"Segensorte" und "synodale Gespräche" sollen alte Strukturen im Bistum Speyer aufbrechen
Katholische Kirche im Umbruch?
Speyer. Missbrauch, Machtmonopole, fehlende Partizipation - die katholische Kirche steht weltweit, aber auch im Bistum Speyer, vor großen Herausforderungen. Die Herangehensweise an Themen wie Aufarbeitung, Transparenz und Gleichberechtigung ist dabei so vielfältig, wie die verschiedenen Strömungen innerhalb der katholischen Kirche.
Im Bistum Speyer hat man sich für einen Prozess des offenen Dialogs entschieden, wie Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Donnerstag erklärte. Funktionieren soll dieser Dialog über den auf das Bistum beschränkten "Visionsprozess Segensorte" in Kombination mit dem bundesweiten "Synodalen Weg", den die katholische Kirche zur Aufarbeitung des Missbrauchsthemas gewählt hat.
Aufarbeitung im Dialog
Der "Synodale Weg" - eine Synodalversammlung anstelle einer nur Bischöfen vorbehaltenen Synode - soll die zentralen Problemstellungen der katholischen Kirchen in einem ergebnisoffenen Dialog diskutieren: "Macht und Gewaltenteilung - gemeinsame Teilhabe am Sendungsauftrag", "Priesterliche Existenz heute", "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" und "Leben in gelingenden Beziehungen - Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft". Teilnehmen werden daran MIttglieder der Bischofskonferenz, Mitglieder des ZdK (Zentralkomitee deutscher Katholiken), Ordensvertreter, Vertreter der Priesterräte, Menschen unter 30 Jahren, Diakone, Pastoralreferenten, Gemeindereferenten, Generalvikare und Vertreter neuer geistlicher Gemeinschaften, die nicht im ZdK vertreten sind.
Über mögliche Ergebnisse dieser Gespräche wollte Bischof Wiesemann am Donnerstag nicht spekulieren. Er glaube jedoch fest an den Prozess und daran, dass es am Ende gute Resultate gebe. Ob die dann aber mit den Ideen der Weltkirche konform sind und kirchenrechtlich umsetzbar, sei eine andere Frage, so Wiesemann weiter.
Positiv, fröhlich, modern - neue Kirche im Bistum Speyer
Der "Visionsprozess Segensorte" beschränkt sich auf das Bistum und soll ein "hoffnungsfrohes Bild für die Kirche von Speyer" entwickeln. Dabei sollen Orte definiert werden, die mit Kirche im positiven Sinn verbunden sind, den Menschen Glücksgefühle bescheren und die Kirche neuer, moderner definieren. Dabei sollen unter den Motto "beschreiben, entdecken, gestalten" zuerst Merkmale von so genannten "Segensorten" gesammelt werden. Weiß man, was ein "Segensort" ist, werden diese im Bistum identifiziert und dokumentiert - langfristig sollen so neue "Segensorte" entstehen, die die Kirche idealerweise näher an die Menschen und ihre Bedürfnisse führen. Dieser Prozess kann auch im Internet unter www.bistum-speyer.de/segensorte verfolgt werden. Im Rahmen des Projektes finden 2020 zahlreiche Veranstaltungen - religiöser und kultureller Natur - statt, die zu Begegnungen der Menschen untereinander aber auch mit der Kirche führen sollen.
Ob und wie diese beiden Elemente dem inneren Erneuerungsprozess der katholischen Kirche wirklich dienlich sind, bleibt abzuwarten. Letztlich sprechen neun 2019 neu gemeldete Missbrauchsverdachtsfälle im Bistum Speyer immer noch eine deutliche Sprache und möglicherweise braucht es einfach etwas mehr als "fröhliche Orte" und "gute Gespräche", um dieses Leid würdevoll und angemessen aufzuarbeiten.
Autor:Heike Schwitalla aus Germersheim | |
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