Bundesmittel für das Stadtarchiv, das Landesarchiv und das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche Pfalz in Speyer
Kampf dem Schimmel und der Feuchtigkeit
Speyer. Historiker, Bibliothekare und Archivare wissen, mit Schimmel durchsetzte, verschmutzte und feuchte Akten sind nicht benutzbar, können sogar erhebliche Gesundheitsrisiken bergen.
Auch die in Speyer ansässigen Archive sind sich dieser Tatsache bewusst und haben jeweils für Projekte zur Aktenerhaltung- und -reinigung Bundesfördermittel beantragt und auch erhalten.
26.000 Euro für das Stadtarchiv Speyer
Dank der Vermittlung der Landesstelle Bestandserhaltung in Rheinland-Pfalz erhielt das Stadtarchiv Speyer eine Vollförderung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) in Höhe von rund 26.000 Euro. „Wir sind froh und dankbar, dass wir Bundesmittel in dieser beträchtlichen Höhe für die Erhaltung der wertvollen und einzigartigen Akten aus reichsstädtischer Zeit bekommen haben“, sagt Dr. Christiane Pfanz-Sponagel, Leiterin des Stadtarchivs Speyerin dem rund 2,5 Kilometer an Akten lagern. Die historischen Schriftstücke waren durch einen älteren Feuchtigkeitsschadens beeinträchtigt und konnten im Rahmen der Bundesmittelförderung nun gereinigt und konservatorisch behandelt werden.
Die betroffenen Akten seien nicht nur von überregionaler Relevanz, sondern auch für die Erforschung der deutschen Geschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit interessant. Das schriftliche Kulturgut sei ein wichtiger Teil des kulturellen Gedächtnisses und sinn- und identitätsstiftend für die Gesellschaft. „Das Original zählt. Digitalisierung trägt zwar auch zum Schutz des schriftlichen Kulturguts bei, kann das Original aber nicht ersetzen", so Pfanz-Sponagel weiter.
Nachhaltigkeit
Für die Nachhaltigkeit des Projektes im Stadtarchiv Speyer ist gesorgt. Derzeit wird der Bestand in säurefreie Archivkartons umverpackt. Durch den Ende August erfolgenden Einbau eines Klimageräts werden die Lagerungsbedingungen zudem erheblich verbessert.
Bund unterstützt Modellprojekt des Landesarchivs Speyer und des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche in der Pfalz
Das Landesarchiv Speyer und das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz haben ebenfalls dem Schimmel den Kampf angesagt und dafür finanzielle Unterstützung des Bundes über 10.400 und 10.000 Euro erhalten. Das haben Archivdirektorin Gabriele Stüber vom Zentralarchiv und Gisela Fleckenstein vom Landesarchiv unlängst bekannt gegeben.Neben den Fördermitteln des Bundes bringen die beiden Speyerer Archive einen Eigenanteil von 2400 (Landesarchiv) und 2000 (Zentralarchiv) Euro in die Reinigungsaktion ein.
Unter dem Schwerpunktthema „Prävention lohnt“ unterstützt die KEK bundesweit 35 einjährige und fünf mehrjährige Modellprojekte zur Erhaltung des schriftlichen Kulturguts. Die beiden in Speyer ansässigen Archive ermittelten gemeinsam Unterlagen mit ähnlichen Schadensbildern und holten Kostenvoranschläge von Dienstleistern ein. Idee der Kooperation war, einen Dienstleister auszuwählen, der beide Aufträge erledigt, um Synergieeffekte zu erzeugen.
Im Landesarchiv Speyer wurden Personenstandsunterlagen des ehemaligen Landkreises Landau (heute Kreis Südliche Weinstraße) aus der französischen und bayerischen Epoche von 1789 bis 1872 ausgewählt. Das Zentralarchiv suchte Akten aus dem territorial angrenzenden Gebiet Bad Bergzabern aus. Die Rechnungsserien des 16. bis 20. Jahrhunderts passten in das Modellprojekt.
Allein aus dem Zentralarchiv kommen 130 Kartons zur Reinigung. "Das entspricht etwa 16 laufenden Metern Unterlagen", berichtet Archivleiterin Gabriele Stüber.
Drei Schadensklassen
Die zu reinigenden Akten sind in drei unterschiedliche Schadensklassen eingeteilt.
Schadensklasse 1 (leichte Verschmutzung und/oder Schimmel) umfasst die Einbandreinigung mit Pinsel oder Lappen
Schadensklasse 2 (stärkere, festsitzende, verhärtete Verschmutzung und Schimmel in einzelnen Bereichen, geringe mechanische Schäden) umfasst eine Blatt-für-Blatt-Reinigung, Verschmutzungen werden mit einem Pinsel/Lappen oder Schwamm entfernt
Schadensklasse 3 (starke Verschmutzung/Schimmel in großen Bereichen, Papiersubstanz geschädigt, verblockte Seiten, Umblättern nur mit großer Sorgfalt möglich) umfasst eine aufwändige Blatt-für-Blatt-Reinigung mit Lappen und Pinsel
"In der Fachfirma, die mit der Reinigung beauftragt wurde, werden die Unterlagen zunächst unter klimatisch optimalen Bedingungen bis zur Bearbeitung eingelagert, es folgt eine Messung der relativen Feuchte in den Unterlagen. Stichprobenkontrollen auf Schimmelpilz-Befall im Innern sind die Regel. Bei einer relativen Feuchte von über 50 Prozent werden die Unterlagen in einem Vakucenter bis zu einer empfohlenen Restfeuchte von unter 50 Prozent getrocknet. Es folgt die sorgfältige Trockenreinigung in Sicherheitswerkbänken nach Vorgabe der Bearbeitungsschritte für die Schadensklassen und mit abgestimmten Werkzeugen wie Lappen, Schwamm oder Pinsel", erklärt Gabriele Stübner die Restaurationsarbeiten.
Die gereinigten Speyerer Akten können nun im kommenden Jahr staubtrocken und schimmelfrei in den Lesesälen des jeweiligen Archivs benutzt werden.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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