfang haben sich die Drillinge nicht getraut, an meinen Texten etwas zu ändern", schmunzelt die Klassenlehrerin der inzwischen 13-Jährigen. Doch das hat sich im Laufe des einen Jahres, in dem die Autorengruppe gemeinsam an ihrem Buchprojekt arbeitete, gelegt. Im Buch ist auch Raum für eigene Gedanken und Illustrationen eingeplant. Silke Bewert hofft, dass sich die jugendlichen Leserinnen und Leser auf das Angebot zur Interaktion einlassen - und würde gerne die Ergebnisse sehen.
Die Lehrerin für Deutsch und Latein freut sich, dass ihre Mit-Autoren am Ball geblieben sind - auch wenn es zwischendurch immer mal wieder Pausen von zwei oder drei Wochen gab. "Von Anfang an stand fest: Schule geht vor", sagt Bewert. Wenn Klassenarbeiten anstanden, dann ruhte das Buch. Ansonsten allerdings dominierte die schriftstellerische Tätigkeit ein Jahr lang die Freizeit der Drillinge: Stundenlang haben sie in ihren Zimmern geschrieben, vor der Schule in der Bibliothek gearbeitet und selbst beim Warten auf den Bus noch über die Story diskutiert.
Über Inhalt, Abläufe, Anschlüsse oder Logikfehler wurde offen gesprochen. "Vieles ergibt sich erst während des Schreibens", so die Erfahrung der vier Autoren. Ein bisschen Panik kam zum Ende des Projekts auf: "Wir hatten alle vier Angst davor, einen Schlusspunkt zu setzen", berichtet Bewert. Noch fünf Minuten bevor sie das Buch zum Drucken gegeben hat, hat sie etwas am Manuskript geändert.
Dann der Schock vor Weihnachten, als die Bücher aus der Druckerei kamen: ein Fehler auf dem Cover. Wo eigentlich die Illustration von Hund Nico hätte prangen sollen, war nur ein weißer Fleck. Große Enttäuschung bei den Autoren. Und ebenso große Erleichterung, als sich herausstellte, dass der Fehler bei der Druckerei lag. Das Buch wurde noch einmal neu gedruckt. Fehlerlos. Jetzt herrscht Feierlaune. Auch bei den Eltern der Drillinge, die das Projekt aufgeschlossen begleitet haben und sich über die Würdigung der Talente ihrer Kinder freuen.
Die im Eigenverlag herausgegebenen Exemplare gehen an Familie und Freunde. Auch das Kollegium des Hans-Purrmann-Gymnasiums hat zahlreiche Bücher vorbestellt. Die Buchhandlung Osiander in Speyer hat Interesse bekundet. Für die fünften und sechsten Klassen ist eine Lesung in der Schulbibliothek geplant. "Wir sind gespannt, wie das Buch ankommt", sagt Silke Bewert. So ganz vorsichtig hätten die Drillinge schon einmal angedeutet, dass sie sich die Arbeit an einem zweite Buch durchaus vorstellen könnten.
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