Altenzentrum St. Martha
Mit dem Rollator über den Übungsparcours
Speyer. Viele Bewohnerinnen und Bewohner des Caritas Altenzentrum St. Martha haben einen Rollator. Er gibt ihnen Sicherheit – aber nur dann, wenn er auch richtig benutzt wird. Was dabei zu beachten ist, bekommen die Senioren regelmäßig beim Rollatorentraining mit Polizeihauptkommissar Matthias Michel und Polizeihauptkommissarin Emine Etyemez gezeigt.
Dieses Mal ist die Gruppe der Teilnehmer groß. Manche wie Bewohner Peter Schneider haben schon oft an der Aktion teilgenommen, andere wie Arnold Schlosser, Matthäus Jäger oder Rita Gries sind zum ersten Mal dabei. Auch Besucher der Tagespflege nutzen die Gelegenheit, den Umgang mit dem Rollator zu üben.
Matthäus Jäger ist ein Naturtalent, er geht mit der Gehhilfe um, als hätte er sie schon jahrelang und nicht erst seit acht Wochen. Er steht nahe am Rollator, die Arme leicht gebeugt. „So soll es sein“, sagen die Polizisten, denn wenn man den Rollator mit ausgestreckten Armen vor sich herschiebt, besteht Sturzgefahr. Werden die Arme dann immer länger, können sich die Senioren nicht mehr abstützen, sollten sie stolpern oder unsicher gehen.
Der rüstige Bewohner meistert den Parcours mit Bravour. Er öffnet die „Tür“, nachgestellt durch einen Pappkarton, der an einer Schnur zwischen zwei Pfosten gespannt ist. Das erfordert schon einiges an Koordination und einen Handwechsel, wenn dabei eine Hand immer am Griff des Rollators bleiben soll. Nächste Aufgabe ist der Slalomlauf auf einer mit Hütchen markierten Strecke.
„Erst wenn das Hinterrad des Rollators am Hindernis ist, um die Kurve fahren, sonst bleibt man hängen“, sagt Emine Etyemez. „Jawoll“, sagt Matthäus Jäger und düst los. Wird der Abstand zwischen den Hindernissen kleiner, wird die Slalom-Schleife größer. Das passiert ganz automatisch, stellt Jäger fest und fährt weiter zum „Aufzug“, ein mit Hütchen abgestecktes kleines Karree. Vorwärts hineinfahren, rückwärts wieder herausfahren ist hier angesagt, bevor es zur Königsdisziplin geht: der Bordsteinkante, dargestellt durch eine Palette auf dem Weg.
Ganz dicht hinfahren muss Matthäus Jäger und dann den Rollator heraufheben und die Bremse anziehen, selbst auf die Palette steigen, den Rollator vorschieben, ganz dicht dahinter bleiben und ihn auf der anderen Seite wieder herunterschieben, Bremse anziehen, nachsteigen. Jetzt bloß keine langen Arme machen, sonst wird’s gefährlich.
An dieser Station zeigt sich, dass es unterschiedliche Rollatorentypen gibt. Der von Matthäus Jäger hat keine Kipphilfe, daher erfordert es Kraft, ihn hochzuheben. Margot Konrad hat es da einfacher. Ihre Gehhilfe hat eine Kipphilfe. Wenn sie mit dem Fuß drauf tritt, lassen sich die Vorderräder leicht anheben und das Gefährt so den Randstein hinauf bugsieren, so dass die Seniorin nicht viel Kraft aufwenden muss.
„Ich wusste gar nicht, dass mein Rollator so etwas auch hat“, stellt Rita Gries nach ihrem Rundgang durch den Park überrascht fest. Sie wohnt erst einige Wochen im Altenzentrum. Den Rollator habe sie zwar schon eine Weile, ihn aber lange nicht genutzt. „Ich habe lieber einen Stock genommen“, sagt sie. Rückblickend sei das aber keine gute Idee gewesen, denn mit Rollator sei sie viel sicherer, weil sie damit aufrecht gehen könne. Am Anfang habe sie sich auch ein bisschen geschämt, mit dem Rollator gesehen zu werden. „Wenn man im Dorf wohnt, wird man gleich darauf angesprochen“, hat sie erfahren. Nun in Speyer sei das gar kein Problem mehr, dort gucke keiner komisch.
Inzwischen haben alle Senioren, die am Rollatorentraining teilnehmen wollten, ihren Parcours absolviert und eine Urkunde überreicht bekommen. „Das ist mindestens meine sechste oder siebte“, sagt Peter Schneider. Er hat extra eine Mappe angelegt, in der er die Urkunden sammelt. Bevor es wieder zurück in die Wohnbereiche geht, fängt er mit Rita Gries an, über Rollatoren zu fachsimpeln. Er erklärt ihr, warum die Kipphilfe so weit nach hinten heraussteht und wie hoch die Griffe eingestellt werden sollen.
Zwei Wochen zuvor waren die beiden Polizisten schon einmal zu Gast im Altenzentrum und haben den Senioren Fragen beantwortet. Auch ein Techniker des Sanitätshauses Römer war da und hat die Rollatoren auf ihre Sicherheit überprüft. Die praktische Übung musste da allerdings wegen des Sturmes verschoben werden. Doch jetzt, frisch geschult und mit geprüften Rollatoren steht den Spaziergängen nichts mehr im Weg.
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