Goldenes Buch des Doms zu Speyer wird dem Bistumsarchiv übergeben

Der wohl berühmteste Dombesucher: Papst Johannes Paul II. unterschrieb bei seinem Besuch des Doms im Jahr 1987 im Goldenen Buch  | Foto: Klaus Landry / Domkapitel Speyer
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  • Der wohl berühmteste Dombesucher: Papst Johannes Paul II. unterschrieb bei seinem Besuch des Doms im Jahr 1987 im Goldenen Buch
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Speyer. Das Goldene Buch des Doms ist eine Art Gästebuch. Es enthält handschriftliche Eintragungen von kirchlichen und weltlichen Personen, die den Dom zu verschiedenen Anlässen besucht haben. Die Seiten des aktuellen Buches sind nun gefüllt - und so wird mit Beginn des Jahres 2025 ein neues Goldenes Buch begonnen. Das alte wurde, seiner Bedeutung gemäß, dem Archiv des Bistums übergeben. 50 Jahre lang wurden dort die Einträge prominenter Besucher gesammelt. Insbesondere in den 1980er-Jahren, während der Kanzlerschaft des Pfälzers Helmut Kohl, trugen sich zahlreiche Staatsgäste dort ein. So gibt dieses Buch beredtes Zeugnis von der internationalen Bedeutung des Doms als Kirche und Denkmal. Das alte Goldene Buch und eine dazu passende Schutzkassette wurden 1974 von der Ausbildungswerkstatt für Buchbinderei im Jugendwerk St. Josef in Landau hergestellt. Die Maße betragen 33,5 mal 23,5 Zentimeter, der Rücken misst fünf Zentimeter. Im Bistumsarchiv wird es klimatisiert und in einem säurefreien Karton aufbewahrt. Mit Voranmeldung kann es dort eingesehen werden. Übergeben wurde es dem Archivdirektor Dr. Thomas Fandel am 13. Februar von Domdekan und Domkustos Dr. Christoph Kohl.

Der erste Eintrag des „scheidenden“ Goldenen Buches stammt von Bundespräsident Walter Scheel, der anlässlich seines Besuches in Rheinland-Pfalz am 21. Januar 1975 auch den Speyerer Dom besichtigte. Der letzte Eintrag stammt von Großherzog Henri von Luxemburg, der am 18. November 2024 im Rahmen der Jahrestagung der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer eine „Europarede“ im Dom hielt.

Zur Frage, wer sich eintragen darf, existiert kein festes Regelwerk. Es sind dies zumeist hohe Geistliche oder Politiker, die aus offiziellem Anlass den Dom besuchen. Viele Prominente besuchen den Dom auch privat, tragen sich dann aber nicht unbedingt in das Goldene Buch ein. Manch hohem Besuch fehlte augenscheinlich auch die Zeit, den feierlichen Eintrag vorzunehmen. Neben dem Rang und der Funktion des Besuchers spielt also immer auch der Rahmen des Besuchs eine Rolle.

Geistliche Würdenträger

Als prominentester Eintrag kann wohl die Unterschrift eines Heiligen gelten: Papst Johannes Paul II. hatte sich 1987 in das Goldene Buch eingetragen. 1990 findet sich die Unterschrift des Präfekten der Glaubenskongregation Joseph Kardinal Ratzinger, also des späteren Papstes Benedikt XVI., im Goldenen Buch des Doms, so dass gesagt werden kann, dass das Goldene Buch die Unterschrift zweier Päpste enthält.

Im Goldenen Buch haben sich viele hochrangige Geistliche eingetragen, die eine Messe im Dom (mit)feierten. Neben den genannten Päpsten sind darunter mehrere Nuntien, also Botschafter des Vatikans, zudem haben viele katholische Erzbischöfe, Äbte, Bischöfe und andere Kleriker dort unterschrieben. Es finden sich aber auch zahlreiche Einträge von Vertretern anderer Konfessionen, so dass die überkonfessionelle Bedeutung und Anziehungskraft des Doms zum Ausdruck kommt.

Politikerinnen und Politiker

Neben hohen geistlichen Würdenträgern haben sich zahlreiche Staatsoberhäupter eingetragen, insbesondere in den späten 80er- und den 90er-Jahren, als Helmut Kohl im Zuge der deutschen Wiedervereinigung mehrfach mit ausländischen Staatsgästen den Dom besuchte. Darunter befinden sich Margaret Thatcher, Michael Gorbatschow und George Bush. Von diesen Besuchen sollte eine Signalwirkung ausgehen, welche Deutschland als integralen Bestandteil des friedlichen europäischen Miteinanders einordnen sollte.
Auch viele deutsche Politikerinnen und Politiker waren im Dom zu Gast. Mehrere Einträge stammen von Roman Herzog, der sowohl in seiner Zeit als Präsident des Bundesverfassungsgerichts als auch als Bundespräsident den Dom besuchte. Er stattete dem Dom so manches Mal privat und inkognito einen Besuch ab, ohne sich in das Goldene Buch einzutragen. Am 1. Juli 1999 schrieb er bei seinem letzten Eintrag: „Meine Amtszeit als Bundespräsident habe ich hier beendet – im Herzen des christlichen Europa. Ich bin unendlich dankbar.“

Auch die Bundespräsidenten Karl Carstens, Richard von Weizsäcker und Christian Wulff hatten sich zuvor in das Goldene Buch eingetragen. Neben den Einträgen von Bundeskanzler Helmut Kohl findet sich auch ein Eintrag von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die Reihe der Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, die sich seit 1975 eingetragen haben, beginnt mit Bernhard Vogel und endet mit Alexander Schweitzer, der dort aus Anlass des Katholikentags 2024 unterschrieben hat.

Adelsvertreter

Unterschriften von Adelsvertretern finden sich mehrfach im Goldenen Buch, wie die von Prinz und Prinzessin Hitachi von Japan oder vom spanischen König Juan Carlos nebst seiner Frau Sofia. Daneben finden sich Einträge von Vertretern von Adelshäusern, die mit dem Dom in einer besonderen Verbindung stehen, wie Karl von Habsburg, Herzog Max in Bayern oder dem Großherzog von Luxemburg Henri. Und auch das gibt es: 2010 haben sich zwei Weinhoheiten eingetragen.

Oberste Richter

Manchmal besuchten auch komplette Körperschaften den Dom, etwa der Bundesgerichtshof Karlsruhe zusammen mit dem Obersten Gerichtshof Wien und dem Cour de Cassation Paris 1981 oder der israelische Supreme Court zusammen mit Richterinnen und Richtern des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2024.

Personen der Zeitgeschichte

Im Goldenen Buch gibt es Einträge verschiedener Personen der Zeitgeschichte. So hat sich im Jahr 1991 der Dirigent Sir Georg Solti eingetragen. Und auch ein Raumfahrer hat sich dort verewigt: 2021 war Ulf Merbold zu Besuch im Dom. In seinem Eintrag wünschte er der romanischen Kathedrale „alles Gute für die nächsten 960 Jahre“.

Ein Stück Zeitgeschichte ist das Goldene Buch des Doms auch, weil nachzulesen ist, welche Personen sich zu wichtigen Ereignissen dort befunden haben. So sind die Seligsprechung von Paul Josef Nardini, die Gründung des Dombauvereins und die Gründung der Europäischen Stiftung dort dokumentiert.

Beschriftung und Bebilderung der Einträge

Die Einträge bestehen manchmal, vor allem in den ersten Jahrzehnten, aus einer Liste Unterschriften, ohne weitere Zuordnung. Sogar das Datum fehlt zuweilen. Einige Seiten wurden bereits vor dem Besuch mit einer Beschriftung und zumeist auch mit einer bildlichen Gestaltung vorbereitet. Teils erfolgte die Beschriftung und Illustration im Nachhinein. Dies geschah in den vergangenen Jahrzehnten durch Helmut Schollenberger, den zuerst der damalige Domkustos Hubert Sedlmaier mit einer Beschriftung und Bebilderung der Einträge beauftragte. Ehemals arbeitete Schollenberger im bischöflichen Bauamt, und er hat diese Aufgabe noch viele Jahre nach seiner Verrentung weitergeführt. Die Einträge wurden von ihm mit Bleistift vorgezeichnet und dann mit Aquarellfarben und gebranntem Siena ausgemalt. Die Schrift wurde mit Federn gezeichnet – anfänglich in der Unzialschrift, später in modernerer Schriftgestaltung. Mit dem Ende des aktuellen Goldenen Buches gibt Schollenberger die Tätigkeit aus Altersgründen auf. Über die Nachfolge wird noch entschieden.

Ein neues Goldenes Buch

Als die Zahl der leeren Seiten sich dem Ende zuneigte, beschloss das Domkapitel im Herbst 2024, ein neues Goldenes Buch für den Dom zu Speyer in Auftrag zu gegeben. Mit der Herstellung wurde die Buchbinderei Müller in Landau betraut, welche das Buch in aufwendiger Handarbeit gefertigt hat. Die Ausführung ist ähnlich der des Vorgängers, das heißt, das Buch besteht aus einem weinroten Ledereinband mit einer Goldprägung der stilisierten Ostansicht des Doms. Es hat das Format circa 25 x 35 x 5 Zentimeter, mit beigem Maschinen-Büttenpapier, mit Faden geheftet und dreiseitigem Goldschnitt. Das neue, wertvolle Goldene Buch wird geschützt von einer Lederkassette mit derselben Goldprägung.

Frühere Gästebücher des Doms

Im Bistumsarchiv Speyer ist ein „Gästebuch“ besonderer Art erhalten, das im Jahr 1916 begonnen wurde. Es handelt sich um ein Zelebrationsbuch, das heißt, es enthält ausschließlich die Namen von Klerikern, die im Dom die heilige Messe gefeiert haben. Der erste Eintrag dieses Buches stammt von einem Franziskanerpater aus Bad Tölz, der als Etappengeistlicher den Dom besuchte. Ein erstes Dom-Gästebuch im eigentlichen Sinn bezieht sich auf die Jahre von 1949 bis 1974. Hier sind die Visiten zahlreicher Politiker belegt, darunter die Bundespräsidenten Theodor Heuss und Heinrich Lübke sowie Bundeskanzler Konrad Adenauer. Der Kreis der Eintragenden wurde erweitert auf bekannte Persönlichkeiten wie den Raumfahrtpionier Hermann Oberth oder den Bergsteiger und Schauspieler Luis Trenker.

Die Goldenen Bücher, die nicht mehr in Gebrauch sind, werden im Bistumsarchiv aufbewahrt. Das aktuelle befindet sich an einem sicheren Ort im Dom. red/bas

Autor:

Charlotte Basaric-Steinhübl aus Ludwigshafen

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