Historische Bücher restauriert
"Ein Teil der Speyerer Geschichte"
Speyer. Dank der Stiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer sind zwei Drucke des 16. und 17. Jahrhunderts aus der historischen Bibliothek des Gymnasiums am Kaiserdom in Speyer restauriert worden. Sie lassen sich auf die Bibliothek des Domkapitels zurückführen.
Mit den Mitteln der Stiftung konnten die wertvollen Bände bearbeitet werden. Es handelt sich dabei um ein juristisches Werk, die „Summa Azonis“, in einem Baseler Druck von 1572, die auf den aus Bologna stammenden Hochschullehrer Porcius Azo (1150-1230) zurückgeht. Dieser Band stammt aus dem Besitz des Speyerer Domküsters Friedrich Christian Herr zu Eltz und ging nach seinem Tod 1729 an die Bibliothek des Domkapitels.
Bei dem zweiten Druck handelt es sich um ein Geschichtswerk, den 1692 in Nürnberg gedruckten „Kriegs-Helm“ des Historikers Christoph Boethius, das die Jahre 1690 bis 1692 der Türkenkriege aus deutscher Perspektive rühmend behandelt. In beiden Fällen mussten Leinenüberklebungen abgenommen und die Schäden an den Büchern fachkundig restauriert werden.
Die historische Bibliothek des Gymnasiums am Kaiserdom überliefert diejenigen Buchbestände, die nach der völligen Zerstörung der Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 ab dem Beginn des 18. Jahrhunderts wieder vor Ort zusammengetragen worden sind. Nach dem Fall Napoleons und dem Übergang der linksrheinischen Pfalz an Bayern 1816 vereinigte die neue Regierung mit der Gymnasialbibliothek zwei weitere wichtige Sammlungen: Dabei handelte es sich um die Bibliothek des Domkapitels Speyer, die in den Jahren um 1800 erhebliche Verluste erlitten hatte, sowie die Stadt- und Ratsbibliothek mit einem großen Anteil an juristischer Literatur.
Für die Geschichte der Stadt Speyer ist die so entstandene Sammlung von unschätzbarem Wert. Sie geht sukzessive in die Obhut des Landdesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz / Pfälzische Landesbibliothek über, wo sie Zug um Zug erschlossen, gereinigt und restauriert wird. Viele dieser Bände sind als Folge verschiedener Auslagerungen in Kriegszeiten und nicht adäquater Aufbewahrung restaurierungsbedürftig; hinzukommen unsachgemäße Reparaturen. So wurden beispielsweise Bände, deren Deckel sich gelöst hatten mit selbstklebendem Leinen überzogen. Das jedoch schadete den Büchern: Klebstoffe dieser Art greifen die oft fragilen Lederbezüge historischer Bände an.
Dr. Armin Schlechter, der Leiter der Abteilung Sammlungen im Landesbibliothekszentrum betonte bei der Präsentation der restaurierten Drucke, das damit zwei Mosaiksteine der Speyerer Bibliotheks- und Kirchengeschichte auf Dauer gesichert worden seien. Er bedankte sich bei der Stiftung für ihre Unterstützung: „Wir freuen uns, das die Stiftung der ehemaligen Kreis- und Stadtsparkasse Speyer erneut einen Beitrag zur Bestanderhaltung dieses Teils der Speyerer Geschichte leisten konnte“. Stiftungsvorstand Oliver Kolb wiederum bedankte sich bei Armin Schlechter für die wichtige Arbeit des Landesbibliothekszentrums in Speyer, historische Drucke aus Speyerer Bibliotheksbeständen für die Nachwelt zu bewahren.
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