Trauer um Papst em. Benedikt XVI.
Eine Viertelstunde lang wird morgen die Kaiserglocke läuten
Speyer. Heute morgen ist Papst em. Benedikt XVI. gestorben. Als Zeichen der Trauer wird am Dom die Trauerbeflaggung gehisst. Im Rahmen des bistumsweiten Sterbegeläuts am 1. Januar nach dem Angelusläuten um 12 Uhr mittags wird am Dom eine Viertelstunde lang die Kaiserglocke läuten. Ab Mitte der kommenden Woche wird in der Kathedrale des Bistums Speyer ein Kondolenzbuch ausgelegt.
Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., besuchte zweimal den Speyerer Dom. Das erste mal im Jahr 1987, damals in Begleitung von Papst Johannes Paul II. bei dessen Aufenthalt in Speyer anlässlich der Seligsprechung von Edith Stein. Am 3. Juni 1990 besuchte Kurienkardinal Joseph Ratzinger anlässlich der Feierlichkeiten zum 2.000-jährigen Bestehen der Stadt Speyer.
Höhepunkt der kirchlichen Jubiläumsbeiträge war die Feier des Pfingstfestes, die ganz auf den Europagedanken ausgerichtet war und durch den wenige Monate zuvor erfolgten Fall der Mauer eine besondere Aktualität erhielt. Als prominenter Gast mit dabei: der spätere Papst Benedikt XVI., Kardinal Joseph Ratzinger, damals noch Präfekt der römischen Glaubenskongregation. Gemeinsam mit 17 weiteren ost- und westeuropäischen Kardinälen und Bischöfen feierte er am Pfingstsonntag den Festgottesdienst im Speyerer Dom.
Am Vorabend hatte Kardinal Ratzinger vor nahezu 1.000 Zuhörern, darunter Bundeskanzler Helmut Kohl, Ministerpräsident Karl Ludwig Wagner und Kirchenpräsident Werner Schramm, über den Auftrag der Christen beim Aufbau eines geeinten Europas gesprochen.
„Auch hinter dem Papstamt steht ein konkreter Mensch“
In einem Brief an die Pfarreien und alle Mitarbeitenden des Bistums bringt Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann seine tiefe Trauer um heute morgen verstorbenen Papst em. Benedikt XVI. zum Ausdruck. Darin würdigt er ihn als „einen der größten Theologen der Gegenwart“ und wichtigen Wegbereiter und Interpreten des II. Vatikanischen Konzils: „Das theologische Denken von Papst emeritus Benedikt XVI. war zutiefst biblisch verwurzelt, schöpfte aus der ganzen Breite der kirchlichen Tradition und zielte darauf ab, Glaube und Vernunft miteinander zu versöhnen.“
Bischof Wiesmann erinnert in seinem Schreiben an zahlreiche persönliche Begegnungen, die ihn tief beeindruckt hätten. „Bereits während meiner Studienzeit in Rom in den 1980er Jahren habe ich ihn als Präfekt der Glaubenskongregation kennen- und schätzen gelernt. Die Begegnungen mit ihm nach seiner Wahl zum ersten deutschen Papst seit fünf Jahrhunderten haben bei mir stets einen tiefen Eindruck hinterlassen.“
Der Bischof weiter: „Vor allem mit seinem unerwarteten Rücktritt im Februar 2013 hat er gezeigt: Hinter jedem Amt in der Kirche, auch hinter dem Papstamt, steht ein konkreter Mensch mit seinen Stärken und Fähigkeiten, aber auch mit seinen Grenzen und Schwächen.“
Wiesemann thematisiert in seinem Schreiben auch die Kritik und Diskussionen um den Umgang mit Missbrauchsfällen während Ratzingers Zeit als Erzbischof von München und Freising: „Ich kann die Kritik derer nachvollziehen, die sich von Papst em. Benedikt XVI. ein klareres Wort der Verantwortungsübernahme und des persönlichen Versagens gewünscht hätten.“ Dennoch dürfe bei dieser Kritik nicht aus dem Blick geraten, wie sehr sich Joseph Ratzinger bereits als Präfekt der Glaubenskongregation und noch mehr als Papst dafür eingesetzt habe, sexualisierte Gewalt aufzudecken und Täter zur Verantwortung zu ziehen. Und wie wichtig es ihm gewesen sei, Betroffenen zu begegnen und sie im Namen der Kirche um Entschuldigung zu bitten, so der Speyerer Bischof.
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